Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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beuren, hatten sie sich angekauft, nachdem sie die alte Kampenburg an einen Herrn Stählein verkauft hatten. Aber dieser neue Besitzer hatte nur kurze Zeit das Herrenhaus bewohnt, er war überstürzt abgereist und hatte das Anwesen, da es noch in gutem Zustande war, für ein Spottgeld an ein adeliges Fräulein abgegeben. Für eine alleinstehende Dame war der Besitz eigentlich zu umfangreich, doch wollte Fräulein von Seeheim ihrem Neffen eine würdige Erbschaft bereiten und fand die Kampenburg eine vorteilhafte Kapitalsanlage. Drei Monate später starb sie, und der Neffe zog ein. Er hielt etwas länger aus, nicht aber seine junge Frau, die die Gemächer im linken Flügel des Erdgeschosses bewohnte: genau die gleichen, in denen Herr Stählein und das Fräulein von Seeheim gehaust hatten. Die junge Frau, eine nervenreiche, vibrierende Erscheinung, verlor zusehends den hauchzarten Duft, der gesunde Menschen zu umschweben scheint, sie magerte ab und litt an Halluzinationen. Ihr Mann, breitschultrig und robust, gab sie in ärztliche Behandlung, doch schienen Medikamente ebensowenig anzuschlagen, wie gelegentliche Luftveränderungen, und nach einem knappen halben Jahr starb sie plötzlich an Herzschlag. In der Gegend um die Kampenburg verdichtete sich das Gerede: die Geister sollten sie abgeholt haben. Welche Geister aber? Einer der letzten Herren von Kampen, ein wüster Geselle — so erzählte man sich — , hatte eine Magd zur Geliebten, eine durchtriebene und wenig ehrenhafte Person. Das Verhältnis sollte sich unter den Augen der gnädigen Frau entwickelt haben; als aber die Magd die Kühnheit aufbrachte, sich offen zwischen die Frau und den Herrn zu stellen, kam es zu einem bösen Auftritt, der mit der Ermordung des Mädchens endete. Der Schloßherr selber war der Mörder. Einige Tage darauf wurde die Magd vermißt; ein Knecht, der gleichfalls Anrechte auf sie zu haben vorgab, stellte Kampen zur Rede, und dieser ergriff in seinem Jähzorn einen Spaten, um den Zudringlichen zu züchtigen. Auch der Knecht verschwand spurlos . . . so erzählte man sich in der Gegend. Unter dem Gesinde sollte es ein offenes Geheimnis gewesen sein, daß die Magd ein Kind unter dem Herzen trug, als die Untat geschah, und diese drei Menschenleben, diese drei Seelen sollten nun auf der Kampenburg ein ruheloses Nachwirken haben: sie sollten zu gewissen Zeiten umgehen und die zu Tode peinigen, die sich Herren auf dem Schloß dunklen. Deshalb also fand die Kampenburg keinen Käufer, und Herr Buntschuh bemühte sich lange [ahre vergebens, den Besitz für den Frben der Seeheims zu Geld zu machen. Bis es ihm endlich doch gelang. Ein Herr Steenwijk fand Gefallen am Herrenhaus und am Park; er brachte auch 52 gleich seine junge Frau mit und bestellte einige Handwerker aus der Stadt. Es wurden nur geringe Veränderungen im ersten Stock vorgenommen, im Erdgeschoß blieb alles beim alten. Die Handwerker erfuhren wohl im Dorfe von den Gerüchten, die über die Kampenburg im Umlauf waren, aber sie lachten darüber, wie man eben über derartige Geschichten lacht, wenn man aus einer anderen Gegend ist und mit ihnen nur ganz leise und vorübergehend in Berührung kommt. Sie erzählten auch Herrn Steenwijk nichts davon, und als nach wenigen Wochen ganze Wagen voller Möbel ankamen, traf mit ihnen Maria Steenwijk zum endgültigen Verbleib auf dem Herrenhause wieder ein. Auch sie wählte die Räume zu ebener Erde für sich, weil sie von hier aus die Aufsicht über die Küche leichter ausüben konnte, als von den Zimmern im oberen Stockwerk. Die erste Woche verging, und die zweite auch. Die Freude über den lohnenden Ervverb ließ das junge Ehepaar sich ganz auf sich bescheiden; es vermißte keinen geselligen Verkehr. Dann waren einige Formalitäten wegen des Besitzwechsels zu erledigen, der Amtsvorsteher, eine alte, weißhaarige Bauerngestalt, kam und ging mehrmals, und auch Gärtner aus der Gegend stellten sich ein, um ihre Dienste anzubieten. Steenwijk aber lachte: „Ich finde den Garten sehr schön so! Warum wollen wir die Natur, wie sie sich selbst entwickelt hat, verstümmeln?" In der dritten Woche erst meldete das Mädchen der gnädigen Frau den ersten Besuch: ein Herr Babenfeld, Rittmeister a. D., wollte seine Aufwartung machen. Steenwijk war gerade wieder in der Stadt; das Amtsgericht wollte noch dieses und jenes wissen. Maria empfing ihn voller Neugier. Rittmeister Babenfeld war eine hohe, angenehme Gestalt, besaß ein offenes, gebräuntes Reitergesicht und ein paar helle, frohe Augen darin. „Ich wollte mich als Nachbar vorstellen, gnädige Frau", sagte er zwangslos, „wir werden, sollten Sie längere Zeit hier bleiben, ja doch ein wenig aufeinander angewiesen sein." Maria lächelte: „Warum sollen wir nicht längere Zeit hier bleiben, Herr Rittmeister? Man kauft ein Haus doch nicht auf ein halbes Jahr, wenn man kein Grundstückmakler ist." Babenfeld nickte: „Gewiß, aber die Kampenburg hat darunter zu leiden gehabt, daß ihre Besitzer sehr schnell wechselten . . . oder aber nicht in ihr wohnen blieben." Maria wunderte sich darüber: „Woher ir.ag das nur kommen? Ich finde das Haus gut — und der auch etwas wüste Garten gefällt mir." Babenfeld lenkte ab und sprach von allgemeinen Dingen. Er ging auch bald wieder. Steenwijk brachte aus der Stadt ein paar Pferde mit. dazu einen Knecht und noch eine