Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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ist die Umfrage vom Standpunkte der erotischen Massenpsychologie nicht uninteressant. 12. April. Ostern! Ich streike. 13. April Pola Negri trifft in Berlin ein, wird fetiert. »umschwärmt, interviewt, bewundert. Fährt dann weiter, um die Mutter zu besuchen. Und berichtet vorher noch schnell von den 10 000 verehrenden Briefen, die sie allwöchentlich aus allen Teilen der Welt erhält. — Ich verstehe nunmehr, warum die Stars so hohe Gagen haben müssen: um diese verehrende Post beantworten und die Antworten frankieren zu können. Zum Pariser Filmkongreß am 24. Juni sind von deutschen Regisseuren eingeladen worden: Lupu Pick, Joe May, Fritz Lang. Karl Grüne, Murnau, Robert Wiene und Paul Leni. — Dem Rest der deutschen Regisseure rate ich, um dieselbe Zeit in ganz demonstrativer Weise einen Kontra-Kongreß einzuberufen! Wer gibt den sublimen Parisern das Recht. Unterschiede zu machen? Der Regisseur, der vor etwa drei Jahren den Film ..Die Herstellung des Lakritzensaftes" drehte - wie hieß der Mann doch gleich? — . muß unbedingt auch eingeladen werden. 14. April. Syd Chaplin, Charlies vernachlässigter Bruder, macht sich selbständig: er tritt in eigenen Filmen und eigenen Hauptrollen auf. — Berühmte Leute sollten nie Geschwister haben! Und wenn möglich auch nie — Söhne . . . oder überhaupt Kinder. (Korrespondenz K. L., Coswig. Sie sorgen etwas zeitig vor! "Was kann sich in der Zwischenzeit noch alles ändern . . . Aber ungeachtet dessen: eigentlich •gibt es allerlei Posten, vom Laufburschen angefangen bis zum Generaldirektor hinauf. Wer nicht unbedingt am Gelde hängt, soll bisweilen als Laufbursche glücklicher sein, wenn schon natürlich der Posten eines Ober-Ober einflußreicher ist. Wirkliche „Laufbahnen" gibt es beim Film bis heute überhaupt noch nicht, alles ist ein Spiel mit dem Zufall. Im Bankgeschäft tritt jemand als Lehrling ein und hat dann bestimmte Aussichten vor sich; aber beim Film? Sie hängen alle an der Minute, die Filmleute, nicht nur die Darsteller. Es lohnt sich, Ihren Gedanken zu pflegen, nur dann, wenn Sie einmal dessen sicher sind, mit gehöriger kaufmännischer und auch künstlerischer Vorbildung ■starke finanzielle Mittel aufzubringen, um nicht nur ein platonisch des interessierter Mitläufer zu bleiben. Treffen diese Voraussetzungen zu, dann riskieren Sie's, sonst . . . lieber nicht. A. K., Breslau. Alle oder doch fast alle Bücher dieser Art sind von Leuten verfaßt, die ■selber nie ein Manuskript verkauft haben. Das sollte gegen derartige Ratgeber mißtrauisch machen. Zudem ist ja auch alle Theorie, die nier verzapft wird, falsch: denn, wenn jemand ■sagt, man solle nie Kostümfilme verfassen, so ist das genau so irrig, wie das etwaige Gegenteil. Und noch eins: der eine Regisseur liebt langausgeführte Texte zu jeder Spielszene, der andere (ich denke etwa an Karl Grüne), beschränkt sich auf ganz knappe Andeutungen im telegraphischen Stil. Wer das Gefühl für dramatische Steigerungen mitbringt, hat also keine ..Anleitung" nötig, sondern nur ein Vorbild, aus kiii er ersehen kann, wie ein Routinier die Sache anzufassen pflegt. Und da empfehle ich Ihnen das Drehbuch von Carl Mayer zu seinem Film „Sylvester", das in Buchform erschienen ist und 5.— M. kostet. Hier sehen Sie, wie ein literarischer Filmdichter einen seiner erfolgreichsten Filme ,, aufgemacht" hat, und mehr als das kann man nicht lernen. A. W., Warschau. Nun also! Schönen Gruß zurück: Perscheid ist auch zufrieden. L. E., Weisweiler. Zunächst besten Dank für Ihre Freundlichkeit, es geht uns fast überall so! — Ob alles wahr ist, was Sie über den betreffenden Star gelesen haben? Man tut gut, alles zu glauben, selbst wenn's resigniert klingt; warum sollte nicht auch eine Filmkünstlerin die Melancholia kriegen, wenn die Jahre zunehmen? Das ist doch bei allen Menschen das gleiche Lied. — Bezüglich der Autogramme nur keine unnützen Besorgnisse! Natürlich wäre das Urkundenfälschung, aber ganz unter uns gesagt — glauben Sie denn, daß die Bitten um Autogramme täglich in die Tausende gehen? Und da die deutschen Namen, selbst wenn sie englisch ausgesprochen werden, zumeist hübsch kurz sind, liegt die Notwendigkeit systematischer Fälschungen kaum jemals vor . . . Pluto, München. Sie sind auf den Geschmack gekommen, — aber hätten Sie lieber den Wunsch nicht geäußert. Perscheid hat folgendes dechiffriert: „Aeußerst gewalttätiger Mensch, schreckt vor keiner Konsequenz zurück, wäre auch zum Mord entschlossen, wenn's ihm in den Kram paßte. Mittelmäßige Intelligenz. In Gelddingen sehr großzügig, aber offenbar wenig zuverlässig. Eine lebhaft ausgeprägte Vorliebe für das zarte Geschlecht. Eigensinnig." L. D., Hamburg. Die Biographie dieses Künstlers wird erscheinen: nur immer lustig Wünsche geäußert. Wie sollen wir sonst wissen, was man begehrt? — Und nun zu Ihnen: Noch jung, sympathisch, jedoch mit einer großen Neigung zum Ernst und zur Verschlossenheit. Lebt in recht guten Verhältnissen, ist also in ökonomischer Hinsicht verhältnismäßig sorglos, springt aber mit den Einfällen ein wenig hin und her und verfährt nicht immer ganz logisch. Im allgemeinen nicht schwer zu beeinflussen, weil die persönliche Energie „nur" weiblich orientiert ist. Selbstverständlich besteht ein Hang zur Förmlichkeit, der aber das Wesen nicht sonderlich hemmt. Mehr läßt sich der Druckerschwärze nicht anvertrauen. Genügt's?