Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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15. März. Die Arbeiten am „Ben Hur"-Film der amerikanischen Metro-Goldwyn haben bisher angeblich 80 Millionen Lire verschlungen; hinzu kommen noch die in Amerika herzustellenden Atelier-Aufnahmen. „Für Automobilmiete allein wurden während der Aufnahmen eine Million Mark ausgegeben," lesen wir. — Und darauf, uns Derartiges servieren zu können, ist die amerikanische Industrie offenbar noch stolz? Jede andere Industrie würde sich sagen: das Publikum, das uns den Wahnsinn einer Summe von einer Million Mark für Auto-Mieten glauben sollte, würde uns steinigen, . . . aber das Kinopublikum soll so unbarmherzig dumm sein, sich jeden Schwindel vorsetzen zu lassen? — Wie lob ich mir die deutschen Firmen, die noch nie den Versuch machten, uns für unbegabter zu halten, als die Polizei erlaubt. Fred Thomson, einst — angeblich — Geistlicher, dann Athlet, Pfadfinder-Chef und Filmdarsteller, hatte sich von einem komplizierten Knochenbruch erholt und erschien zum erstenmal wieder zur Aufnahme im Atelier. „Er wurde von einer Delegation von Pfadfindern und durch das Wiehern seines Schimmels .Silberkönig' begrüßt" . . . wird berichtet. Außerdem — so können wir hinzufügen — bellte draußen ein Hund. 16. März. In Genua wird ein Eisenbahnbeamter im Packwagen durch Säure verletzt, welche aus einem Akkumulator der Hanni-Weiße-Expedition ausläuft. Da anzunehmen ist, daß die Säure nicht plötzlich und stark wie ein Bergquell herniederbrach, ist die Frage interessant: in welcher Gemütsruhe und in welcher Höhe innerhalb des Packwagens befand sich der Kopf des Eisenbahnbeamten? Ein Lichtspielhaus in Paris fordert seine Besucher auf, zu seinem ohne Titel laufenden Film bis zum 10. April einen passenden Titel zu finden. Das Preisrichter-Kollegium besteht aus Filmschriftstellern und Filmproduzenten; der erste Preis ist . . . 10 000 Franken. — Der Gedanke ist, wie alles, was aus Frankreich kommt, „subtil", verteuert aber, ins Allgemeine erhoben, die Produktion recht bedenklich, da erfahrungsgemäß beim Film sonst alles bezahlt wird, nur nicht der Titel. Eine französische Umfrage nach dem besten Film des Jahres 1924 brachte folgende Reihenfolge der Stimmen: „Königsmarck", „Islandfischer", „Kean", „Kaiserliche Veilchen", ..Bei mir — , Niagara" und „Die Karawane". - Da es sehr wahrscheinlich ist, daß man auch in Deutschland eine Umfrage nach dem besten Film des Jahres 1924 von Stapel lassen und. litte ich, bei der Beantwortung stets daran zu in. daß in Frankreich erst ganz zum Scliluli . . . zwei amerikanische Filme obsiegten. Ganz zum Schluß . . . 18. März. Die Phoebus bereitet einen Film vor, der die „Gustel von Blasewitz" zum Gegenstand — , nein: zur Hauptperson hat. Ich rate der Phoebusgrößte Vorsorge an: Gustel von Blasewitz ist die Ortsheilige von Blasewitz, hat ein überlebensgroßes Denkmal auf dem dasigen Marktplatz und ein Ehrenepitaph dicht an der großen Friedhofsmauer! Man darf also die Gefühle der Blasewitzer auf keinen Fall verletzen, sonst könnte es der Phoebus ähnlich ergehen, wie dem Regisseur des „Mirakels der Wölfe". In diesem französischen Film erscheint Jeanne Hachette, die Ortsheilige der ehrwürdigen Stadt Beauvais, und der Stadtrat von Beauvais hat soeben herausgefunden, daß Jeanne Hachette im Film einige unvorteilhafte Züge erhalten hat. Also — hat er gegen das „Mirakel" protestiert und sich weitere Schritte vorbehalten. 19. März. Die Aufklärungsfilme über ansteckende Krankheiten haben in England verheerend gewirkt: eine Londoner Statistik besagt, daß von den Leuten, die sich nach dem Genuß solcher Filme in den Kliniken zur Behandlung meldeten, 24 Prozent überhaupt nicht krank waren . . . und daß eine gewisse Anzahl von Ehefrauen sich überhaupt nicht „oder nur schwer" von dem Verdacht abbringen ließ, mit kranken Ehemännern verheiratet zu sein. 20. März. Baby Peggy ist in einem Variete aufgetreten, als was — weiß ich nicht, nur so viel drang bis zu mir, daß sie jetzt sechs Jahre alt ist und ihr Vater nach der Vorstellung zu einem Presse-Vertreter sagte: das Geheimnis von Babys Erfolg sei ihr Gehorsam . . . — Wahrscheinlich meinte dieser glückliche Mann: der Gehorsam gegenüber dem Erzeuger; denn sicherlich will er sich in dem Gefühl sonnen, der kleinen Peggy die Tips für ihre Komik gegeben zu haben. Demnach war die Aeußerung sehr unvorsichtig: nun wissen es ja alle Eltern, auf welche einfache Weise sie aus ihren Sprößlingen Wunderkinder machen können. Die Schweiz besitzt hundertzehn Kinos, lese ich. — Und da habe ich mich bisher gew undert, warum die Schwyzer keine eigene I ilmproduktion haben! Sie werden es nie über ihre „Autoposten"-Filme hinausbringen! Und selbst d i e werden sie sich auch weiterhin von „Ausländern" drehen lassen. 21. März. 240000 Kilometer Filmstreifen werden jährlich für Spiel usw. Film-Zwecke belichtet und in Umlaut gebracht. — Wissen Sie. was das