Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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ken . . . Und dann war er, da das Souper sich bis in die frühe Morgenstunde ausdehnte und etwas reichlich mit Alkohol durchsetzt war, so um vier Uhr herum heimgekommen. Die Portiersleute hatten ihn nicht zurückkehren sehen. denn er gehörte zu den wenigen Mietern des Hauses, die sich im Hinblick auf ihren Beruf einen Hausschlüssel zu erkaufen verstanden hatten .. . Jedenfalls war es vier Uhr geworden . . . Und jetzt, um zehn Uhr, lebte er immer noch . . . Und doch stand dort im „Matin" . . ., daß er bereits vor zwölf Stunden in einer Droschke sein Leben ausgehaucht hatte . . . Sonderbar war das . . . Was war da zu tun? Jeder andere Sterbliche hätte nur einen Einfall gehabt: er wäre sofort zum Telephon gelaufen und hätte entweder beim Arzt, oder bei der Polizei . . . oder sonstwo mitgeteilt, daß er in keiner Weise gestorben sei. Aber Herr Leblanc fand einen so selbstverständlichen Schritt für unter seiner Würde, — er überdachte scharf und eingehend, welche Maßnahmen seinem Ruf als besten Kriminalisten Frankreichs am zweckdienlichsten sein würden, und er kam zu dem Schluß, daß es ratsam sei, sich erst einmal seinen Doppelgänger im Sanatorium Bonhomme anzusehen. Darüber beruhigte er sich sehr beträchtlich, verzehrte in Ruhe sein kleines Frühstück, schärfte der Wirtschafterin Amelie Tufftar ein, nie und nimmer ans Telephon zu gehen, mochte man dort auch schellen wie zur Messe in der Notre Dame, — und begab sich dann, bewaffnet mit seinem graziösen Knötchenstock, auf die Straße, um die erforderlichen Erhebungen anzustellen und dann seiner vorgesetzten Dienstbehörde bereits mit den nötigen „Unterlagen" dienen zu können . . . Das war um elf Uhr, — aber um halb zwölf war Herr Leblanc noch keinen Schritt weiter gelangt in seinen Bemühungen. Dr. Bonhomme war ein sehr sympathischer Herr mit anerkennenswertem Schmerbauch, jedoch ohne eine Spur von kriminalistischem Instinkt. „Ich möchte den toten Leblanc sehen!" sagte Richard Leblanc zu Herrn Bonhomme, „er war ein guter Bekannter von mir, — und mich betrübt sein so plötzliches Hinscheiden in kaum zu schildernder Weise!" Herr Dr. Bonhomme hob betrübt die Schultern: „Alle Welt fragt heute nach Leblanc . . . Aber ich bedaure: der Leichnam ist eine Stunde nach seiner Einlieferung abgeholt worden!" „Abgeholt — ?" staunte der lebende Leblanc. „Ich bitte Sie, von wem ist er abgeholt . . . und wohin?" „Von seiner Gattin, mein Herr . . . O, wie die gute Dame geweint hat! Ich mußte sie sehr trösten . . . Und sie fragte mich, ob es ein Wiedersehen nach dem Tode gäbe — " erwiderte Dr. Bonhomme. „Und was haben Sie geantwortet?" forschte Richard Leblanc. 50 „Natürlich! — habe ich geantwortet. Natürlich gibt es ein Wiedersehen nach dem Tode! Man spricht ja als Arzt so oft gegen seine Ueberzeugung, lieber Herr, so daß es auf eine Lüge mehr nicht ankommt, nicht wahr?" „Unsinn," warf der lebende Leblanc ein, „ich meine, Sie konnten doch den Toten nicht ohne weiteres herausrücken. Wie hat sich die Dame legitimiert? Sie hatte sicherlich keine Legitimation bei sich, nehme ich an." Dr. Bonhomme lächelte gutmütig: ..Ach, Legitimation, mein Herr! Wenn Sie die Nachricht erhalten, daß Ihre Frau irgendwo liegt, dann stecken Sie sich auch nicht erst Ihren Trauschein oder den Militärpaß ein, — Sie laufen von Haus weg, wie Sie gehen und stehen!" „Hören Sie," widersprach Richard Leblanc. „mir könnte das nicht passieren! Ich habe keine Frau, ich bin nicht verheiratet! Aber wenn ich eines Tages auf der Straße umkommen würde, würde mich infolgedessen auch keine Frau vom Sterbelager weg reklamieren können! Gestatten Sie also, daß ich mich vorstelle: — mein Name ist Leblanc!" ..Freut mich", sagte Dr. Bonhomme mit einer leichten Verbeugung. „Sie sind ein Verwandter des Toten, ja?" „Ich bin der Tote selbst!" Dr. Bonhomme wurde stutzig; ein Arzt ist ja stets mit der Vermutung bei der Hand, daß bei der übrigen Menschheit irgendetwas nicht stimmt. Also faßte Dr. Bonhomme den Kriminalisten scharf ins Auge, retirierte zu seinem Schreibtisch und faßte hier wie absichtslos unter die überspringende Kante der Platte. Richard Leblanc lächelte: „Klingeln Sie nach einem Diener, mein Herr", sagte er weicher Stimme. ..Sie haben es nicht einem Verbrecher oder einem Irrsinnigen, dem mit dem echten Leblanc zu tun. Ich habe vor einer Stunde aus der Zeitung erfahren, daß ich gestern abend gestorben sein soll." „Und Ihre Legitimation — ?" fragt der „Gut so," nickte Leblanc, „von den liehen verlangen Sie Ausweise, von den Unehrlichen nicht! Fahren Sie als wohlgelagerter Bürger nur so fort. Herr Doktor! Sie werden uns mit dieser Methode polizeilich viel zu schaffen machen! Aber hier ist meine Karte... Sehen Sie diese Photographie, vergleichen Sie sie mit mir . . . Und geben Sie mir ein Stück Papier, damit ich Ihnen meine Handschrift zeigen kann. Ich tue mehr, als ich nötig habe. — aber ich will Sie überzeugen!" Dr. Bonhonune starrte seinen Besucher schweigend au, darauf trat er ganz dicht an ihn heran, um zu sehen, ob der Bart nicht angeklebt sei . . „ und schließlich gab er zu: „Ich bekenne, daß ich übertölpelt wurde, mein Herr . . . Was verlangen Sie von mir?" „Zunächst möchte ich wissen, woran der Unbekannte gestorben ist?" fragte Leblanc. nur mit mit son \rzt. Ehr