Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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• antimonaraSischen Zeit, umwogt vom Pazi» fismus und ßeleßt durch die Ueßerzeugung, daß „so etwas" nidit noduttaf vorkommen dürfe. Wäre an dieser Ueßerzeugung wirklidj etwas daran, so müßte die ganze Produktionsricbtung ein grauenvolles Tiasko erleßen, aßer es scheint so, afs ob man damit gar nießt rechnen zu müssen gfaußt. Wir ßaßen in aller Kürze rund zehn solcher ßfauuniformierten Tifme, und die Vofks= masse, die jeden dieser Tifme retitaßef jnaeßt, wird kaum ausßfeißen. Warum ? Wieso ße= stätigt sich diese Richtung afs rießtig ? Waßrscheinficß dadurch, daß der deutsche Tifm, der in seiner inteffektueffen Proßfematik am wirk' fichen Lehen vorübergeht, wenigstens in diesen scßeinßar mifitärischen 1 ' ihnen endfidJ einmal ein Mifieu getroffen hat, das feßenswaßr wirkt und das wir äffe am eigenen Leihe kennengefernt haß eii. Mögficßerweise ist diese „ feßenswaßre " Richtung der Zug der kommenden deutschen Produktion ,■ nicht etwa so, daß nun affes andere jallen ge» fassen würde, nein. Aßer fühlbar dodj insoj als man in Berfin dazu üßergeßt, eine tücßtige Dosis Reafismus in die Handfung hin ein zu* ßringen. Die ßfauuniformierten Tifme sind, zumaf sie nicht einmaf die hesten Beiueise für die Umsteffung der Ti/mpßantasie sind, nur ein neßensächfießes Symptom, aßer andere Bifd» werke wie „Die Blumenfrau vom Po'sdamerPfatz", .Die Kfeine aus der Konfektion" und „Heira's= Schwindler" sprechen seßr stark dafür, daß man endfieß „unser" Mifieu zu verwenden ivagt. Es gißt unter den Theoretikern, von denen es audi im Publikum wimmelt, eine ganze Anzaßf, die den Realismus, die Wirkfickkeit, aus dem Tifm verkannt wissen woffen, die immerfort nach „Kunst" schreien. Tis soff gewiß nicht gefeugnet werden, daß die Tonn und Tatsache gewordene Reinheit künstferiseßen Wi/fens auch im Tifm ein köstfich Ding ist, aßer damit alfein ist nun einmaf in Kötzscßenßroda eßensoivenig Gefd zu verdienen, wie mit einem Drama von Essig. Man muß, wenn man das Kind nicht mit dem Bade ausschütten wiff, jedem Charakterzug, jeder Ent» wickfungsmögfidikeit des feßenden Bifdes Ge» rechtigkeit angedeißen fassen, denn jede hat ihre Anhänger. Und warum soffte man den kurzen Rock hefeßden, wenn man eine Trau hat, die nur fange Röcke tragen mag? Der Reafismus ist für den Tifm das, was das Teuiffeton, die Unterhaltungshelletristik für den Lesenden sind: Trank Heffer ist sicherlich kein üßerragender Autor, aßer er und die zu lim echt vief gefästerte Courtßs» Maßler ßaßen nichtsdestoweniger auch eine Lücke in der großen Natur auszufüllen, eine Lücke, die man mit fauter Hauptmännern und Dannunzioien nicht voffzustopfen reim echte. Es ist mit dieser Wirft fidikeitsnähe der Tum* fahef heinaße das gleidie wie mit dem 1 ' Stellungsstil oder mit der Spielleitung. In einem Tifm, der jetzt herauskommt, ist ein Vergnügung fokaf in äff seiner Größe und locken Jen 1 zu zeigen Ein nücbtei nei Regisseur hätte, ins fern man ihm genügend ( reld mitgegeben haben würde, ein großes echtes Etahfissemeni haut, mit wenig Gefd hatte ei u nur einige Ecken ausführen fassen, in diese hinein jedoch äffen erforderlichen Luxus gelegt /'.•• Spielleiter des in Trage stehenden Tilmes aßer ging, weil seine Mittel offenßar einen reichlichen Luxus nicht gestatteten, den echt „ deutschen " Weg, das Lokal so zeigen zu wollen, wie es sich dem ungewohnten und staunenden Blick eines kleinen Mädels offenßarte. Die Dimensionen, in Papier ausgefüßrt und enorm vergrößert, zeigten daßei eine gewisse Tadenscheinigkeit . . . und von der angeßlichen Phantasie des kleinen Aiädels war nur in der Phantasie des Spielleiters etwas vorhanden. Dieser Tall deckt auf, wie sehr seihst heim Betreten neuer Richtungen afte Efentente sich ßehaupten und uns immer wieder von der erstreßten Wirklichkeit e n tfe r n e n. Kein Regisseur der Welt ist jemals ein „kleines Mädel" gewesen, kein Regisseur der Welt, eßenso kein Dichter könnte mit Bestimmtheit sagen : ein armer Teufel, wenn er urplötzlidj dem Kaiser von Cßina gegen* üßerstände, würde Seine Äiafestät als ein Masto» dou mit Eichen fauh und Schwertern empfinden . . . Aßer dennoch wird ein „guter", ein „psychologisch vertiefender" deutscher Regisseur den Kaiser von China in einem expressionistischen Tifm höchstwahr' scheinlich afs Mastodon zur Sdiau Steffen, mit an* deren Worten : ihn von dem ße wußten armen Teufe f sogeseßen werden fassen. Ich kenne keinen deutschen Regisseur, der bereits verrückt wäre, keinen, der sich schon zwei Jahre als „verstört' in einem sofeßen Asyl aufgehalten ßätte . . . Dennoch er* fahren wir aus dem „Kaßinett des Dr. Cafigari" ganz einwandfrei : so und nidit anders afs so erh ficht ein Verrückter die Weft . . . Richtungen ? Ja doch, gewiß : Ridtungen. Und siderfich auch Richtungen, die zu hiffigen sind und die man gern hinnimmt, dann und wann, äffe Jahr zweimal nachdem man, vielleicht auch alle Jahr zweimal, gut zu Aßend gegessen ßat, wunschlos ist und ohne Widersprudy einen Rundgang durch ein expressionistisches Panoptikum mitmacht. Aber so etwas muß wie jeder . . . ismus im Lehen ein vereinzelter Kasus hleißen und darf sid> nicht einer ganzen Tilmproduktion ersdnverend auf die Brust legen. Es ist nidt nötig, daß all diese „ dichterischen Erschauungen " wahr sind, — es ist nidit nötig, daß der arme Teujel den Kaiser von Cßind wirklich als Monstrum empfindet — und die diversen Caligaris der Welt samt und sonders nad einem einheitlichen Rezept ßlöd sind, aßer wenn in de m Augenßlidt, in dem sich eine ge» sunde, feßenswaßre Anschauung unter unsein Tifmfeitenden ßemerkßar macht, gleich wieder eine atavistisde Geistigkeit durchsetzt, so darf man Angst und Bangen vor so reichlichem Kunstwillen hegen. Der ßlauuniformierte Militarismus müßte sonst eines Tages ja auch wieder dahin führen, ein Diditer, ein Tifm „dichter", den Genera ff eld marsdafl X. Y. Z. nicht mehr als Persönlichkeit erßfickr, sondern afs Baal und daß ein psycho» logisierender Spie:, euer in dieselbe Kerbe haut. Dann ist es natürlich mit der mühsam errungenen Richtung üßerbaupt aus und wir lassen uns, um mit den Beinen auf der Erde zu bleiben, unsein en Bedarf wieder ausnahmslos von Mary Pidiforä und Swinny .Swanny in Philadelphia servieren , . . PAII1 ICK ES