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Adlon und sehe, wie Herr Toni Mix um 3 Uhr seine Rundfahrt durch zehn Berliner Kinos antritt. Dabei wird er gefilmt, wozu ihm durch etwa zwanzig Autos mit kleinen Amerikawimpeln das Geleit gegeben wird. Anwesend waren als Zuschauer: ich, etwa hundert Passanten und der Kinooperateur, dieser jedoch in einer besonderen Droschke. — Ich fasse den Entschluß, nie Filmstar zu werden, oder aber . . . wenn ja . . . dann niemals in Berlin nach Rosinen zu haschen.
Und abermals wird ein Film bekanntgegeben, der „Sumpf und Moral" genannt werden soll. Wie seltsam kontrastiert dazu, daß die „Ufa" es über sich gewinnt, ein so ordinäres Stück wie den „Prinzen von Homburg" inszenieren zu lassen. „Sumpf und Moral" . . ., ja, — „Sumpf und Moral", das ist doch was, — darunter kann man sich doch was vorstellen! 28. April.
Jane Beß taucht wieder auf, — Jane Beß, die einst soviel schrieb und dann soviel schwieg. Jetzt hat sie ein Manuskript aus der Tischlade gezogen — oh, die Tischlade enthält sicherlich allerlei! — und es ist „Die Moral der Gasse" betitelt . . . „Sumpf und Moral" . . . „Moral der Gasse" . . . Nein, wir haben nichts dazugelernt — !
Ich erfahre von einem neuen „Sonnenfilm", der unter dem Titel „Sonne ist Leben" in die weite, weite Welt gehen soll. Ich mache eine besinnliche Atempause, ziehe die Luft ganz tief ein, weite den Brustkasten und schreibe weiter: aus dieser „sonnigen" Tatsache ersieht die Leserin, daß wir gegenwärtig drei Richtungen in der deutschen Filmproduktion haben, nämiich Militärfilms (die gerade aussterben), dann die Sonnenfilme (Motto: Sonne dich gesund) und drittens: die Sumpffilme (geographische Anschauungsfilme für heranwachsende Laien). Abermals atme ich tief, drücke das Kreuz schattenwärts durch und gehe langsam in die Kniebeuge: es gibt also drei Sorten von Deutschen: Militaristen (die gerade aussterben), Sonnenbedürftige („sonne dich gesund") und Gefährdete („Auf der Alm da gibt's koaSünd'!"). 30. April. In Amerika, oder irgendwo da herum, soll ein Film laufen, der das Leben Händeis behandelt. Man macht uns daraus einen Vorwurf, daß der Film nicht in Deutschland gedreht wurde, denn . . . Händel . . . Deutschland . . . Kunst . . . Musik ... —
Also gut, sollen die Amerikaner auch mal was Gutes gemacht haben, aber wer weiß, was das für ein Fländel geworden ist? Doch sicherlich ein Selfmade-Schlucker, der hinaufstieg, ein armes Mädel freite und den Nebenbuhler mit einem Pulverfaß-Duell aus dem Felde schlug?
In einem Fachblatt lese ich: „In der in Tokio erscheinenden Zeitung „Nitschi Nitschi" macht der bekannte Filmkritiker Kitasawa interessante Mitteilungen über . . . usw." — Worüber der bekannte Filmkritiker Mitteilung macht, ist gleichgültig, aber daß in Japan ein Filmkritiker überhaupt bekannt sein kann . . . und daß man uns das noch einreden will, das ist das Lustige.
1. Mai.
Heute, am Tage der Frühlingsfeier, wird angekündigt, daß wir einen unpolitischen Film
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„Das Gesicht des roten Rußlands" zu gewärtigen haben, einen Film, der „zum erstenmal" Sowjetrußland im Bilde zeigt, aber dennoch ganz unpolitisch ist. Da wird man geradezu gespannt, — nicht auf Sowjetrußland, aber auf — den Film.
2. Mai.
In Bonn, im „Modernen Theater", muß der Film „Des Königs Grenadiere" auf Befehl des Oberdelegierten der Rheinlandkommission vom Spielplan abgesetzt werden. Warum? Weil — so sagt der Herr Oberdelegierte — bei allen soldatischen Filmen der letzten Wochen Kundgebungen zu verzeichnen waren, die „einen beleidigenden Charakter" annahmen. Nach der Wahl Hindenburgs zogen sogar die Bonner Studenten durch die Straßen und sangen .„Siegreich woll'n wir Frankreich schlagen . . ." — Zugegeben: der Gesang war eine Unklugheit, — aber . . . „beleidigend"? „Beleidigend" nach diesem Friedensschluß und der Dauerbesetzung der Rheinlande? Vielleicht will uns Frankreich die Filme liefern, die für das besetzte Gebiet zugelassen sind?
3. Mai.
Zwei meschuggene Frauen in Amerika sind auf die Idee gekommen, die Monate nach den Namen der Filmstars umzubenennen, also statt Februar vielleicht „Fairbanks" zu sagen und von einer Person, die am 16. Oktober geboren wurde, zu behaupten, sie sei am 16. Pickford geboren. Leider erfahre ich nicht, ob man die beiden Frauen, die diesen Einfall hatten, noch frei umherlaufen läßt.
Lilian Harvey macht mit der Premiere des Eichberg-Films „Die Liebschaften der Hella v. Gilsar" Karriere: alle Zeitungen berichten darüber, daß Lilian Harvey schön — und w i e schön sie sei. Woraus sich doch wieder eins ergibt: über die Tüchtigkeit eines Menschen sind zehn Zeitungen zehn verschiedener Meinungen, — aber vor der Schönheit liegen alle Parteien auf den Knien. Jenes obskure Blatt, das vorschlug, man möchte Henny Porten für den Posten des Reichspräsidenten in Vorschlag bringen, hat also gar nicht so unrecht gehabt. Vielleicht blüht uns Deutschen auf dieser Ebene die Befreiung vom Parteiwirrwarr?
4. Mai.
Man bemerkt bei uns, daß von Griffith ein älterer Film aus der Kriegszeit, „Herzen der Welt", im Londoner „Coliseum" läuft, und ein Fachblatt des Films sagt sogar heute: Der Film werde von jedem begrüßt, der da wisse, „daß bei Griffith das Aeltere meist das Bessere" ist. — So so . . .? Das Bessere bei diesem Geschäftemacher, sagt das Fachblatt. Und ein anderes Blatt protestiert gegen die Ausgrabung eines „älteren Griffith-Filmes aus der Kriegszeit durch den Londoner Kinobesitzer", weil in gerade diesem Film die Deutschen als Biester dargestellt seien. Also — da haben wir ja den „besseren" Griffith . . .
5. Mai.
Rudolph Valentino ist ein Pantoffelheld! Seine Frau terrorisiert ihn, sie peinigt ihn, weil sie einen Einfluß auf seine Produktion haben möchte — , und Rudi, der schöne Rudi kann es