Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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solchen wohl anders vorgestellt, denn schon am dritten Tage verließ er. in seiner Künstlerehre aufs tiefste gekränkt, den Schauplatz seiner Untätigkeit. Schon der nächste Morgen brachte Sonne, herrliche Sonne. Unberührt von der Welt lagen diese drei Dörfchen seit undenklichen Zeiten in diesem tiefen Tal. Geschlechter wurden geboren und starben, ohne je etwas von der Welt jenseits der Bergriesen gesehen zu haben. Nur kühne Bergsteiger brachten Kunde von der bunten Ferne da draußen. Noch heute werden die goldgeschmückten französischen Uniformen, die im Tal blieben, als die Heere Napoleons über die Alpen zogen, wie Heiligtümer aufbewahrt und an hohen Festtagen von den Dorfältesten getragen. Wie eine Schar ängstlich aneinander gedrückter Küken liegen die Holzhäuschen da. Jedes mit einer gereimten Inschrift versehen. Eine davon ist mir im Gedächtnis geblieben: WELCHE . ES . DI . ERSTEN . BESASEN . DI . ERSTEN . ES . MVSTEN . VERLASEN . DARVM . DER . ES . WIRST . HABEN . VNDANKBARI . SEIEST . NIT . VND . GOT . VOR . DI . ABGESTORBNEN . BIT. Alles, was die Menschen hier in ihrer Bedürfnislosigkeit brauchen, machen sie selbst. Sie haben primitive Webstühle, zimmern und schnitzen ihre Häuschen und Möbel, haben eigene Gesetze und ihre eigene Religion. Vor langer, langer Zeit ist ein Mönch in dieses Tal gekommen, um ihnen seinen Glauben zu bringen, doch hat er ein Kompromiß schließen müssen. Nun haben sie ein Gemisch von katholischer Religion und Aberglauben. Unter 30 Jahren darf hier kein Mädchen heiraten, denn es sollen möglichst wenig Kinder gekoren werden. Auch Bittgottesdienste werden abgehalten, daß Gott die Kinder unter acht Jahren zu sich nehmen möchte, denn das Tal sei zu eng, um sie alle zu fassen und zu ernähren. Und Gott erhört diese Bitten oft, denn auf dem kleinen Friedhof sind viele Kindergräber — in jedem Grab ruhen drei. Auch hier ist kein Platz für alle. Oft liest man auf den kleinen Holztäfelchen Sprüche wie diesen: Heut auf den Sonnenstich Ist sie aufgegangen Eh d' Sonn noch wendet sich Ist sie vergangen. Mit acht Jahren arbeiten die Kinder, und oft sieht man die zarten Wesen mit schweren Kiepen auf dem Rücken von den Bergen kommen. Die meisten der Leute sollen lungenkrank sein, 1911 ist dieses Tal erschlossen, und nun kommt alljährlich ein paar Sommermonate lange ein Züglein mit drei Wagen aus dem Tunnel und bringt die Fremden, die man aber gar nicht gern sieht. So sind wir nun hineingeschneit in diesen Frieden, und nur, nachdem wir versprochen hatten, den Sonntag zu heiligen und nichts Unrechtes zu tun, hat man uns das Filmen erlaubt. Trotzdem kam es zu einer kleinen Revolte, und zwar meinetwegen. Ich hatte eine Doppelrolle zu spielen: am Lagomaggiore 34