Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Buate/MJJtM Es ist in der Tat keine ganz leichte Aufgabe, aus der Unzahl neuer Bücher diejenigen herauszugreifen, von denen anzunehmen ist, daß der ahnungslose Zeitgenosse auf sie gewartet hat. Denn wenn so ein Buch wirklich endlich das Licht der Welt erblickt hat, so will, ehe der geneigte Leser sich dafür erwärmt, er auch wissen, aus welchem Grunde er sich erwärmen soll. Er möchte beileibe nicht wissen, was in einem Roman erzählt wird, denn dann hätte er die Lektüre nicht mehr nötig und würde keine spannenden Momente, keine Ueberraschungen mehr erleben können; ■ — aber er möchte auch auf keinen Fall wissen, w i e ein Roman erzählt wird. Denn er will sich ja sein Urteil über das stilistische ,,Wie" des Autors ganz alleine bilden und lehnt es ab, durch den Referenten des ,, Bücherwurm" mit Voreingenommenheit geladen zu werden. Dann aber sieht sich der Referent noch einer dritten Schwierigkeit gegenüber: wie soll er wissen, was dieser oder jener Leser gerne — „lies t", was er, abgewendet vom Film, zu sich zu nehmen begehrt? Fangen wir, um das an einem Exempcl zu statuieren, bei einem englischen Roman an, der mir zur Stunde vorliegt und der mich — ich übertreibe nicht! — ganze zwei Wochen in Atem gehalten hat. Dies ist der Roman „Söhne und Liebhaber" von D. H. Lawrence, erschienen im Inselverlag zu Leipzig. Um subjektiv und ehrlich zu berichten, will ich damit beginnen, einzugestehen, daß ich von diesem seltsamen und ausgezeichneten Buch zunächst Seite für Seite ganz langsam , .verschlungen" habe; ich habe mich an der realistischen Kleinarbeit der Schilderung aus dem englischen Bergwerksund Kleinfamilienleben buchstäblich begeistert, ich habe unerhörte Details der Beobachtung gefunden und wohl an die hundertmal wieder zurückgelesen, um nur nichts zu flüchtig übergangen zu haben. Und dann kamen, nach der ersten Begeisterung, Stunden der Qual über die sich so gern wiederholende Art der Charakterschilderungen und Personenbeschreibungen, Stunden der Qual — und der inneren Auflehnung gegen die Manier . . . oder die Manie, etwa einen gut erblickten Einzelfall zu verallgemeinert zu sehen: die Liebe einiger Söhne für ihre Mutter nämlich. Ich fragte mich hin und her, wie unter den dargelegten Voraussetzungen Kinder sich wohl entwickeln mögen, wie Kinder unter ähnlichen Verhältnissen sich wohl herausbilden, — wie gewisse soziale Vorgänge vom Dichter „erlebt" und „erschaut" wurden, ■ — und ich kam zu dem Urteil, daß man sich trotz freudigster Begeisterung für „Söhne und Liebhaber" doch davon freihalten müsse, sich von der beinahe restlos einfangenden Einzelmalerei überzeugen zu lassen. Der Roman also — hat mich nicht überzeugt, er hat mich £cu?t TTtarcipc £iköüG tua^cn öiß coßltbß= üüt)ratß7Ractiß (Elcfcuat 9i