We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.
Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.
Vor einem Lichtspielhaus in Tokio
Meine japanischen Kollegen
V 0 X
Carl W. Tettin
r/7\^\ Äi-nn ich heute an die vielen, kL<r?U m beinahe allzuvielen Eindrücke meiner mehr als einjährigen Fahrt durch den fernen Osten und die Südsee zurückdenke, so will es mir fast scheinen, als verdanke ich doch die nachhaltigsten Bilder nicht der lauen, verweichlichenden Umgebundenheit der Tropen, nicht der schier unermeßlichen Mannigfaltigkeit an Farben und Reizen der indischen Inseln südlich von Ceylon und nördlich von Australien, — sondern bereits wieder jenen Strichen Asiens, in denen die Zivilisation sich nich mehr auf etliche wenige Europäerviertel beschränkt, sondern in ganz neuer, eigener und eigenartiger Prägung Vergleichsmomente zu der Kultur bot, die mir gewohnt und vertraut war. Zwar war die wilde Ursprünglichkeit auf den Inseln der holländisch-indischen Südsee mehr daheim, aber nicht s i e fesselte auf die Dauer das
an reglementierte Ordnung gewöhnte Gehirn europäischer Denkungsart, sondern eher und weit mehr war dies das Land des Mikado, das Land der aufgehenden Sonne: Japan. Hier war es, wo ich nach vielen Monaten der Ungebundenheit wieder unmittelbar das Wirken einer gestrengen Obrigkeit verspürte, und wenn diese Empfindung sich auch fast ausschließlich im Unterbewußtsein manifestierte, das Auftreten uniformierter Polizisten also durchaus nicht vonnöten war, so war sie doch in einer seltsam beruhigenden Weise vorhanden . . . Japan wurde für mich, nachdem ich den weichen Boden der Südseeinseln hinter mir gelassen hatte, der Zentralpunkt asiatischer Zivilisation überhaupt, und wieder und immer wieder zwangen sich mir die Vergleichsmomente auf, ohne die man nun einmal kein fremdes Land dieser Erde zu betreten vermag. Es ist ja nicht erforderlich, daß diese Vergleiche irgendwelche Kritik in
29