Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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TAT10MEN IPtlffBllt! ^ittttlt Sehen Sie, — das ist Tragik! Mit einem Schlage nahm das Leben des Gänsebuben Wilhelm eine jähe Wendung. Alle Ruhe und Heiterkeit waren dahin — , ein verzehrendes Sehnen lag über dem dunklen Kindergesicht. Was war geschehen? Je nun — an einem Sonntag nachmittag wandelte Wilhelms Vater die Lust an, nach der Stadt zu gehen — die Stadt war Mannheim — . Eben zerklopfte er noch Knochen, die vom Sonntagsbraten übrig geblieben waren, für die Hühner, die das besonders gerne fraßen, dann hielt er die Hände unter den Brunnen, trocknete sie an einem gestreiften Taschentuch, zog seinen Sonntagsrock an: — und schon gings, den kleinen Wilhelm an der Hand, über den Rhein, nach Mannheim. Am Schloß vorbei, zum Kaufhaus hinunter, nichts anderes im Sinn, als vor jedem von all den vielen Fenstern der schönen Geschäfte — die es im Dorf nicht gab — stehen zu bleiben, sich alles anzusehen, und dann, ohne auch nur das geringste zu kaufen, wieder nach Hause zu gehen. Da war aber e i n Fenster, das stach dem kleinen Wilhelm ganz besonders in die Augen: mitten unter vielen Süßigkeiten und Kuchen stand eine prächtige Käsetorte, oder wie man sie hier zu Lande nennt: eine Quarktorte. Dem kleinen Wilhelm lief das Wasser im Munde zusammen — und wer weiß, wie lange er vor dem Fenster stehen geblieben wäre, wenn sein Vater auch so gerne Käsekuchen gegessen hätte wie er. Aber den zog es hin zum Brückenkopf, alswo er ein gutes Glas Bier trank und zwei Speirer Brezeln kaufte, eine für sich und eine für Wilhelm. Doch heute mußte er beide essen, denn Wilhelm hatte nur Appetit auf Käsekuchen. — Unterwegs, auf der Landstraße, als eben das Bimmelbähnle vorbei gefahren war, kam ganz unvermittelt die Frage: was kostet wohl ein Käsekuchen? — „Drei Mark". Und ein Stück davon? — „Zehn Pfennig". — • Von diesem Tage an, hatte Wilhelm nur noch einen Wunsch: — ein Stück Käsekuchen! Nachts träumte er, es gäbe zum Frühstück Käsekuchen; als er aber hinunter kam in die Küche, gab es nichts als nur das gewohnte Schwarzbrot. Nie hatte es so schlecht geschmeckt — , nie rutschte es so schwer die Kehle hinunter. — Als er mit seiner Gänseherde auf die Weide gekommen war, versank er in ein Sinnen, das darin gipfelte: — wie komme ich zu einem Stück Käsekuchen? — Er überlegte hin und her: die Mutterkonnte ja sehr guten Kuchen backen, aber an Festtagen gab es nur einen großen „Dicken", das war ein runder Kuchen von dem Durchmesser eines mittleren Wagenrades, und nur zur Kerwe — das ist Kirchweih — gab es Kuchen aller Art: „Bunt" hier Napfkuchen genannt, „Kranz" den Vater immer selber machte; „S t r e u s e 1"-, „Z w i e b e 1" und — — „Käsekuche n", Wilhelms Lieblingskuchen. 11