Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

und den Rettungsring, der an einer Brücke über den Maaskanal befestigt war, erhaschen. Die Brücke war in zwei Teile geteilt und öffnete sich in der Mitte, indem beide Hälften durch große Maschinen hochgewunden wurden. Die Brücke sollte sich öffnen, nachdem ich den Rettungsring erfaßt hatte, und ich sollte am rechten Geländer herabgleiten und so den Verfolgern entwischen. Der die Brücke bedienende Ingenieur versicherte uns, daß alles klappen würde; er hätte aber als Techniker wissen müssen, daß mein Eigengewicht von zweiundsiebzig Kilo den Teil der Brücke außer Funktion setzen mußte, an dem ich hing. Das Ge mußte mich unter Wasser des Lackschuhes entledigen (die Verfolgung geschah im Frack) und arbeitete mich dann an die Oberfläche des Wassers. Dreimal versank ich, da mir infolge meiner Rückgratverletzung die Bewegungsmöglichkeit beeinträchtigt war. Die Zuschauer wie auch meine Leute wunderten sich über mein fabelhaftes „Spie 1" und klatschten Beifall. Ein Motorbootführer erkannte schließlich meine prekäre Lage, reichte mir ein Ruder — und ich war gerettet. Wie nahe war ich damals dem Tode! — Ganz anders — und dies mit vollem Recht — ist es heute. Alle möglichen wicht und Gegengewicht der vielen, tausende Tonnen wiegenden Brückenteile ist genau austariert. Jede Belastung über dreißig Kilogramm war trotz der schweren Maschinen nicht zu beheben. Ich hing also an dem Rettungsring und wartete, daß die Brückenhälfte mit mir hochging. Aber nur zwei Meter hob sich die Konstruktion mit mir, dann blieb sie leicht schwankend in derselben Lage. Meine Arme erlahmten, doch hoffte ich noch immer, daß derFlügelsich heben würde. DerzweiteFlügel stand bereits fast senkrecht in der Luft. Unter mir lagen die Motorboote mit den Verfolgern, Rotterdamer Polizisten, unter Anführung von Fred Sauer und Ilse B o i s. Meine Kräfte reichten nicht mehr aus, mich mittels Klimmzuges an die Brückenkonstruktion zu bringen. Ich schrie den unten befindlichen Booten zu, Platz zu machen und ließ mich dann aus zwanzig Meter Höhe herabfallen. Ich konnte mich nicht mehr im Sturz drehen und berührte mit den Füßen Grund, glitt auf dem zementierten Kanalboden, in fünf Meter Tiefe, unter die schwere Eisenkette der Kettenschiffe und verletzte mir das Rückgrat. Mit dem rechten Fuß hing ich unter der Kette, Sicherheitsmaßnahmen werden getroffen, um Leben und Gliedmaßen der Künstler zu schonen. Anwidernd ist nur die Art, wie manch namhafter Sensationsdarsteller sich stets vor dem Publikum brüstet und für Ehren dankt, die ih::i in keiner Weise gebühren. DergewöhnlicheSensationsfilm, in welchem der humorlose Reklameheld aufHausdächern undGebirgsgipfeln herumhopst, hat sich überlebt. Die Amerikaner haben ihn mit ihrem gesunden naiven Humor und mit ihrer unerreichten Technik umgebracht. Dort wird das Lebensgefährliche auch auf die Lachmuskeln der Zuhörer zugeschnitten und nicht mit unsinnigen dramatischen Hannefatzkereien verbrämt und dadurch dem Kinobesucher nicht verekelt. Die amerikanischen Manuskripte sind besonders bei den Sensationskomödien ohne Inhalt, stellen aber nur an die Lach-, und nicht an die Gähnmuskeln Ansprüche. Der Beispiele gibt es so viele: trotz aller krampfhaften Anstrengungen können deutsche Sensationsstars kaum mit den Amerikanern konkurrieren. Man nehme die Harald-LloydFilme. Schon in seinen „E r" Filmen wurden uns trotz aller technischen Tricks fabelhafte Sensationen vor 37