Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Die Straßen sind so schmal, daß man sich bequem aus den Fenstern der gegenüberliegenden Häuser die Hand reichen kann. Vielfach sind es nur enge, oftmals überwölbte, düstere Gänge. Im Halbdunkel der Gassen drängen sich turbangeschmückte Araber in wallenden, farbigen Mänteln, Touristen, tiefschwarze Neger und englische Soldaten wechseln mit dunkelfarbigen Beduinen sowie blinden Bettlern und Bettlerinnen, die halbnackte Säuglinge tragen. Schwerbepackte Kamele, mit Säcken überlastete Esel winden sich durch die Menge. Alle Sprachen der Welt schlagen an unser Ohr. Die reinste babylonische Sprachenverwirrung. So gelangen wir zu den berühmten BasarStraßen „Muski". Dieses Viertel bildet mit seinem Labyrinth enger Gassen und Gäßchen eine Stadt für sich. Ein lockendes Schlaraffenland, das mit allem, was der Orient Kostbares bietet, angefüllt ist. Aegyptische, arabische, türkische, syrische und persische Erzeugnisse jeder Art wechseln mit aus europäischen Fabriken stammenden orientalischen Imitationen. In den Waffengeschäften brechen die Tische unter der Last der Damaszener-Klingen, der ägyptischen Säbel, Speere, Bogen und anderer jetzt zu Dekorationszwecken verwendeten wilden Kriegsgeräten. Jede Gasse hat ihr besonderes Handwerk. Hier hausen die Schuster, in einer anderen die Schneider, die Sattler, die Weber, die Goldarbeiter usw. Schweigsam hocken die Handwerker hinter ihren Ladentischen, unablässig mit der Anfertigung ihrer Waren beschäftigt. Bretzelmänner, Bonbon und Limonaden-Verkäufer streifen umher, laut ihre Waren anpreisend. Vor den Türen ihrer Basare stehen die ewig lächelnden Verkäufer und reden jedem Vorbeigehenden in allen nur denkbaren Sprachen zum Kauf zu. Andere zeigen ihre Schätze auf offener Straße. Wehe, wenn man nur einen Blick darauf wirft. Sofort rennen sie einem mit ihren Schals, Straußenfedern und Altertümern nach und lassen dann nicht mehr locker. Eine schmale Gasse öffnet sich. Berauschende Düfte umwogen uns. Wir sind in das Viertel der Parfumeure geraten. Ein bildhübscher Jüngling im schwarzen Redingote und Fez verneigt sich tief vor uns, als wären wir Königskinder. In tadellosem Französisch bittet er uns mit flehender Miene, „seinen bescheidenen Bazar zu betreten, und dort eine Tasse echl arabischen Kaffees zu genießen. „Bei, Ulah" /u kaufen brauchten wir nichts!" So großer I ebenswürdigkeit konnten wir nicht widerstehen. Ein schlanker Araber in blauem Burnus öffnet, sich tief verneigend, die Pforten des duftenden Heiligtums. Auf weichen I auteuils nehmen wir Platz. Alk Wohlgerüche des Orient-, umfangen uns. In den Regalen blinken Batterien geschliffener Ilakons mit den wunderbarsten orientalischen Parfüms. Bald steht der dampfende Mokka vor uns. Dazu Zigaretten, parfümiert mit dem herrlichen Ambra. Während der Parfümeur mit geläufiger Zunge die Konversation über Politik, Parfüme, Moden, kurz, über alle nur denkbaren Gesprächsthemen führt, tippt er mit einem Glasstab in die verschiedenen Flakons. Unablässig betupft er uns Hände und Stirn mit den herrlichsten orientalischen Parfümen. Schließlich rochen wir wie Moschustiere. Da streckten wir die Waffen und kauften und kauften . . . Ein neuer Käufer trat ein. Eine imponierende Erscheinung in tadellosem Redingote. grünen Seidenstrünipfen, blitzenden Lackschuhen; ein hoher Fünfziger. Sicher war er ein hochwillkommener alter Kunde, denn der Besitzer des Geschäftes krümmte sich vor Ehrerbietung wie ein Wurm. Der Neuankömmling ließ sich uns gegenüber nieder, füllte sein goldenes Zigarettenetui mit Ambra-Zigaretten und ließ sich seine mit zahllosen Ringen geschmückten Hände mit Parfüm einpinseln. Er sprach kein Wort, löffelte lautlos seinen Mokka, hüllte sich tin eine Ambra-Wolke und blickte nur immer mit glühenden Augen unsere Diva an. Plötzlich sprang er wie von der Tarantel gestochen auf, rief laut: „Sie ist es, sie ist es!" und nötigte den Besitzer des Basars herbei. der ihn uns vorstellen mußte. „Sanhib Pascha". — Und nun kam die Lösung des Rätsels: der Pascha war ein eifriger Besucher der Kairoer Kinos und hatte Hope Hampton kürzlich in einer ihrer Glanzrollen gesehen. Er war vor Begeisterung ganz außer sich und bat uns um die Ehre, morgen seine Gäste zu sein. Treffpunkt vormittags auf der Terrasse von Sheapards-Hotel, anschließend daran Fahrt nach den Pyramiden, abends Maskenball im Heliopolis-Palace-Hotel. Die Sache fing an, uns Spaß zu machen. Wir versprachen uns eine interessante Abwechselung und nahmen dankend an. Der Pascha winkte seinem draußen harrenden Diener, bepackte ihn mit einem Berg von Paketen, verbeugte sich mit Grandezza und begab sich würdigen Schrittes zu dem draußen harrenden Auto. „Da haben Sie eine hochinteressante Bekanntschaft gemacht ". meinte der Parfümeur. „Der Pascha ist eine der reichsten Persönlichkeiten Kairos. Allerdings ein Sonderling mit der fixci Idee, alles für sein Geld kaufen zu können. aber B.sitzer eines prachtvollen Schlosses, großer Landgüter, vieler Autos und I quipagen. Fr hat die auserlesensten schönsten Pferde von Kairo und gebietet über ein Heer von Dienern." Am nächsten Morgen sitzen wir erwartungsvoll auf der Terrasse von Sheapard. In entzückenden Toiletten Orten die Damen von Kairo hinter ihren bunten, kleinen Schirmchen. Braune Kellner in scharlachroten Fräcken ser 66