Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Train Robbery"3. Sensationell daran war eigentlich nur die Verfolgung der Räuber. Der Ueberfall selbst — — — war sehr daneben gelungen. Die Kunststücke der Cowboys auf ihren Bucking Brancas1, die noch dazu in brutal roher Form gepeinigt wurden, dann die wunderbaren Reiterkunststücke dieser verwegenen Burschen waren durch einige Jahre in Amerika, und wenn ich nicht irre, in der ganzen Welt, gern gesehene Filme. Aber schon im dritten Jahr der aufblühenden Film d r a m a t i k zwangen die Unternehmer die Filmdichter, damals kurz Scenariowriter genannt, stärkere Manuskripte zu liefern. Da griff man zu der alten Liebesgeschichte zurück, nur mischte man ein wenig Sensation, Gesellschaft (wie sahen bloß diese Gesellschaftsszenen aus!), Industrie, Sport usw. in die Aufnahmen, die auf dem Lande oder auf dem Wasser spielten. Ferner wurde der Indianerfilm ausgebaut. Im Jahre 1906 kam der starke Sensationsfilm an die Reihe. Die erste große Sensation, die mir vorbehalten war zu drehen, war der Absturz einer Postkutsche über eine hohe Felsenwand der Rocky-Mountains. Die echten Rocky Mountains^ waren aber zu weit entfernt; die Pallisaden am Hudson vis-ä-vis Neuyork weit handlicher, und wenn sie auch nur einen siebzig Meter hohen Steinbruch darstellten, so waren sie doch täuschend genug, um für Nichtkenner, und das sind in Amerika neunzig Prozent der Bevölkerung, den richtigen Eindruck hervorzubringen. Trotz aller Berechnung der Absturztechniker landete der dreißig Zentner wiegende Wagen fünfzig Meter weiter im Innenraum des Abgrundes, auf einem Schweinekoben und erschlug neun Säue. Die neun toten Schweine kosteten das Zehnfache des Films! — Für den Laien ist es heute kein Geheimnis mehr, daß die schweren, lebensgefährlichen Sensationen nur aus Tricks bestehen. Gefahrvoll sind und bleiben indessen Aufnahmen mit Raubtieren. Alles andere ist heute leicht zu machen. Daß trotzdem nicht alle Sensationsaufnahmen gefahrlos sind, können das Hospital in Hollywood, die Krankenhäuser und Kliniken in Los Angeles im wirklichen Sinne 3 Der große BisenbahnOberialL 4 Wilde Pferde. 5 Felsens;ebirge itn Nordwesten der U. S. A. des Wortes mit Belegen beweisen. Registriert doch das Jahr 1923 allein sechshundertundzweiundzwanzig Verletzte durch und bei Filmaufnahmen, darunter sehr ernste Unfälle und eine genügend große Zahl solcher mit fatalem Ausgang. Es ist nicht immer Nachlässigkeit der Regisseure, denen oft die Schuld zugeschrieben wird. Meist sind der Wagemut und auch die Ungeschicklichkeit der Darsteller die Ursache. Die großen Sprünge von Felsen zu Felsen, von Haus zu Haus, läßt der Sensationsheld meist von anderen, schlecht bezahlten Leuten ausführen, nur in der Großaufnahme, an gesicherter Stelle, läßt er seinen Kopf mit der unerschrockenen Heldenmiene kinematographieren. Oft fragt sich der Kinobesucher: „Wie wird so etwas gemacht?" Darauf kann ich nur die Antwort erteilen, daß die Sensationsfilmfabrikanten, Darsteller und Regisseure dem Erfinder des Kabeldrahtes in allen Ausführungen großen Dank schulden. Der Kabeldraht, in allerfeinster Ausführung, nicht dicker als eine Klaviersaite, spielte in vielen Filmen eine große Rolle. Er trug Harald Lloyd in seinen Wolkenkratzer und in vielen anderen Filmen. Auch die Hallroomboys, bei uns Fix und Fax genannt, arbeiten viel mit dem dünnen Drahtkabel. Welche Mühe es kostet, oft einen nur kleinen Sprung über einen Abgrund zu drehen, davon macht sich der Laie keinen Begriff. Unglaublich hohe Gerüste an gefahrvollen Stellen werden aufgeführt, darüber von einer Seite zur anderen starke Drahtkabel gezogen und darauf, an Flaschenzügen, ist das dünne Drahtseil festgespleißt. an dessen anderem Ende der Darsteller oder die Darstellerin hängt. Die Kunst des Aufnahmeoperateurs ist es, daß von dem Drahtkabel nichts zu sehen ist. In diesen Dingen sind die Amerikaner unübertroffene Meister. Noch vor eineinhalb Jahren haben sich die amerikanischen Filmunternehmer geweigert, ihre Darsteller selbst die gefahrvollen Tricks ausführen zu lassen. Sie wollten die Knochen der Lieblinge des Filmpublikums nicht riskieren. In den letzten Monaten ist dies in Amerika anders geworden. Die Regisseure drangen darauf, daß die Hauptdarsteller die Sensationen selbst ausführten, — wobei sich herausstellte, daß manche dieser „Helden" eben nur Menschen „mit Nerven" waren und