Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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asr<P>-» benützten Dachkammer wird ein Fenster geöffnet. Spinnweben hängen in dichten Ballen an dem Holzkreuz über den trüben Scheiben. Die Atmosphäre drückender Armut und Dürftigkeit erfüllt den ganzen Raum. Und wie nun das Fenster aufgeht, da empfindet man es förmlich auf der eigenen Haut, wie von draußen frische Luft hereinströmt. Man sieht durch den Kaum hindurch das Leben und Treiben auf der Straße tief drunten, und dieses Leben kommt unmittelbar herein in die Bodenkammer und erfüllt sie . . . Oder in einer anderen Szene: In einem Zimmer ringt eine Frau einen schweren Seelenkampf; ihre Nervosität teilt sich dem ganzen Raum mit; sie tritt ans Fenster, und unter diesem fließt langsam ein tiefes Wasser vorbei. Die Durchsicht durch diesen Raum auf das Bild draußen bannt wunderbar sein lastendes Fluidum und erfüllt ihn mit der ruhigen Kühle des stetig dahingleitenden Flusses . . . Eine Wirkung, die nur durch eine Photographie der Wirklichkeit erzielt werden konnte. Und wie sieht die Lichtmaschine aus. mit der Robert Reinert dieses Hexenstück zuwege bring!? Eigentlich sind es — und hier beginnt das Kapitel für die Fachleute unter uns! — drei Maschinen, nämlich je eine mit einem Mercedes-Flugmotor von 260 PS Nutzleitung, 1200 Ampere. 110—220 Volt Spannung; mit einem Argus-Flugmotor von 180 PS, 1200 Ampere, 110 Volt, und mit einem Benz-Flugmotor von 122 PS, 800 Ampere, 110 Volt Gleichstrom. „Demnach verfügen wir", sagt Robert Reinert, ,, mittels unserer fahrbaren Elektrizitätswerke über eine Strommenge von 3200 Ampere bei einer Spannung von 110 bzw. 220 Volt; bedienen wir uns der allgemein üblichen Spannung von 110 Volt, so steht uns eine Amperezahl von 4400 Gleichstrom zur Verfügung. Das hat in München kein Großatelier; und diese ungeheure Menge an Gleichstrom wird auch kein Atelier in Berlin besitzen. In Wechseloder Drehstrom vielleicht mehr, aber Wechsel oder Drehstrom gibt auch nur etwa ein Drittel der Leuchtkraft des Gleichstroms. — Außerdem haben wir eine Windmaschine, die von einem 180-PS-Argus-Flugmotor angetrieben wird, — weiterhin eine Regenmaschine, gekuppelt mit einem 12-PS-Elektromotor und einer Unterseebootspumpe — sowie die dazugehörige Schlauchanlage. Wenn diese Anlage in Betrieb genommen wird, glauben die Leute immer, die Freiwillige Feuerwehr rücke an. Die Wind und die Regenmaschine kombiniert, erzeugen den mächtigsten Sturm und Regen; ja, wir können mit diesen Maschinen sogar einen Schneesturm erzeugen, doch verlangten die „vier letzten Sekunden des Quidam Uhl" eine solche Katastrophe nicht, so daß wir diese Fähigkeit unserer Anlage noch nicht ausnutzen konnten. Unser Lampenwerk besteht, abgesehen von den üblichen Lampenausrüstungen, aus 30 Scheinwerfern aller Dimensionen. Neun davon haben einen Spiegeldurchmesser von 110 Zentimetern, sechs von je 60 Zentimetern, andere von 70, 45 und 30 Zentimetern. Zurzeit bauen wir sogar an einem Scheinwerfer mit einem Spiegeldurchmesser von drei Metern. Zum Lampenpark gehören über 8000 Meter Kabel. Schalttafeln, Scheinwerfertransportwagen und viele, viele andere große Kleinigkeiten. Dieser ganze Wanderzirkus wurde bis jetzt von zwei Büssing-Lastkraftwagen befördert; als Weihnachtsgeschenk kam aber ein dritter. 12,60 Meter langer, 85 PS starker sechsrädiger Büssing-Lastkraftwagen dazu, um seinen beiden überlasteten Kollegen zu helfen. Zwei Personenwagen, ein Mercedes-112-PS-Flugmotor und ein Peugeot-55-PS befördern den „Stab". Nicht zu vergessen sind: unser unentbehrlicher Meldereiter auf dem Motorrad und unsere Gulaschkanone! So eine Gulaschkanone ist wirklich etwas Feines! Wir empfehlen sie jedem, der nicht filmt! Unsere Gulaschkanone ist noch nagelneu und wurde am dritten Tage wieder als unabkömmlich nach Hause geschickt, um wenigstens dem Bureau eine Freude und die praktische Ausnutzung der Gulaschkanone nicht vorzuenthalten. Wie gesagt, sie ist aber heute noch neu; das Bureau hat ihr kein Verständnis entgegengebracht. Und wenn nicht einmal das Bureau, wann hat dann der, der filmt, Zeit zum Kochen? Vielleicht haben Sie einen Interessenten dafür; es werden doch jetzt so viele Militärs gedreht!?" Das sind die Hauptsachen des Lichtwagenparkes Robert Reinerts in München. I 40