Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Wie ich meinen ersten Film machte VO N Gerhard Schake w-o f /\as ist noch nicht allzu lange her. \V ir V I 1 saßen eines Abends zu sechst in einer ^**S kleinen Weinstube und diskutierten das Problem des kleinen lustigen Films. Und wir erfuhren dabei von einem ganz Gescheiten, daß die kleinen amerikanischen Grotesken nur deshalb so gut seien, weil sie einen erheblichen finanziellen Aufwand erforderten. Ich, Filmfreund seit je, wagte kühn die Behauptung, daß man schließlich auch mit ganz wenig Geld, wenn nur Regisseur und Schauspieler den nötigen inneren Trieb hätten, einen sehr hübschen kleinen und dazu sehr lustigen Film herstellen könne. Gelächter darauf von allen Seiten. Nur mein Verleger hatte eine spöttische Falte über dem rechten Winkel und meinte sehr herzig: „Na, lieber Freund, dann machen Sie doch einen Film. Mit dem Munde produzieren wir auch." Was war zu tun? Geld genug besaß ich nicht, um allein den Film zu finanzieren, und so bat ich den Verleger und einen Freund, der mit am Tische saß, sich zu beteiligen. Die Finanzierung kam zustande. Ich begab mich mit einer Hälfte des Geldes nach München, engagierte eins der lustigsten blonden Filmmädels für die Hauptrolle und schrieb eines Nachts, in Gesellschaft einer guten Flasche, das Manuskript. Die Handlung war in ein Filmatelier verlegt. Einige lustige Momente, grotesk zurechtgemacht, mit verschiedenen optischen und technischen Tricks sollten sowohl das Publikum amüsieren als auch die „Leute vom Bau" in Spannung halten und (was man so halt aus Ehrgeiz tut!) last not least den strengen Rezensenten ein gütiges Kopfnicken ablocken. Vier Tage vor Beginn der Aufnahmen war das Atelier gemietet, Schauspieler waren engagiert, richtiggehende Schauspieler vom Münch ner Theater, wilde Leute, die nur gegen Bargeld gutmütig waren, und Statisten und süße kleine Statistinnen. Zu meinem eigenen persönlichen Schutze hatte ich einen Nervenarzt und zwei Jiu-Jitsu-Kämpfer engagiert, die schließlich auch in meinem Filmleinchen Verwendung fanden. Lotte Pritzel gab für gute Worte eine ihrer duftigen Puppen her und kam auch später selber ins Atelier. Daß die schöne Wachspuppe in dem glühenden Scheinwerferlicht nicht zerfloß war nur einem Hufeisen zu verdanken, über das ich vor Beginn der Aufnahmen stolperte. Da, am Abend des vierten Tages, kam die Nachricht, meine Hauptdarstellerin sei schwer krank geworden und könne unmöglich in den nächsten vier Wochen arbeiten. Nun war guter Rat teuer. Im letzten Augenblick einen Ersatz zu finden, war nicht leicht. Ich setzte mich ans Telephon, rief sämtliche erreichbaren Regisseure an, ob nicht doch vielleicht eine bekanntere Schauspielerin frei sei. Und endlich engagierte ich eine frischimportierte Ungarin, mit der kein Regisseur arbeiten wollte. (Heute ist sie, nebenbei gesagt, einer der aussichtsreichsten Stars.) Am andern Tage schon wurde auch sie krank und konnte ebenfalls nicht arbeiten. Und wenn man Pech hat, hat man's gründlich: ein Schauspieler, der Träger der Hauptrolle, mußte seinerseits absagen, weil er sich eine Fußverletzung zugezogen hatte. Was nun ? D r. K 1 e 1 1 e, mein unentwegter Helfer, der zum Schluß mehr machte, als ich, riet mir, erstens die männliche Hauptrolle selber zu spielen und zweitens — noch am selben Abend nach Berlin zu fahren und eine bekannte und mir befreundete Schauspielerin zu überreden, mit nach München zu kommen und bei uns zu arbeiten. Bei uns: bei Klette und bei mir. 39