Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Malerisch sind vor allem die Flußtäler im bergigen „unbekannten" Spanien. Welcher Tourist weicht wohl von der großen Heerstraße ab und besucht die entlegenen Schönheiten dieses seltsamen Landes ? Granada und Sevilla mögen sehr schön sein aber das echte Spanien sieht doch anders aus, — und man trifft es erst dann, wenn man in fleißigen Tälern ' stromaufwärts reist. brüllt schon die „Macedonia" mit gelichteten Ankern. Eine Pinasse schäumt hin, weil sie noch 5 Minuten warten soll. Unsere Koffer krachen auf einen Dampftender; der keucht nach dem Schiff. Im letzten Augenblick betreten wir das Fallreep, ziehen die Arme der indischen Matrosen unsere Koffer herauf, während schon die Schiffsschraube arbeitet und das Schiff erzittert . . . Das war eine Hetzjagd. Jemand sagt: Wozu brauchen wir ein Manuskript, Man hätte ja nur die Tournee selbst mit allen ihren Zwischenfällen drehen sollen. Das wäre der beste — • wenn auch unglaubwürdigste Film gewesen . . . Werkmeisters Aphorismus für die Seefahrt lautete etwa: „Und wenn es hochkommt, dann ist es köstlich gewesen." Aber es kam nicht dazu. Die See war glatt. Wir machten schöne Aufnahmen in den zwei Tagen bis Marseille. Marseille. Aussteigen. Verzollen. Nach der Pfundwährung auf dem Schiff, jetzt Frankenwährung. Rundfahrt durch die Stadt. Wir besuchen das Castell d' If und frischen Erinnerungen an den Grafen von Monte Christo auf. (Schöne Hotelzettel natürlich in Marseille.) Abends Weiterfahrt und Nachts Ankunft in Nizza. Hochsaison. Kein Hotel frei. Ein Kunststück auch, 12 Personen zusammen unterbringen zu sollen. Endlich gelingt es. Hotel Negresco. Wie mag das liegen? Und früh herrliche Ueberraschung: Vor dem Fenster des Hotels das Mittelmeer. Palmen, Sonne, Musik, Eleganz, Nizza . . Wir sind uns alle darüber einig, daß dies der Höhepunkt der Reise ist. Wir geben das ganze Spanien für zwei Tage Nizza! Tagsüber Aufnahme. Dazwischen Kurpromenade. Tee im Negresco. Abends zur Negerjazzband ins Peroquet. Bekannte aus Berlin. Alice Hechy und Unterkirchner. — Nachmittag mit dem Auto am Meer entlang nach Monte Carlo. Da ist jemand von uns in großer Form. Aber ich verrate nicht, wer und wieviel er gewonnen hat, der Albert! I c h habe verloren. Na ja : Glück in der Liebe . . . Eindruck macht Monte nicht. Werkmeister sagt: das ganze bau ich viel echter im Zooatelier, nur daß ich so schlechte Komparserie schwer bekommen kann, wie das hier! Eleganz ist nur im Hotel de Paris, dem vielleicht mondänsten Hotel der Welt. Schweren Herzens verlassen wir Nizza. Nun hofften wir glatt nach Berlin durchzufahren. Aber das Schlimmste sollte uns noch bevorstehen. Als wir in Mailand unser Gepäck heraushaben wollten, um es neu nach Berlin aufzugeben, teilte man uns brüsk mit, daß das gesamte Gepäck mitsamt den Negativen beschlagnahmt sei! Wir konnten uns das anfangs überhaupt nicht erklären. Endlich erfuhren wir, was da passiert war: Aus einem der beiden kleinen Akkumulatoren, die zum Musikaufnahmeapparat Rolands gehörten, war beim Transport in Genua einem Zugführer Säure über die Augen und den Anzug gelaufen. Der Mann war ins Lazarett geschafft worden. Jetzt hielt sich die Bahnverwaltung kurz entschlossen an das gesamte Gepäck, das den Schaden decken sollte. Drei bange Tage lang lag das Ensemble untätig in Mailand, ohne Bescheid zu bekommen, 81