Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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?m > iLJ^v\^ fe^E n^ % * Sil sein, sogleich Revolutionäre und Anarchisten erblickt. Der mitgenommene Rohfilm wird mit einem verhältnismäßig hohen Zoll belegt, der jedoch für das wieder eingeführte belichtete Material zurückerstattet wird. Nehmen wir nun an, unsere Expedition sei meinetwegen in Barcelona angekommen. Das Wetter, das bis zur Ankunft glänzend war, verändert sich selbstverständlich mit einem Schlage. Tagelang wartet man auf die richtige Filmsonne. Aus einer Expeditionsdauer von 14 Tagen werden sechs Wochen, und von Hause drängt ein Telegramm nach dem anderen von der hochlöblichen und mit Recht sehr sparsamen Eilmdirektion zur Beschleunigung. Da Müßiggang aller Laster Anfang ist, so kommen auch die Schauspieler auf allerhand schlechte Gedanken, indem sie nämlich mit einem Mal feststellen, daß sowohl die Unterkunft als auch das Essen außerordentlich schlecht und durchaus nicht ihren Wünschen und Ansprüchen Genüge tut. Wer ist an allem schuld? Der Reisemarschall, der Aufnahmeleiter. Die Diva beklagt sich über die zu geringe Aussicht von ihrem Hotelzimmer. Sie hätte gern mehr Meer gehabt und weniger Palmen. Bei dem ersten Liebhaber ist es umgekehrt, außerdem vermißt er eine hinreichend gekachelte Badewanne und die Bohnen im Kaffee. Es ist außerordentlich schwer, Menschen verschiedener Anlagen und dazu noch verschiedener Nationalitäten unter einen Hut zu bringen, aber schier unmöglich, unter ein Hoteldach eine Schar von Künstlern. Ich betone das Wort Künstler! Zürn Künstler gehört nämlich, daß er Launen hat und außerordentlich nervös ist. Erst bei einem gewissen Grad von Nervosität fängt das Genie an. Und vielleicht gehört die Nervosität wirklich dazu. . . . Bisweilen kommt es sogar vor, daß auf ein paar Stunden das Wetter ein Einsehen hat und man wirklich ein paar gute Aufnahmen drehen kann, unter freudiger Anteilnahme der gesamten Bevölkerung. Ueberhaupt wird gewöhnlich die Erfahrung gemacht, daß deutsche Filmleute im Ausland viel freundlicher behandelt und empfangen werden, als zu Hause. Auch von Seiten der Behörden! Noch vor ein paar Jahren hinderten die unerfreulichen Valutaverhältnisse das Reisen ins Ausland. Heute filmt man, sind Außenaufnahmen nötig, viel lieber im Auslande als im Inlande. Abgesehen davon, daß schöne und wirksame landschaftliche Motive besonders in den südlichen Ländern gefunden werden, hat das seinen Grund in der größeren Beweglichkeit, die eben den Filmmenschen im Ausland gestattet wird. Es ist vorgekommen, daß der Kommandant eines italienischen Forts für mehrere Tage sein Befehlsbereich einer deutschen Filmgesellschaft zur Verfügung stellte. Es ist erlaubt gewesen, mitten in der belebtesten Gegend der Großstadt Paris Szenen zu kurbeln, selbst unter dem Umstände, daß in der betreffenden Straße 10 Minuten lang jeder Verkehr stocken mußte. Südliche Länder, wurde gesagt, werden von den 1 ilmexpeditionen bevorzugt, dabei ist besonders an Italien, Spanien, auch an den Balkan zu denken. Ein weiterer großer Vorteil, der im Süden sich darbietet, das ist die heiße, helle Sonne am klaren, tiefblauen Himmel - das heißt, wenn der Himmel blau ist und die Sonne scheint. Denn in dieser Hinsicht hat man gerade während des letzten abnormen Winters unangenehme Erfahrungen gemacht. In Süddeutschland brachen die Knospen auf, in Rom lag Schnee, und an der Riviera tobte Sturm und Regen. Kehren wir wieder zu dem Sorgenträger der Expedition, dem Aufnahmeleiter, zurück. Er trägt die Sorgen, denn er trägt die Reisekasse, und ob am Pude alles stimmt, das ist Zufall und Schicksal. Mit verstörtem Gesicht sieht man ihn bereits nach einer Woche herumlaufen, halb geistesabwesend vor sich hinsingend: Ach, wär'n wir zu Hause, ach, war' es vorbei . . . Dem Aufnahmeleiter geht es in diesem Falle wie dem chronischen Säufer: er ist froh. I I JA h f,-™ § I 29