Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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ihm das Blätterkleid noch fehlt? Oder die amtliche Verfügung treffen, man müsse die Frühlingsstürme eindämmen, weil sie die Sinnlichkeit zu sehr erregen und die Liebessehnsucht steigern? Warum konfiszieren Sie nicht alle nackte Wahrheit und Ihre und der anderen Augen aus dem Kopf heraus, damit nur um Gottes Willen keiner sieht und erkennt, was echte Schönheit ist? ..." Der Zensor hob wie beschwörend seine Hand gegen mich auf. Und faßle mich an der Schulter: „Sie haben mich doch nicht ausreden lassen! Ich wollte sagen: in einem Film würde ich vielleicht — ■ ein so schönes Bild nicht ungern sehen!" Es war also einmal, daß ein Zensor ein aufrichtig Wort sprach. Vielleicht wird man von nun ab die Schönheit nicht mehr so strenge zensurieren? Das anekdotische F i 1 m 1 a n d Von Alexander Alexander Die Braut. Josef Vikakel, seit zwanzig Jahren Oberregisseur am Stadttheater in Bumske an der Radauke, von Figur etwas buckelig, von Angesicht reichlich mies, Haare bis auf achtzehn Exemplare alle eingegangen, hat läuten hören, daß es in Berlin viele Regisseure geben soll, die ihre Frauen als Filmstars herausbringen, sie durch ihre gegenseitige Arbeit lancieren und Geld wie Heu verdienen. Josef Vikakel ist sich schon lange klar darüber, daß er in Bumske an der Radauke in einem gottverlassenen Nest sitzt und daß die Bürger dieses, in der Weltgeschichte keine Rolle spielenden Städtchens, seine künstlerischen Qualitäten und Fähigkeiten nicht zu schätzen wissen, und — last not least — ist er sehr böse darüber, daß die hohe Direktion seit acht Jahren seine Gage auf 250 M. den Monat belassen hat; denn er kann seine Jugendträume nicht vergessen, seine Jugendträume, ein Künstler von Weltruf zu werden, mit viel Geld, mit einem Automobil und mit einer Villa in Nizza, das er nur von Hörensagen kennt. In schlaflosen Nächten hat Josef Vikakel einen Plan ausgeknobelt. Schließlich ist er ja nicht Statist in Bomske an der Radauke, er ist auch nicht ein kleiner Wurzenschauspieler, auch nicht Inspizient; zwar ist er nun nicht gerade Direktor, aber was gleich danach kommt, i s t er „Oberregisseur". Der „Oberregisseur" Josef Vikakel will eine reiche Frau heiraten, mit ihrem Geld eine Filmgesellschaft gründen, sie als Diva und sich als Meisterregisseur lancieren. Der „Oberregisseur" Josef Vikakel begibt sich zu einer Heiratsvermittlerin. Josef Vikakel eröffnet ihr seine Pläne und sagt: „Erstens muß die Frau reich sein, zweitens muß sie schön sein, drittens muß sie interessant sein, viertens muß sie pikant sein, fünftes muß sie eine gute Figur haben, sechstens darf sie mich nicht betrügen, siebentens muß sie intelligent sein, achtens muß sie jung sein, neuntens muß sie aus bester Familie sein — " Da fällt ihm die Heiratsvermittlerin ins Wort und sagt: „Und zehntens muß sie, wenn sie alle d i e Eigenschaften hat und Sie dann heiraten soll, auch noch meschugge sein!" Darauf antwortet der „Oberregisseur" Josef Vikakel mit dem Tone des völligen Einverständnisses: „Meschugge darf sie auch sein!" — Die Gespenstertrikots. Wir wollten eine Gespensterauf nähme machen. Und zwar sollte man von den Gespenstern nur die Hände sehen; von dem einen die Hände einen Dolch umschließend, von dem anderen, die Hände verkrampft, wie wenn sie jemand erwürgen wollten. Die technische Durchführung dieses Tricks ist sehr einfach. Vor einer schwarzen Samtwand werden die beiden Gespensterdarsteller, in schwarzen Trikots, die nur die Hände freilassen, die also auch den Kopf verhüllen, photographiert. In der Vorführung sieht man nachher natürlich nur die unbekleideten Hände. Ich gehe zum Kostümverleiher Otto, um schwarze Trikots auszuleihen. „Schwarze Trikots kannst du kriegen," sagt Otto, bloß für die Koppe habe ich nischt." „Ich muß bis morgen die Trikots haben und natürlich auch Trikothauben für die Köpfe-, antwortete ich. „Na, ich werde sie schon besorgen," erwidert mir der Kostümverleiher, „morgen hast du die kompletten Trikots." Am nächsten Tag erhalte ich auch die kompletten Trikots. Die Aufnahme klappt und die Gespensterszene ist ausgezeichnet gelungen. Am folgenden Sonnabend erscheint Otto, um die Rechnung für die Trikots zu präsentieren. „Wo hast du damals die Kopftrikots so schnell herbekommen?" frage ich ihn. „Och, furchtbar einfach! Ich habe nur ein paar alte schwarze Schlüpfer von meiner Frau zerschnitten und daraus die Kopfhauben gemacht. 77