Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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zu wissen von dem, was . . . nicht zur Anzeige gelangt war. Durch den Wald von Marnes-la Coquette strebte Leblanc wieder der Stadt zu, — er bereitete sich auf die Haltung vor, die er nachher vor Pollard würde einzunehmen haben. Wahrlich: er wollte sich nicht das geringste vergeben; denn noch war er Pollard an kriminalistischen Erfolgen überlegen. Mit gesenktem Haupt schritt er durch den Wald, bis aus dem Grün der Baumkronen sich die ersten Essen und Sevres und Yille d'Avrey loslösten. Und vor diesen Essen und Kaminen, die wie die Feuerungsanlagen von Ziegeleien gegen den blauen Himmel anstiegen, hemmte Richard Leblanc seine Wanderung: O, daß er nicht schon früher daran gedacht hatte! Plötzlich schlug ihm das Herz bis zum Halse hinauf, hämmerte in den Schläfen und tobte in den Pulsen: so, nur so konnte es sein! Der Totenschein war eine Farce, — was brauchten die Mörder, die man nicht kannte, einen Begräbnisplatz zu inkommodieren? Der erstbeste Brennofen erfüllte denselben Zweck . . . und war's kein Brennofen, dann konnte man sich zur Not doch auf den Totenschein dieses Idioten von Bonhomme berufen und jede Spur des Giftes im Krematorium beseitigen . . . Steif und starr stand Richard Leblanc, der große Kriminalist am Waldsaume von Sevres und Ville d'Avrey da, und er fühlte trotz aller Erregung des Augenblickes den endlichen Triumph vor sich aufsteigen, den Sieg über Pollard und Genossen . . . Mit der Straßenbahn erreichte Leblanc die Pariser Bannmeile wieder, dann fischte er ein Auto und jagte mit ihm durch Boulogne zurück. Trocadero . . . Ttiilerien . . . Louvre . . . Chatelet . . . Rathaus . . . wie das alles voriiberglitt! Saint Paul . . . Bastille . . . Place Voltaire . . . Pere Lachaise . . . quer durch das ganze, ungeheure Paris, ging die rasende 1 ahrf . . . Dann endlich nordwärts ab . . . stillere Straßen . . . Richard Leblanc lehnte sich zurück: jetzt war er kurz vor dem Endziel. Er sah nach der Uhr: es war beinahe sechs Uhr! Wie die Zeit trotz der Eile verstrich! Noch dreißig Minuten, dann würde ihn Celeste erwarten, um ihn zu retten... zu retten . . . ja, weiß Gott, vielleicht auch, um ihn zu betrügen . . . Diese Frauen! Diese ränkesüchtigen, hinterhaltigen Frauen! Und Celeste hatte ja ganz offen gesagt: Pollard sei ein Mann wie alle andern Männer . . . Und sie selbst sei eine 1 ran . . . Himmel und Hölle! Dann hielt das Auto. „Warten Sie auf mich!" schrie Leblanc dem Chauffeur zu und stürzte ins Verwaltungsgebäude. Er kam zu -pal. um den Direktor zu sprechen . . . Leicht stieg dünner, dünner Qualm aus dorn mittelhohen Schornstein auf und wirbelte die kleinen Wölk 58 dien gegen den sich rötenden Himmel. Voller l ngeduld sah Leblanc auf diesen Rauch, den er vom Fenster des Wartezimmers aus so bequem beobachten konnte. „Dieser Rauch könnte von mir ausgehen," dachte er. „Eine vernehmlichere Spur hinterläßt man nicht . . .. und wenn man der größte Mensch seiner Zeit gewesen ist. Der Rest is+ — Asche." Der Sekretär trat ein und unterbrach seinen elegischen Gedankengang mit der Frage: ,,Der Herr wünschen?" „Mein Name ist Leblanc," sagte der Kriminalist kurz. „Ach, ich bedaure unendlich," erwiderte der Sekretär mit weicher Stimme; „ich bedauere unendlich, nein Herr . . . Ein Verwandter, wie — ?" „Nein, kein Verwandter," schrie Leblanc erbost. „Ich bin es selbst, ich bin selbst Richard Leblanc . . ." „Ein seltsames Spiel des Zufalles," sagte der Sekretär des Krematoriums verbindlich." Die Gattin des Verblichenen hat mit den Leidtragenden dieses Haus bereits verlassen, — vor etwa drei Stunden . . ." „Mensch, begreifen Sie doch!" schrie Lebianc, „die Leiche war gar nicht ich, — man Int einen Unbekannten vergiftet, dann hat man ihn beseitigt . . . Unter meinem Namen ... als Richard Leblanc . . . Der Anschlag galt eigentlich mir, der Himmel bewahrte mich vor einem so grausamen Ende . . ." Der Sekretär betrachtete seinen Besucher aufmerksam und mißtrauisch. „Der Herr Direktor ist bereits weg, das wissen Sie doch?" meinte er unschlüssig. „Sie sagten es schon," zischte Leblanc. „Aber ich werde ihn kaum brauchen. Sehen Sie meine Marke: — ich bin der bekannte Kriminalist . . ." „Welcher Kriminalist, mein Herr?" „Haben Sie nie meinen Namen gehört?" empörte sich Leblanc. Der Sekretär errötete etwas, als er seine Schande eingestand: „Ich habe niemals mit der Polizei zu tun gehabt, Herr Kommissar . . . Also — womit kann ich dienen — ?" „Schweigen Sie über alles, was ich vielleicht aus Unbedachtsamkeit erraten ließ," sagte Richard Leblanc schnell besänftigt. „Ich wünsche die Wohnung der Person zu wissen, die sich als Gattin des Ermordeten ausgegeben hat. Ist etwas Näheres über sie bekannt, — wer waren die Zeugen, — zwei Herren vermutlich? Und sonst keine Gefolge, nein?" „Kein Gefolge," bestätigte der Sekretär, „das ist so üblich . . . Auch die beiden Herren fehlten . . ." ..Sie werden sich bereits verfolgt fühlen." nickte Leblanc. Der Sekretär war in das Zimmer des abv esenden Direktors getreten und hatte sich hier