Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Der Nitrierraum der Lignose-Werke in diese blöde Diskussion einzumischen, und verließ pikiert, daß niemand oder vielmehr alle von alleine an sie gedacht, ohne fertig gespeist zu haben, die Kantine. Aufgeregt sprachen nun alle durcheinander und versuchten, ihre Ansichten plausibel zu machen. Da erhob sich draußen im Atelier ein Lärm. Viele Stimmen schwirrten aufgeregt durcheinander. Plötzlich schoß der Atelierchef herein. „Ganz große Pleite!" rief er. „ Sämtliche Rohfilmfabriken streiken. Der Streik dürfte einige Wochen dauern. Es wird vorläufig weder Positiv noch Negativmaterial geben!" Entsetzt stöhnte der Geldmann auf, und auch die anderen bekamen einen Schreck. Ein Komparse, der die ganze Diskussion mit angehört hatte, sagte vergnügt: „Meine Herrschaften, Sie scheinen sich alle geirrt zu haben. Der Wichtigste, der wahre Hauptdarsteller scheint doch wohl der Rohiilm zu sein!" * Der Rohfilm. Der ganzen Industrie hat er den Namen gegeben — Film. „Film" ist englisch und bedeutet Häutchen. Und der Franzose übersetzt es auch mit „pellicule", der Italiener mit „pellicula" und der Spanier mit „pellicola". Aber das ganze Bild, das fertige Werk, die Industrie werden, man kann wohl sagen, international mit „Film" bezeichnet. Denn das schmale Band, besonders das Negativband, ist ja auch das Charakteristikum. Menschen arbeiten Wochen — , Monate lang, Dekorationen, massive Bauwerke, die Tausende kosten, werden aufgeführt und abgerissen, Unsummen Geldes fließen und zerrinnen schein 30 bar. Aber alles konzentriert sich wieder in diesem schmalen Band. Kein Baby wird so sorgsam wie der Rohfilm bei seiner Geburt im Rohmaterialwerk, seiner Kinderstube, behandelt. Riesige Anlagen gehören dazu, um das Rohmaterial zu fabrizieren. Meistens sind sie nach dem sogenannten Spiegelsystem angeordnet. Das heißt Räume, in denen die gleichen Prozesse vor sich gehen, liegen gerade der Achse der Gesamtanlage entgegengesetzt. Denn, da der Film bekanntlich sehr feuergefährlich ist, würde bei einem Feuer nicht die für einen Prozeß notwendige gesamte Anlage vernichtet werden, sondern nur die eine Hälfte. Bei dem Rohmaterial unterscheidet man, bei beiden Arten dem Positiv und Negativmaterial ganz gleich, den sogenannten Träger, das ist das Zelluloidband, und die Emulsion, die auf den Träger aufgegossen wird. Das Negativmaterial wird für die Aufnahme benutzt, und das Positiv für die Kopien, die vom Negativ abgezogen und im Theater vorgeführt werden. Der Träger wird aus Baumwolle, die eine Säurebehandlung durchmachen muß, hergestellt. Als honigdicke Flüssigkeit wird er auf Bänder, die ständig laufen, gegossen. Während einer ca. vierzig Meter langen Wanderung wird die Luft abgesogen, so daß die Masse auf den Bändern gesteht. Am Ende der Bahn wird sie als Zelluloidstreifen von 53 bis 57 mm Breite und ca. 400 m Länge aufgerollt. Unterdessen wird in der Nitrieranlage die sogenannte Emulsion aus granuliertem Silber hergestellt. Da die Emulsion ja lichtempfindlich ist, wickeln sich alle A'orbereitungsvorgänge, bei denen die Emulsion in Erscheinung tritt, bis zum Verpacken des fertigen Materials, bei roter Beleuchtung ab. Da die Emulsion nicht ohne weiteres gut auf dem Träger haften würde, wird er mittels besonderer Maschinen künstlich aufgeraut, und dann wird die Emulsion, zu deren Herstellung man vier bis fünf Tage braucht, aufgegossen, und das nun noch feuchte Material in großen Schleifen einige Tage lang zum Trocknen aufgehängt. Jetzt treten die Schneidemaschinen in Tätigkeit, die die Ränder wegschneiden und dem Streifen die vorschriftsmäßige Breite geben.