Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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dem stützt sich — abermals ein Zeichen der naturalistischen deutschen Filmkunst, auf die Voraussetzung einer rettungslosen Armut, der die Bewohner eines ganzen Stadtviertels zur Zeit der österreichischen Inflation verfallen sind — oder besser gesagt: verfallen waren. Daraus resultiert die Tatsache, daß dieser Film alle Düsternisse des Lebens grau in grau malt, mithin gerade das ist, was man eigentlich im Auslande nicht gerne sieht. Gegen diese häufig grundsätzliche Einstellung der deutschen realistischen Filmpoesie ist vom produktionswirtschaftlichen Standpunkt schon oft genug geeifert worden, — wir wollen darüber hinwegsehen und uns an das Tatsächliche der Filmdekorationen halten, das uns heute an erster Stelle interessiert. Es ist eine lange Kette von Elendsfilmen, durch die die deutschen Filmpoeten sich ihren erkenntnisarmen Weg gebahnt haben, — erkenntnis a r m in der Beziehung, daß sie noch immer nicht einsahen, wie wenig gefällige Wandlungsmöglichkeiten das einseitige Elend freudloser Gassen in sich schließt. Und es sollte doch eigentlich gerade unser Bestreben sein, durch irgendwelche heiteren Erfindungen, zu denen der deutsche Spiritus immerhin noch fähig sein sollte, der Lebenslust neue Kräfte zuzuführen. Im Grunde genommen ist es ja das, was wir auch gegen das endlose und blöde Malheur einzuwenden haben, das den „letzten Mann" traf. Gewiß ist es künstlerisch zu verstehen, daß die grauen Farben der Trostlosigkeit inspiratorisch auf d i e wirken, die nicht alltäglich von ihnen umgeben sind, — sie sind auch weniger der Verkitschung ausgesetzt, als die sonnige Heiterkeit sogenannter kommerzienrätlicher Behausungen, aber wir kommen filmisch nicht zu einer größeren Weltgeltung, solange wir die Wahrheit nur im Verfall suchen. Sämtliche Bauwerke, die für „Die freudlose Gasse" in Staaken gebaut wurden, sind vom filmarchitektonischen Gesichtspunkte aus vorzüglich gesehen worden, sie atmen sozusagen das grauenvolle Elend aus. sie verdeutlichen d>e hygienischen und moralischen Gefahren, die mit der Freudlosigkeit gewisser Verfallzeiten und Verfallgegenden verbunden sind, — aber sie w'rken nicht befreiend auf uns, sie lähmen eher den menschlichen Optimismus und sind nicht immer dessen sicher, jene „bessernden Wirkungen" zu erzielen, an die man auf der Produzentenseite so gerne denkt. ..Zwischen den Aufnahmen" ist bisweilen eine Minute Zeit, die kommenden Arbeiten zu überdenken, ihre prinzipielle Einstellung durchzuhecheln und das zu kommentieren, was gegen, was für sie spricht. Und so kommt man denn schließlich zu dem Ergebnis, daß die Freude doch der hehrste Götterfunken ist — und daß wir der belasteten Epoche, die wir gegenwärtig nachkriegerisch durchschreiten, am meisten dadurch dienen, — daß wir dann am besten gegen ihren störenden Stachel locken, wenn wir der freudvollen Sonnenseite die Augen zukehren. Nicht die freudlose Gasse sollte uns richtunggebend sein, sondern ihr wörtliches und faktisches Gegenteil. Dann haben wir mehr Aussichten darauf, endlich zu gesunden . . . 88