Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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mußte ich den Zug über mich hinwegfahren lassen. Das Gefühl, unter einem fahrenden Zuge zu liegen, ist etwas anders, als wenn man zu Hause im Bette ruht. Bis die sieben Wagen mit unglaublichem Getöse über meinen Körper hinwegwaren, verging eine Ewigkeit. Ich lag auf dem Bauche, der Luftzug der fahrenden Wagen versuchte mein Jackett hochzuwehen. Mit aller Kraft preßte ich mich auf die Erde und drückte mich gegen die rechte Schiene, da links die Gasbehälter unter den Eisenbahnwagen mir sonst den Schädel zerschmettert hätten. Ich lag mit offenen Augen, sah auf die blanke Schiene neben mir und zählte die vorbeisausenden Räder. Ich mußte einen unwiderstehlich lockenden Zwang bekämpfen, meine Hand nicht auf die blanke Schiene zu legen. Hätte der Wind mein Jackett an meinem Rücken hochgeweht, so bestand die Gefahr, daß einer der großen Kuppelungshaken es gefaßt hätte, und es wäre um mich geschehen gewesen. Dreimal hatte ich diese Tortur auszuhalten. Mein Körper war ganz zerschunden. Beim zweiten Sturz von der Lokomotive fiel ich auf eine Weiche. Ich könnte aber nicht behaupten, daß dieses im Eisenbahnverkehr so wichtige Gerät irgendwie seinen Namen rechtfertige. Die Weiche war stahlhart, und mein Schienbein trug wochenlang die Spuren davon. Im Film „Das rote Pulver" war die damals erst sechzehnjährige Alice Hechy meine Partnerin. Ich heiratete die schöne Alice und zeugte mit ihr ein Kind, das in acht Tagen drei Jahre alt wurde. Natürlich alles nur im Film ... In diesem Werk wurde mein Haus (im Film) von dreihundert Komparsen gestürmt. Ich mußte mit Frau und Kind flüchten. Verfolgt von der rachedurstigen Masse, flüchteten wir in unsere Chemikalienfabrik, die in Wirklichkeit ein alter, mit Zement und Chamotte gefüllter Bau, in der Nähe des Nonnendammes am Spreekanal, war. Dort verbarrikadierte ich mich mit Frau und Kind, flüchtete, als die Arbeiter das Fabriktor gesprengt hatten, auf das Dach des Hauses, hielt mein Kind am Kleidchen mit den Zähnen und umfaßte meine Alice mit dem linken Arm, während ich mit der rechten Hand den Haken eines großen Drehkranes ergriff. Ein treuer Angestellter wollte uns retten und drängte durch die Menge im Fabrikhof zum Kran. 36 Inzwischen hatte eine rachsüchtige Arbeiterin Fässer, die mit feuergefährlichen Stoffen gefüllt waren, umgestürzt. Ein Meer von Benzol ergoß sich und geriet durch ein weggeworfenes Streichholz in Brand. Wir sollten über diese Rauch und Feuersäule mittels des Kranes hinweggeführt werden. Mitten über den Flammen blieb der Kran stehen, die Maschine stockte. Dies war ein unvorhergesehener Zwischenfall. Die Flammen schlugen an Alice Hechys Kleid hoch. Das Kind, das nur leicht an mich gebunden war und das ich nicht aus den Zähnen ließ, schrie und trat mir mit den kleinen Stiefelchen kräftig in den Magen. Der Gurt, mit dem Alice an mich gefesselt war, begann verdächtig zu knacken, und der Feuerwehrriemen, mit dem ich mich an dem Haken festgemacht hatte, lockerte sich . . . und mein Arm erlahmte. Der beizende Rauch des Benzols, dem Sylvia Torf (damals noch stud. ehem.) noch einige nicht angenehme Ingredienzien wie Schwefel in nicht geringen Mengen beigemischt hatte, trug nichts zur Erleichterung unserer Lage bei. Zum Glück funktionierte der Kran gleich darauf, und wir wurden aus dem Feuerbereich geschwenkt. Bei dem Film „Das Sterben im Wald e" hatte ich als bayerischer Bergführer meinen Widersacher Fred Sauer, der auf ein Felsplateau abgestürzt war, nur einige Meter auf einer senkrecht ansteigenden Felsenwand hinaufzuschleppen. Das heißt: ich sollte, angeseilt, auf das senkrecht abfallende Plateau hinabgelassen werden, um den verunglückten Gegner zu bergen. Schon beim Abstieg blieb an den nackten Kniescheiben und den mit rauhen Stutzen bekleideten Schienbeinen kein Fetzen Haut heil. Um den „ohnmächtigen" Abgestürzten zu tragen, mußte ich ihn auf meine Schulter nehmen. Er war ebenfalls angeseilt. Ich mußte mich mit den Steigeisen von dem Felsen wagerecht abhalten und mit dem Eispickel das Gleichgewicht herstellen. Von oben, am Plateau, wurde gezogen, und zentimelerweise mußte ich balancierend, den einhundertundzwanzig Pfund schweren Mann auf der Schulter, an der steilen Wand hochgehen. Ich glitt öfter aus und schlug mir und meinem Partner große Beulen und Wunden. Im Film „Der geheimnisvolle Klub", den ich in Rotterdam drehte, sollte ich vom Deck eines Dampfers hochspringen