Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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wandte, in iolgter Tod unerhörter des Wortes Vi erke sei , das tief in on ergreifender Gewalt sind die beiden Verdeutschungen HuysmanscherDichtungen.die in der Sammlung „Das Neue Buc h " im Verlage Gustav Kiepenheuer, Potsdam, erschienen sind. Joris Karl Huysman stand staatlichen Diensten; sein 1Q07 erhat der Erde einen Menschen von Belesenheit und stärkster Bildkraft genommen. Als erstes der beiden ,Tief unten" genannt, ein Buch, die Bereiche des religiösen Aberglaubens, des Satanismus, eindringt und Berichte von beispielloser Grausamkeit und wildester Pervertiertheit bringt. „Tief unten" — , das heißt etwa: am Abgrunde menschlichen Irrwahnes, menschlicher Leidenschaft und menschlicher Wollust. An Hand eines längst begrabenen Prozesses aus dem dunklen Mittelalter, geht der Held der Geschichte, der Schriftsteller Durtal, den noch heute vorhandenen Resten des Satanismus mit all seinen Riten, mit der Schwarzen Messe, nach, er erörtert die phantastischen Einbildungen des Iukubats und Sukkubats und kehrt doch, aus den Kreisen verirrter Hysteriker zur sauberen Vernunft zurück. Was nur irgendwie in organischem Zusammenhang zur „praktischen" Dämonie steht, hat Huysmans an historischen Beipielen zusammengetragen. Ein wenig derb bisweilen im Ausdruck, aber doch, wenigstens in der Verdeutschung v >u Victor Hennig Pfannkuche, prächtig plastisch und treffend. Das zweite Buch Huysmans ist „Gegen den Strich", übersetzt von Hans Jacob. In diesem Roman setzt sich Huysmans mit dem Problem der intellektuellen Weltflucht auseinander, und das in einer so abgrundtiefen, trostI i ,i Weise, daß Barbey d'Aurevilly 1SS4, kurz nach dem Erscheinen von „A rebours", schrei ben konnte: ..Nach einem solchen Buche bleibt dem Verfasser nur noch die Wahl zwischen der Mündung einer Pistole und dem Kreuz." Bekanntlich ging Huysmans acht Jahre später tatsächlich ins Kloster, und zwar wählte er die Trappisten: das, was er in „Gegen den Strich" ausführt, sind also wirkliche Seufzer einer gemarterten und — übersättigten, zweifelsvollen Seele. Der Held des Werkes, des Esseintes mit Namen, ist ein in allen Fächern der Zeit überaus gebildeter Mensch, er ist in den antiken Kulturen ebenso zu Haus, wie in den psychologisch orientierten Literaturen, in der ars amandi. in der Medizin oder in irgendeinem künstlerischen Ressort. Aber was hilft seinen übersättigen Nerven das \\ issen? Was hilft ihm seine Auflehnung gegen die Gesellschalt, sein Wunsch, sich in cm „privates" Kloster zurückzuziehen? Er geht gerade an der Einsamkeil zugrunde und muß sich nach einigen Jahren — die Teilnahme an der menschlichen Obenlächlichkeit ärztlich verschreiben lassen . . . Das dritte Buch aus der Reihe „Das Neue Buch" ist von Nikolai Gogol: „Abende auf d e m V orwerke bei D i k a n j k a". Es sind sozusagen Erzählungen, alle mit einem kleinen geheimnisvollen Einschlag. echt Gogolsche Schöpfungen, die fesseln und nicht loslassen, bis nicht die letzte Seite umgeschlagen ist. Was der Bienenzüchter Panjko der Rote hier berichtet. gehört zu dem weniger Bekannten au^ Gogols 1 eder, aber dennoch ider vielleicht gerade deshalb, ist all dies so ganz kosakisch, s > ganz russisch-slawisch. Der Literaturfrtund wird vielleicht gerade an diesen „Abenden" erkennen, daß die russische Romantik ein Ding an sich, etwas „Unromantisches", etwa Realistisches ist. Das, was bei uns. als Produkt eines deutschen Erzählers, nachempfundene Artistik wäre, ist bei Gogol wahre Volkstum, also Realismus . . . Alan lese diese seltsam E FUHRENDE ERSCHEINT WOCHENSCHRIFT M I.TTWOCH 100