Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Hotelzettelsejcne. Unfreiwilliger Urheber davon bin ich selbst. Das fing so an: Mein Schrankkorf.;r, der wegen seiner Größe bald den Namen „Bandeslade'' erhielt, ist schon von meiner Skctchtourne und meinen Reisen her über und über mit bunten Hotelzetteln beklebt. Wo er steht, bildet er Volksaufläufe. Man kann an ihm Geographieunterricht geben. Das erregte die Bewunderung aller Mitglieder der Karawane. Von nun an begann eine direkte Jagd nach solchen Hotelzetteln. Ausgiebigste Gelegenheit war ja vorhanden. Die erste Frage an jeden Hotelportier war: „Hat Ihr Hotel Tickets?" Und wenn das Hotel mal zufällig keine hatte, dann war es in den Augen der Truppe erledigt. Ja ich habe — ich nenne keine Namen — fast einige Mitglieder der Karawane im Verdacht, einmal die Leitung der Truppe veranlaßt zu haben, ein anderes Hotel zu wählen, weil das bereits gewählte — keine Hotelzettel hatte. So weit verirrt sich Sammlerwut. Diese Zettel wurden getauscht und gehandelt wie — Briefmarken. Ich kann mir von einem Mitglied unserer Truppe direkt vorstellen, daß er eine Reise um die Erde macht — nur wegen der Hotelzettel. (Ist das nicht eine absolut fertige Filmtype?) Es war das alles sehr ulkig. Malaga. Dort gibt es tatsächlich den bei\ hmten Malaga wein. Er ist köstlich. Wir haben uns jeder ein Fäßchen nach Deutschland schicken lassen. Hoffentlich kommt er an. Hier machten wir einen dreitägigen Karneval mit, mit Bergen von Konfetti auf den Straßen. Anschließend ein Pressefest im Theater Cervantes, wo wir die vornehme Gesellschaft Malagas sehen konnten und berechtigtes Aufsehen erregten. Aufnahme hatten wir meist in Palo, einen der eigenartigsten Orte, die es gibt. Dieses „Dorf" wird von armen Fischern bewohnt, die aber ihre Behausungen meist in Höhlen haben. Es herrschen dort zumeist fürchterliche Augenkrankheiten infolge des Mangels jeder Hygiene. Wir sahen uns sehr vor, mit den Leuten in Berührung zu kommen. Unser Dolmetscher verstand sich jedenfalls mit den Leuten sehr gut. Gegen Mittag zog immer mit seinem kleinen Esel ein Gemüseverkäufer durch das Dorf und pries laut seinen Knoblauch, das einzige Gemüse, was er hatte, mit den Worten an: „Oh, welch ein Geschmack im Topfe!" Dies wurde natürlich sofort zum geflügelten Wort der Truppe. Hier muß ich auch unseres literarisch überaus bewanderten Regisseur Werkmeister gedenken, dem es ge lang, auf jede Situation stets ein passendes Zitat zu bringen, das er ernstkomisch zitierte. Ja wir hatten uns daran schon so gewöhnt, daß er am Morgen direkt schon nach dem „Zitat des Tages" befragt wurde, womit man dann beruhigt abzog In Malaga hieß es: die Aufnahmen in Spanien sind zu Ende. Wir müßten noch gegen Abend mit einem großen Autobus nach Gibraltar fahren, denn eine andere Verbindung ist nicht vorhanden, wenn wir dort noch rechtzeitig, a'ro nächsten Tages um 11 Uhr vjrmittags, den englischen Dampfer „Macedonia" erreichen wollten, der von London kam und uns auf reiner Reise nach Japan bis Marseille mitnehmen sollte. Und man ist, wenn man von Aufnahme zu Aufnahme „eilt", auf die bescheidenen Transportmittel angewiesen, wie sie noch heute auf den meisten spanischen Landstraßen verkehren. 79