Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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geführt. Sein „Ausgerechnet Wolkenkratzer" ist unübertroffen. Buster Keaton vollbringt in dem Film „Bei mir Niagara" die unglaublichsten Sensationen. Die Sensation mit der Rettung der Liebsten am Wasserfall hat noch kein Sensationsdarsteller auch nur annähernd erreicht. Trick! Gut. Aber warum macht ihr hier nicht Gleichwertiges? Dies scheitert nur an der Ueberheblichkeit der Stars. Wenn Buster Keaton auf dem Grunde des klaren Wassers, seine Augen beschattend, seinen Verfolger sucht und dann erst hochkommt, so ist dies eine unerhörte Leistung. Hier kann von Trick nicht die Rede sein. Und es gibt eine Art Sensationen, bei denen der Trick fast immer ausgeschlossen ist: das sind die Szenen mit Tieren, mit wilden oder zahmen. Man nehme nur Tom Mix. Tom Mix zu Pferde. Er vollbringt mit diesen Tieren die unglaublichsten Dinge. Die unglaublichsten, die, wenn auch nicht immer, so doch häufig lebensgefährlich sind. Tom Mix ist Cowboy von Beruf. Aber er versteht nicht nur, seine Sensationen mit Pferden auszuführen; auch Auto, Aeroplan, Wölfe und Löwen weiß er für seine Sensationen in furchtloser Weise auszunützen. Die amerikanischen Raubtierfilme zeugen von einer großen Filmroutine der Bestien und ihrer Dompteure. Dort werden Sensationen geschaffen, die haarsträubend sind, aber stets so humorvoll gewürzt, daß sich der Zuschauer niemals der Gefährlichkeit dieser Aufnahmen bewußt wird. Nicht immer befindet sich der Sensationsdarsteller in der gefahrvollen Lage. Vielfach sind es dann die Arbeiter, die die Sicherungen für den Star schaffen, dann der Regisseur, und weit mehr noch : der A u f nahmeoperateur, der an lebensgefährlich exponierten Stellen ohne jede Sicherung den angeseilten Star dirigieren und aufnehmen muß. Zur Rettung unserer Ehre sei es indessen gesagt, daß wir auch in Deutschland eine Anzahl waghalsiger Männer haben, die Sensationen ausgeführt haben, aber immer im Hintergrund bleiben werden, da sie nur als Ersatz für den „Sensationsdarsteller" fungieren. Namen wie Stetsa, Musott i und S u 1 1 o n sind wohl allen Regisseuren bekannt. Die waghalsigsten Darsteller, die wir in Deutschland besitzen, sind A r u t h Wart a n und der Franzose Leonard, der nebenbei noch ein erstklassiger Akrobat und Kaskadeur ist. WUNDERKINDER VON EGINHARD TILSING In meiner Verwandtschaft gibt es drei Kinder, auf die sich die ganze Hoffnung der absterbenden Generationen stützt: Berthold ist das erste, sechs Jahre alt, entstanden als Sprößling von Tante Josefa und Onkel Eginhard, meinem Namensvetter. Berthold ist erstaunlich begabt: spielt Geige, soweit er Melodien im Gedächtnis behält, rezitiert drei Schillersche Balladen und tanzt mit Spitze und Spagat. Leider ist er noch kein Jackie Coogan geworden, — man hofft erst noch. Ilansjiirgen ist das zweite Kind: entsprossen der Ehe von Onkel Hans und seiner Gattin 1 iffi. Woher das Kind Jürgen heißt, weiß ich nicht. Hansjürgen ist sieben Jahre alt, rechnet wie ein Inflationsschieber, macht Taschenspieler und Kartenkunststücke und ist im Turnen der Erste seiner Klasse. Er springt wie Albertini und soll auch sonst unter seinen Mitschülern einen schlechten Ruf haben. Leider 38 ist er noch kein Maciste geworden, — man hofft erst noch. Rosa ist das dritte Kind, neun Jahre alt, nachweislich der ehelichen Verbindung meines Bruders Max und meiner Schwägerin Ernagret entstammend. Rosa reitet — Max ist TattersallDirektor! — wie ein Oberleutnant und spukt auf vier Meter jede gewünschte Distanz und jedes Ziel. Leider ist sie noch nicht für den Film entdeckt, — man hofft erst noch. Für Interessenten — und um meinen lieben Verwandten Nachfragen zu ersparen — füge ich hinzu: Berthold stottert ein wenig und hinkt mit dem rechten Fuß gleichfalls . . ., Hansjürgen läuft über den großen Onkel und fixiert diesen dauernd mit dem rechten Auge . . ., und Rosa hat Anlage zu O-Beinen. Betrüblicherweise sprechen sie nur deutsch, sind aber bereit, jeden erdenkbaren englischen Namen anzunehmen.