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Magd. In einigen Tagen sollte ein Wagen geliefert werden. Dann wollte man den Besuch bei dem Rittmeister erwidern.
Aber ehe es dazu kam, stellte sich in Marias Befinden eine Aenderung ein: sie erwachte mit Gliedern, in denen die Müdigkeit des Abends verblieben zu sein schien. Sie klagte über Sausen in den Ohren und schreckhaftes Empfinden. „Mir ist," erklärte sie, „als ob hin und wieder ein kalter Luftstrom an mir vorbeiwehte."
Steenwijk schüttelte leichthin den Kopf: „Ihr jungen Frauen!"
Aber das Uebel hielt an, es verschlimmerte sich sogar.
Maria Steenwijk war eine schlanke Figur, nicht gerade groß, aber doch von einer körperlichen Beschaffenheit, wie man sie zumeist bei hochgewachsenen Menschen findet: zart und empfindlich. Sie schaute aus großen Augen in die Welt, und unter diesen Augen liefen feine blaue Aederchen entlang, die sich unter dem lichten Rot der Wangen in dünnen Verzweigungen verloren. Dieselben Adern kehrten in den unruhigen Händen wieder, die kühl und feingliedrig waren. Es waren Hände von jener Art, die die Männer so sehr lieben, weil sie auf eine empfindungsreiche Seele schließen lassen. Bei Maria traf diese Folgerung zu; sie gehörte zu den Frauen, welche ein starkes Innenleben mitteilsam nach außen strömen und
nicht danach fragen, ob die Welt so beschaffen ist, daß sie diese reinen Offenbarungen verdient.
„Ihr jungen Frauen!" sagte Steenwijk übrigens oft zu ihr, und er gab diesen Worten eine nachsichtige Milde, wie man sie der Schwäche gegenüber an den Tag legt.
Im zweiten Monat ihres Aufenthaltes auf der Kampenburg wurde Maria zum erstenmal im Schlafe aufgeschreckt; es war ihr, als hätte sie eine klagende Frauenstimme gehört. Sie richtete sich im dunklen Zimmer im Bett auf und lauschte, — die Stimme wiederholte sich nicht. Trotzdem bedeckte kalter Schweiß ihren Körper. Sie legte sich wieder hin und schlief unruhig bis zum Morgen.
Steenwijk lachte: „Du fürchtest dich, Maria, wie?"
Sie verneinte: „Wovor denn? Ich weiß aber nicht, was mit mir ist. Ich habe die Mädchen gefragt, sie haben nichts gehört, — und geweint hat auch keine von ihnen."
Einige Nächte darauf schrillte ein gelles Lachen durch ihr Schlafgemach, und das Gelächter war so stark, daß Maria noch ein Klingen in den Ohren verspürte, als bereits einige Minuten vergangen sein mußten. Wieder lauschte sie aufmerksam, das Herz hämmerte mit unruhigen Schlägen, und heiße Fieberwellen wechselten mit quälendem Frost ab. Das Klingen in den Ohren ging in Sausen über, all
„Ich wollte mich als Nachbar vorstellen, gnädige Frau", sagte er.
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