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Die Franzosen versuchen es neuerdings (Marcel L'Herbier) mit der kubistischkriminalistischen Sensation; ansonsten befleißigen sie sich einer gepflegten Langeweile.
Die Effekte des italienischen Films sind traurige Imitationen der amerikanischen Beispiele; dann noch der Masseneffekt des von ihnen geschaffenenTyps des Kostümfilms.
Diese Effekte, auf ihre Grundformel zurückgeführt, erwecken im Zuschauer teils Bewunderung, teils Angst, teils Mitleid, teils Haß,teils Liebe: durchweg rein
menschliche Empfindungen, denen jeder zugänglich ist, gleichzeitig die Erklärung ihrer Wirkung, die sie stets haben werden (ähnlich beim Theater). Werden diese Effekte also klar und einfach konstruiert und im richtigen Moment, in richtiger Ausführung, gezeigt, so müssen siewirken. Am derbsten sehen wir es wiederum bei den lotte Amerikanern,
wo ohne jede künstlerische Zutat der nackte Effekt auf die wirkungsvollste, also beste Art serviert wird.
Ueberflüssig wäre nun eigentlich dieser handfeste Effekt dort, wo ein Kunstwerk entstehen soll. Viele haben sich gegen ihn gewendet. Vor allem die Literaten und einige Kritiker ähnlichen Niveaus. Sie warfen dem Film „rohe Effekte", „krasse Handlung", „derbe Wirkungen" vor und verwiesen auf das „subtile" Feinkammerkunstwerk der Bühne (wo drei auf Stühlen sitzen und sich gegenseitig was andeuten; das Publikum hat dann sein Kreuz mit den Wort
rätseln!) und der Literatur (wo kapitellang über das Befinden der betreffenden Fasern und Fibern berichtet wird und schließlich in der Nähe eines angedeuteten Effekts endet oder aucl\ ohne ihn). Den Herren kann ich ruhig sagen, daß es kein Kunstwerk ohne Effekt gibt! Unter den von ihnen angeführten Bühnenwerken, Novellen und
Romanen gibt es keine Kunstwerke! Der Effekt gehört zum Formgesetz des
Kunstwerks! Prüfen Sie alle Kunstwerke, die Ihnen einfallen, auf ihre Effekte, und Sie werden mir sofort recht geben! Ohne einen Effekt würde ja das Werk derKunst gar nicht die Aufmerksamkeit auf sich lenken. um überhaupt bemerkt zu werden !
In der Natur des Films liegt ein Bedürfnis nach großartigen, klaren Effekten (Optik!), dem unbedingt
stattgegeben werden muß. Das oft (in richtigem Instinkt, aber schlechter Beherrschung) des Guten ein bißchen zu viel getan wurde, macht nichts; die Erfahrung wird sich mehren und eines Tages wird auch der erste Filmmensch erscheinen, der die ungelösten künstlerischen Filmfragen beantworten und Schauspieler, Autor, Regisseur und Architekt endlich in das gegenseitig richtige Verhältnis bringen wird. Und er wird auch dem Effekt den Platz einräumen, der ihm gebührt. Vielleicht einen ganz anderer Art, als wir ihn heute gewohnt sind.
Wie wäre es, hohe Filmlandesregierung, mit einem (Gott, wie originell!) Preisausschreiben, das diesen Mann sucht und findet?
NEUMANN
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