Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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waren wir im Innern dieses zu Unrecht als „Spielhölle" verschrieenen Etablissements angelangt, als auch schon die zweite furchtbare Enttäuschung meiner Rivieratage zum Durchbruch kam. \\ ie stellen wir uns denn den Spielsaal vor? Wir glauben, man ginge da auf schwellenden Teppichen einher, eine unheimliche Stille herrsche, fabelhaft vornehme Leute liefen mit vor Aufregung roten Gesichtern herum, das strahlende Licht unermeßlich luxuriöser Kronleuchter breche sich in unzähligen Brillanten in Diademen und an ringgeschmückten Fingern . . ., und statt dessen kommt man nun in einen riesengroßen, leidlich hell erleuchteten Saal mit etwa zehn großen Spieltischen, vollbesetzt mit Menschen, welche wie auf der Börse oder wie in einem Theater nach einem sehr aufregenden Akt murmeln und „Rhabarber" brubbeln. Dazu: von Teppichen keine Spur . . . und von Eleganz auch nicht. Ach, was waren das für Menschen. Wir fielen im Abendanzug direkt auf; außer uns und noch einigen Herren, gleichfalls Deutschen, war niemand für den Abend angezogen. Nicht einmal eine dunkle Kleiderfarbe herrschte vor. lud die Frauen! Auch hier dominierten die Engländerinnen, mit Altersstufen, die zusammen Tausende von Jahren ausmachten. Wäre ich nur nie in den Spielsaal von Monte Carlo gegangen! Dann schwebte noch heute ein prunkvolles Bild vor meinen Augen, — und dann würde ich noch heute an die Leidenschaft der hasardierenden Menschheit glauben. Denn was waren das für Männer? Man konnte sie in keine rechte Kategorie von Menschen einreihen: waren es Fabrikanten, Schauspieler, Aristokraten, Arbeiter. Zitronenbauern — oder Fischer? Und das waren die Spieler von Monte Carlo? Ich bin dessen sicher: keiner von diesen Leuten wird den sogenannten „Selbstmörderpark" des Kasinos um eine Sensation bereichern; denn sie alle stierten jedem verlorenen 10-Francs-Chip nach und mehr als diese 10 Franken verloren sie nicht, weil sie nicht mehr riskierten. Es ist sowieso ein ernüchternder Anblick, daß nur noch Chips auf den Tischen hin und her geschoben werden, Gold aber nicht mehr rouliert. Ich glaube, daß den Spielern die große Geste abhanden gekommen ist, seitdem sie die Chips vor dem Eintritt in das Spiel kaufen müssen; — weil ihnen beim Einsatz die Erregung des Momentes fehlt, sind sie kleinlich und engherzig geworden. Ich selbst habe ja auch nur ... 10 Franken eingebüßt; das war das Lehrgeld, der Tribut, den ich dem Fürsten von Monako gezollt habe. Aber das waren alles nur vereinzelte Stunden; neben diesen schmerzlichen Enttäuschungen waren meine Tage der Arbeit geweiht — vom ersten bis zum letzten Sonnenstrahl. Was gab es nicht für Motive zu suchen, und natürlich Motive, die nicht bereits vor uns von jedermann entdeckt sein durften. Da galt es, in die verstecktesten Winkel zu kriechen und das ganze Ensemble mitzuschleppen. Es ist schon so: auf einer Filmexpedition lernt mau in vier Wochen mehr von einer Gegend kennen, als ein Yergnügungsreisender in einem Vierteljahr. Die Vergnügungsreisenden Engländerinnen promenieren vermutlich acht Wochen lang alltäglich auf derselben Promenade; wir mußten für jeden Tag ein neues Motiv ausfindig gemacht haben und uns mit mehr oder weniger Emotionen davor aufbauen. Und das war nicht nur an der Riviera so. sondern auch in Paris. Schließlich war ja auch unser ganzer Pariser Aufenthalt eine Filmreise: Harry Piel hatte es sich in den Kopf gesetzt, einen großen Teil der Atelierszenen mi Gaumont-Studio in Paris zu drehen, wozu ein ganzes Aufgebot deutscher Künstler an den Strand der Seine entführt werden mußte. Für jemand, der die bequeme Lage, den Arbeitseifer und die Akkuratesse in deutschen Ateliers gewohnt ist, bedarf das Arbeiten in Paris einer besonderen Umstellung. Das &£ * x<l * s. rr^a SL ^\\VL ^Ä