Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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gigen Interessen gebildet hat, und wo ein Verein ist, — „da lass' dich ruhig nieder", — ■ denn anderswo kann man nicht Mitglied werden. Was wird jedoch der seriöse Leser denken, wenn er erfährt, daß sich in Deutschland ein „Verein der Tom MixFreunde" gebildet hat? Der Zweck dieses Vereins ist nun nicht etwa die Abfassung von Huldigungsadressen, sondern die Veranstaltung sportlicher und filmischer Unternehmungen. Er wird, wenn ich nach dieser ersten Verlautbarung seiner Leitung urteilen darf, in Karlshorst CowboyRennen veranstalten, wird einen „Rund um Deutschland"-Flug mit wertvollen Ehrenpreisen arrangieren und wahrscheinlich auch ein Motorrennen auf der Strecke Hamburg — Berlin — Breslau — Dresden — München. Denn — das i s t Sport! Und er wird filmische Pläne zur Tat werden lassen: er wird all diese prachtvollen Sportveranstaltungen filmen, sie in eigenen „Tom Mix"-Theatern uraufführen, er wird einen Stab von Operateuren beschäftigen und irgendeine überragend gewaltige Kiste aushecken, um von sich reden zu machen. So nehme ich an, w eil ich annehme, daß ein Verein, auch \\ cnn er nicht der Bekämpfung von Blattläusen dient, doch einen vernünftigen Zw eck haben muß. Werde ich aber nicht in meinen Erwartungen enttäuscht sein, — oder: wird auch nicht mein Freund, der jedem Verein hold gesinnt ist, an diesem „Verein der Tom 1/ ix Freunde" zum erstenmal einen grausamen Hereinfall als Urdeutscher erleben? Zur Stunde, da ich dies mir von der Seele schreibe, regnet es draußen in Strömen, denn es ist Wahlsonntag — und die deutsche Nation hat sich zwischen Hindenburg und Marx zu entscheiden. Ich n her lasse der Nation die Entscheidung und erkläre jedem Schlepper, daß ich durch Tom Mix an der Wahlbeteiligung verhindert bin. Denn gerade heute hält Tom Mix programmgemäß seinen Einzug in Berlin, und an diesem Einzug wird sich, Wie ich erfahre, der Verein beteiligen. Er wird sich, so lese \ch, „beim Empfang des Präsidenten Tom Mix in hervorragender Weise betätige n". Und diese Betätigung gibt auch mir zu tun: zwar nicht als Vereinsmitglied, wohl aber mit der Untersuchung, — „wie kommt bei uns, die wir doch eigentlich ganz andere Sorgen .8 haben, so urplötzlich ein solcher Verein tür Tom Mix zustande?" Hier haben wir die Lösung des Rätsels: Sitz des Vereins ist — die Deutsche VereinsFilmA.-C, Unter den Linden 16, — hier befinden sich die Geschäftsräume der Tom Mix-Anbetung. Und hier, so vermute ich, befinden sich auch die gesamten Mitglieder des Vereins. Jene Mitglieder, die „um den Deutschen herum" einen Reklame-Verein legen zu können glauben, auf den der Urdeutsche hereinzuschlittern hat. Sicherlich gibt es eine Anzahl von Jünglingen und Jungfrauen, denen der Habitus des wilden Tom soweit zusagt, daß sie nicht mehr anders können, als ihre Begeisterung einem Verein mit sportlichen und filmischen Zwecken zuzuführen . . . Der Weg der Tom Mix-Freunde ist mithin durchaus gangbar: warum sollte nicht die R. Z.-Gesellschaft, die die Roma Zelanda-Filme importiert, einen Verein der Roma Zelanda-Freunde ins Leben rufen? Warum soll es nicht wirklich einen Verein der Henny Porten-Freunde, einen Verein der Lucie Doraine-Freunde geben? Warum sollte beispielsweise Conrad Veidt, der in seinen Firmen leider etwas unbeständig ist, nicht einen Manager beschäftigen, der einen Verein der Conny-Freunde begründet? Der Zweck wird zumeist die platonische Verehrung des betreffenden Künstlers sein, da ja nicht jeder Filmstar Cowboy mit sportlichen Interessen sein kann, manch ein Star, wie man behauptet, sogar einen Heidenbammel davor hat, zu Pferde zu steigen . . . Der Weg — wie gesagt — ist durchaus gangbar, wenn er auch nicht ausschließt, daß bei der deutschen Eigenbrödelei bald Vereine der Lucie Doraine -Feinde . . . oder der Evi Eva -Gegner dazukommen würden. Ob der Filmindustrie damit gedient ist, daß derartige Torheiten begangen werden, ist allerdings eine andere Frage. Auf der einen Seite nämlich strebt die Menschheit dahin, dem Film die Wertschätzung auch der ernsthaften Menschen zu erringen, ihn allgemein in der Achtung empor zuzüchten, — und andererseits glaubt man noch immer, die Popularität auf eine gerade entgegengesetzte Weise zu steigern. Ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, daß der Ruf des Filmes auf diese Weise, die etwas deprimierend wirkt. auch nur um einen Deut gebessert werden könnte. Paul 1 c k es.