Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Gestern nun ist unverhofft meine Frau aus Italien zurückgekehrt. Sie hatte mir versprochen, sich drei Monate zu erholen, aber die Sehnsucht nach mir, ließ ihr keine Ruhe. Das war für mich natürlich sehr fatal. Wie nun erstens meiner Frau verschweigen, daß ich glücklicher Besitzer eines Wagens geworden war, den meine Frau schon immer ersehnte, den ich ihr aber immer aus Sparsamkeitsrücksichten aus dem Kopf schlug, — und zweitens meiner Lo, daß ich verheiratet bin. Die Angst, daß Lo es eines Tages doch erfahren könnte und der drohende, unvermeidliche Skandal machten mich nervös. Heimlich traf ich mich mit ihr, bat sie unter allerhand Vorhaltungen, doch nicht mehr bei mir anzurufen. Ich glaubte, sie würde stutzig werden, aber nein, — im Gegenteil. Sie sagte mir nur, ich sollte sie jeden Vormittag abholen. Ich setzte ihr auseinander, daß ich zunächst acht Tage geschäftlich verreisen müßte. Sie war nicht sehr einverstanden und verlangte, daß ich sie mitnehme, wie sich das doch gehöre. Tausend Gedanken durcheilten meinen Kopf. Endlich gelang es mir, sie zu überreden, und ich versprach ihr. sie sofort nach meiner Rückkehr anzurufen. Meinen Wagen stellte ich ihr zur Verfügung. * Die 8 Tage gingen vorüber, ich war mir dessen klar, daß die Rendezvous mit Lo seltener werden, wenn nicht gar ganz aufhören mußten. Es war an einem Sonntag vormittag, zu der Zeit, wo ich sonst mit Lo auszufahren pflegte, als mich meine Frau bat, mit ihr ein wenig den Kurfürstendamm hinaufzugehen. Wir gingen. An der Wilmersdorfer Straße blieb ich plötzlich stehen. Ich traute meinen Augen nicht. Lo kam dahergefahren, neben ihr am Steuer, in meinem Wagen, saß ein fescher junger Mann, dem sie zärtlich das Haar streichelte. Lo sah mich nicht. „Siehst du," unterbrach plötzlich meine Frau meine Gedanken, „könntest du nicht auch einen solchen Wagen haben, wie schön wäre das? Ein solcht-rWagen wäre mein Ideal, nur für uns zwei." Fast dieselben Worte hatte jüngst Lo gebraucht. Ich war über Lo ganz perplex. Freundinnen erfüllt man jeden Wunsch, dachte ich bei mir, warum also nicht der eigenen Frau? Ich tröstete meine Frau und versprach ihr, ihrem Wunsche nachzukommen, und genau denselben Wagen, wie sie ihn eben gesehen, zu kaufen. * Seit dem Tage versuche ich vergebens. Lo zu erreichen. Ihre Wirtin sagte mir, sie wäre plötzlich ausgezogen und das Auto hätte sie mitgenommen. Wenn ich nun auch schon den Verlust Los zu beklagen hatte, aber meinen Wagen wollte ich doch wenigstens retten, um meine Frau damit zu überraschen. Nervös kam ich nach Hause. Meine Frau empfing mich mit der üblichen Frage. Sie war ungeduldig, aber ich. ich wollte doch nicht noch einen Wagen kaufen, was sollte ich denn mit zweien?" 84 ,.Ich habe noch 3300 M. von dem Gelde, das du mir mit nach Italien gegeben hast.'' sagte beleidigt meine Frau. „Ich werde mir jetzt selbst einen Wagen kaufen; bei der heutigen Kapitalnot werde ich unter den Annoncen schon einen passenden finden!" „Für 3000 M. bekommst du doch nichts Gescheites." Aber meine Frau war schon ärgerlich fortgegangen. Kaum war die Tür ins Schloß gefallen, klingelte das Telephon. Es war Lo. Gott sei Dank! Aber sie hatte einen so nervösen Ton: ich möchte ihr Schweigen entschuldigen, sie hätte schon solche Sehnsucht nach mir gehabt und ob ich nicht so gut sein wollte, ihr auf zwei Monate 3000 M. zu borgen. Sie möchte sich selbst einen Wagen kaufen, mein Auto wäre nicht schön genug. Ich dachte, ich sollte aus den Wolken fallen. Das war das schärfste! Zwei Frauen quälten mich jetzt wegen eines Autos. Lo aber bestand darauf. Uebrigens käme sie heute nachmittag mal zu mir, sie hätte mich im Verdacht, eine andere Freundin zu haben — und das erlaubte sie nicht. Damit beendigte sie kurz das Gespräch. Was sollte ich nun tun? Ich war dem Irrsinn nahe. Da kam meine Frau schon wieder zurück, in der Hand eine Zeitung mit einer Annonce: ..Wegen Geldmangels Sportzweisitzer zu verkaufen." * Acht Tage waren seitdem wieder vergangen. Lo war. Gott sei Dank, nicht gekommen. Ich hätte nichts mehr von ihr gehört, wollte auch nichts mehr hören. Der Verlust meines Wagens berührte mich zwar sehr schmerzlich, aber besser so, als daß meine Frau davon erfahren hätte. Einen solch' schönen und noch dazu so billigen Wagen würde ich wohl nie wieder bekommen. Ich verwünschte den Tag, da ich nach Potsdam gefahren war. Da kam meine Frau in mein Zimmer: „Du, was sagst du dazu, endlich habe ich einen Wagen, — und, falle nicht auf dne Rücken, denselben Wagen, den wir neulich an der Wilmersdorfer Straße gesehen haben. Er war sehr billig, nur 3000 M., er gehörte einer jungen, entzückenden Dame, die ihn wegen Geldmangels so billig abgab. In zehn Minuten ist er hier." Ich wußte im Moment nicht, was ich sagen sollte. Sollte es wirklich — — — ? Aber das war ja gar nicht möglich! Die zehn Minuten vergingen. Dreimaliges Hupen, ich zuckte zusammen, ging mit meiner Frau zusammen hinunter und • wahrhaftig, der Mensch vom Sonntag und bringt mein Auto. Genau so, wie ich es zum letztenmal verließ. Nur statt des Affen vorne am Kühler, hatte Lo einen Esel angebracht, der mich ansah, als ob er sagen wollte: „Kollege, das hättest du billiger haben können."