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I^O^-iir denjenigen, der die Absicht hat, sich eine häusliche Sammlung wirklich wertvoller Literatur zuzulegen, besteht wohl kein passenderer Weg, als der, sich der Führung eines in dieser Richtung arbeitenden Verlags Unternehmens anzuvertrauen. Die Literaturgeschichte gibt die Hinweise — , und das richtige Verlagsverzeichnis gibt die praktischen lingerz.ige. Da scheint mir - unter vielen andern, gleichfalls verdienstvollen Sammlungen die aus dem Leipziger Verlage von Hesse & Becker eine der umfangreichsten und passendsten zu sein: die Auswahl umfaßt a'le jeweiligen Richtungen der erzählenden Prosa uni hütet sich davor, in die abwegige nur-literarische Einstellung zu geraten. Drei neue Bände aus dieser Kollektion, die sich „Romane d;r Weltliteratur" betitelt, liegen mir heute vor drei Bände . . . von zwei Autoren. Der ältere von beiden ist Otto Ludwig, der Eisfekler Poet, der sich mit seinem „Erbfcrster" ebenso die Bühne erobert hat wie die Herzen der zeitgenössischen und nachfolgenden Leser mit dsn beiden Romanen „Heiteretei" und „Zwischen Himmel und Erde". Wir haben es, wenn wir zu seinen Romanen greifen, nicht einmal nötig, uns auf den Geschmack vergangener Jahrzehn e umzustellen; vom .strengen kritischen Standpunkt zwar wird dieser oder jener häufig sagen: „dies ist zu breit" . . . und „jenes ist doppelt gesagt" . . Aber dafür sind die Dichter der früheren Zeiten auch für unsere stillsten, gemütlichsten Abendstunden auf dieser Welt gewesen, für jene Stunden, in denen man sich sd recht einlullen und behäbigstimmen lassen will. Wie kostbar die Bauerntypen in d-r unsterbvon der Annedorle, die im ,die Heiteretei" genannt wird, kann vielleicht nur der erheute im Thüringischen lebt. Nicht umsonst heißt es ja, daß der Bauernstand der konservativste unter allen Ständen d's Landes ist. — Und wie ebenbäriig ist Jas iir
lichen Geschichte Dorfe allgemein geschildert sind, messen, der noch
ringische iMilieu in Ludwigs „Dachdecker"Roman „Zwischen Himmel und Erde" getroffen, worden! Die Realistik, zu der dieser Dichter sich bekannte, ließ zwar den tragischen Ausgang dieser Familienepisode unvermeidlich erscheinen, doch war dies auch vom rein künstlerischen Standpunkt vonnöten: auch diese Erzählung ist aus einem Guß.
Der zweite Autor, der jetzt vom Verlag Hesse & Becker in Erinnerung gebracht wird, ist Hermann Kurz, der Schwabe aus Reutlingen. Ein Kind jener Zeit, in der man den biographischen und ethnographischen Roman, erfand, um die Literatur aus dem Nur-Poetischen zum Nützlichen zu erheben. „Der Son11 e n w i r t" allerdings greift etwas tiefer hinein ins volle Menschenleben, er bringt einen. Räuberhauptmann aus der zweiten Hälfte des IS. Jahrhunderts, den Bandenführer Johann Friedrich Schwan, und er bringt ihn inmitten der ganzen sozialen Verhältnisse seiner Z it zur Darstellung. Ein unerhört packendes Bild also gibt Hermann Kurz — und ein umfassendes dazu. Wer jemals in einer müßigen Stunde Schillers knappen Bericht über den „Verbrecher aus verlorener Ehre" gelesen haben sollte, hat bereits die Skizze zu dem Gemälde, das Kurz später aus dem gleichen Vorwurf schuf . . .
Der V e r a V e r 1 a g in H a m bürg bringt in einem sehr hübschen Bande „Seltsame Geschichten aus China" mit r dem Haupttitel „Der Kuß des Esels W u" heraus. Robert Walter plaudert hier in einem so bilderreichen Stil über chinesische Alltagsmärchen und Alltagsweisheiten, daß man vermeint, originale Fabeln aus dem fernen Osten zu lesen. Wieweit dies wirklich der 1 all ist. entzieht sich meiner Kenntnis; darüber konnte wohl nur ein Kenner der chinesischen Volksliteratur sich auslassen. Auf jeden Fall aber s:nd die Weisheiten von seltsamer Anmut: „Die kleine Sin<,rfliege" beispielsweise ist von ergötzlicher Bosheit, die juristische Dialektik in der „Hundegottheit" ist sehr scharf pointiert und jede andere Geschichte hat nicht mindere Klugheitei» in sich.
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