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Fall gewöhnliche Sterbliche beschäftigen dürfen . . .
Es mutet angesichts solcher Prinzipien sehr eigenartig an, daß ein Großschinkenfabrikant wie Cecil de Mille, ein Mann also, der nie unter einem Komoarsenstab von 4000 Personen heruntergeht, in diesem Jahr nicht weniger als 10 Großfilme drehen will. Welches Kapital mag, selbst bei krankhaftester Sparsamkeit, denn zu 10 Großf Urnen gehören ? Wir müssen zugeben, daß wir außerstande sind, hier auch nur einen annähernden Ueberschlag zu machen, denn ein Großfilm pflegt seinen Namen nicht von der großen Sparsamkeit des Regisseurs zu haben. Aber — man wird gut tun, auch hier Cecil de Milles Drohung nicht allzu ernst zu nehmen; sie alle, die sterblich sind, wissen, was Geld ist.
Eintausend Dollars die Woche zu verdienen, ist gewiß auch in den Vereinigten Staaten keine Kleinigkeit, — aber Tom Meighan hatte es endlich dazu gebracht. Er verbrauchte das Geld nicht, er sparte es zum großen Teil, und er kaufte sich in einem idyllischen Winkel auf der Halbinsel Florida einigen Grund und Boden. Der Winkel hatte kaum einen Namen, Meighan sprach auch nicht von ihm, wollte ihm gar keinen Namen geben, sondern sparte nur im Stillen weiter und weiter, bis er den ganzen Komplex, der eine schöne Lage, einen direkten Zugang zu irgendeinem Bach hatte, in seinem Besitz sah. Dann aber . . . ging er hin, drehte dort mit einem Ensemble die Sommermonate hindurch einen Film nach dem andern — und erzählte allen Zeitungsschreibern, aller Welt und allem Filmvolk, daß der Ort Ocala das Paradies für jeden Bürger sei, der sein Geld gut and günstig anlegen wollte. Die Leute, die 'hiervon gehört hatten, sahen sich die Filme an, fanden das Flußtal wirklich lieblich, die Vegetation wirklich üppig, den Hoden wirklich gut, und vor allem: sie fänden, daß die Preise in der Tat weit unter dem standen, was man in anderen Teilen des Landes zu entrichten haben würde. Also erwarben sie Parzellen auf Parzellen, und ehe der Winter über Ocala hereinbrach, hatte Tom Meighan seinen ganzen Besitz an den Mann gebracht und dabei beinahe eine Million' Dollurs verdient. Denn nun waren plötzlich die Parzellen wertvoll geworden, und Ocala wird bald, womöglich schon im kommenden Jahr, die Terpentinfabrik innerhalb der eigenen Gemarkung eingehen lassen, um die Atmosphäre des Luftkurortes nicht zu industrialisieren. Also geschehen — dunh die Sparsamkeit eines Mitgliedes der amerikanischen Flimmerwelt.
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Den deutschen Filmkünstler, selbst den deutschen Filmregisseur möchten wir sehen, der die Sparsamkeit der Industrie auch zu seiner eigenen machen möchte! Oder: der, wenn er wollte, es machen k ö n nt e ! In Deutschland bleibt das Verdienstgeschäft immer eine Sache des abgeschlossenen Vertrages, und zu weiteren Spekulationen, namentlich zu Bodenspekulationen, langt es in unseren so dicht bevölkerten Breiten nicht. Derjenige deutsche Filmdarsteller, der hoch oben auf der Alm eine Hütte sein eigen nennt, ist ein sonderbarer Schwärmer und ein vereinzelter Gourmet geblieben, er hat keine Nachahmer gefunden, und vor allen Dingen ist die Ahn durch ihn — mit Respekt sei's gesagt und ohne jeden Hintergedanken.' - nicht etwa dichter bevölkert worden.
Dabei drückt im Grunde genommen die Almhütte nur aie Richtung der Sehnsucht aus: die individuelle Sparsamkeit geht eben andere Wege, als die industrielle. Und wenn's hier nicht gleich, wie etwa bei Pallenberg, zu einem Häuschen in Parten* kirchen, oder wie bei Slezak, zu einem hübschen Anwesen am Tegernsee reicht, so hat zumeist der Knüppel beim Hund gelegen. Kleinere geographische Verhältnisse bedingen auch kleinere wittschaft liehe Verhältnisse, und während der eine Hunderte spart, hat der andere in einem anderen Lande schon Hunderttausende in der Tasche. Ein Berliner Kinobesitzer hat errechnet. daß sein Lichtspielhaus im letzten fahre trotz der 300 Plätze, über die es verfügt, nur einen Gewinn von .^71 Mark abgeworfen hat; eine Lachzeitung, die dieses Faktum mitteilt, kommt zu dem rechnerischen Schluß, daß der Kinobesitzer mithin pro Monat 45 Mark zu verzehren gehabt habe. Dieses Exempel wird autgestellt, weil man grundsätzlich die Rentabilität der Kinos und die Ertragbarkeit der Kinosteuer ermitteln will. Wir verstehen vollkommen, daß man mit -/.i Mark monatlich nicht auskommen kann. — aber uns fallt dabei doch ein, daß es vielleicht von der den t seben Filmindustrie nicht richtig ist, diesen selbstlosen Kinobesitzer darben zu lassen. Es sieht fast so aus. als ob der fragliche Kinobesitzer sich proletarisiert. um dem Filmverleih, also indirekt auch der Filmproduktion und den Filmkunst lern, das Leben zu ermöglichen. I 'nd dieses Geschenk sollte niemand annehmen: eine solche Sparsamkeit sollte die Filmindustrie niemals dulden.'
Es kann eben auch des Guten zu viel geleistet werden, des Guten in der 1 erscliwenditng wie in der Sparsamkeit.
Peter P e r s eh e id.