Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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drinfjen, vor seiner cinsilbig-abwehrenden Verschlossenheit sein Vorhaben endlich aber wieder aufgejjeben. Er fühlte unwillkürlich, daß der Freund halt und hilflos einer schweren Katastrophe zutrieb, und er zweifelte ebensowenig, daß diese von ihm schon länjjst befürchtete Katastrophe einzi<i und allein in dem Verhältnis Kurts zu Evelyn Karr ihre Ursache haben konnte. Als sich der Vorhang unter dem einmütitjen Beifall des Publikums über dem ersten Akt «sesenkt halte, beschloß er daher, nach dem Fehlschla<5 bei Kurt das Feld auf der Gegenseite zu sondieren und den Karrs, die er schon vor Bejjinn der Vorstellung vom Parkett aus begrüßt hatte, während der Pause in ihrer Loge einen kurzen Besuch abzustatten. Er wurde mit gewohnter Freundlichkeit begrüßt. Vor allem Evelyn bemühte sich, möglichst unbefangen und heiter zu erscheinen; dem erfahrenen Psychologen war es jedoch im ersten Augenblick klar, daß zwischen den Eheleuten ein tiefgehender Konflikt bestand, der ihm gewissermaßen die rätselhafte Verstörtheit Kurts widerzuspiegeln schien. Als er dann selbst zu einem Vorstoß überging und Karr durch ein paar direkte Fragen nach seiner Mei/iung über i den Autor und sein Werk aus seiner Zurückhaltung herauszulocken suchte, verstand es dieser, ihm ebenso gewandt immer wieder auszuweichen und unter Vermeidung alles Persönlichen allein über das Stück und seine hervorragende Besetzung zu sprechen, die den Zuschauer ganz vergessen lasse, daß er sich in einem Theater befinde. In tiefer Sorge suchte Walter beim dritten Klingelzeichen endlich seinen Platz in der vordersten Parkettreihe wieder auf. Die geheime Angst um Kurt hatte sich durch seinen Besuch bei den Karrs nur noch weiter verstärkt; im.mcr wieder gingen seine Gedanken um den Freund und die unselige junge Frau, deren Hand beim Abschied so kalt und leblos wie ein Stein in der seinen gelegen, in deren fiebernden Augen die hilflose Verzweiflung eines gehetzten und unentrinnbar umstellten Tieres gestanden hatte. — — Der zweite Akt, der etwa — — — ^^^.— ^— ^— acht Tage nach dem ersten spielte, zeigte die gleiche Szenerie der Diele am Spätnachmittag eines dunklen Somnicrtages. Der Ehemann hatte den Dichter zu einer Aussprache in sein Haus gebeten und, um diese möglichst unauffällig zu gestalten, hierfür die Form einer Einladung zum Tee gewählt. In dem gedämpften Licht einer hohen Stehlampe saßen sich die beiden Herren in den Klubsesseln am Kamin gegenüber, in verhaltener Ruhe und gemessener Höllichkeit, indes aus ihrer halblaut geführten Unterhaltung die tiefe Gegnerschaft wie eine unsichtbare Flamme allmählich immer höher brannte. Schon lange sprach fast ausschließlich der Gatte, abgerissen, stoßweise, in Scham und Angst um die geliebte Frau, die er zu verlieren fürchtete, vielleicht schon verloren hatte. In eindringlichen Worten suchte er dem jüngeren Mann vor Augen zu führen, wie seine Gattin seit Tagen völlig verwandelt, verzaubert sei, wie er sich gar nicht mehr in ihr zurechtfinden könne und schon daran gedacht habe, einen Nervenarzt zu Rate zu *iehen. ,,Es ist ungcsvöhnlich," sagte er endlich, ,.und vielleicht auch unmännlich, daß ich mich mit diesen Dingen an Sie wende. Aber ich glaube doch als Mensch zum Menschen sprechen zu können. Meine Frau ist krank, seelisch krank, krank nach Ihnen. Darüber mache ich mir absolut keine Illusionen. Sie hat es mir ja auch selbst eingestanden. Denn sie ist viel zu stolz für eine Lüge! — Lieber Herr Doktor", schloß er erschöpft. ,,Es gibt ja so viele Frauen! Warum wollen Sie mir gerade die Frau nehmen, von der mein ganzes Lebensglück abhängt?" ,,Ich glaube, Sie verkennen die Sachlage", gab der Dichter nach einer kurzen Pause ruhig zur Antwort. „Nicht ich nehme Ihnen Ihre Frau, es ist das Schicksal, das uns zueinander treibt. Unsere Jugend und unsere Liebe. Und das ist stärker als alles in der Welt, Sie wissen, daß Ihre Gattin sich mit dem Gedanken einer Scheidung trägt. Warum wollen Sie sie da halten, seit Sie sich darüber klar sind, daß Ihnen ihr Herz nicht mehr gehört?" ,,Nie, niemals willige ich in eine Scheidung!" Unwillkürlich war der Ehemann aufgesprungen und stand drohend vor seinem jungen Gast. ,,Ich gebe nichts her, was ich besitze, am allerwenigsten meine Frau!" In diesem Augenblick öffnete sich zur Linken eine Tür. -~~^^ ^— Die junge Frau trat ein. Mit einem einzigen Blick erfaßte sie den Zusammenhang, fühlte sie instinktiv, wie in diesen beiden Männern bei aller bisherigen äußeren Korrektheit die entfesselten Urtriebe im Kampf um das Weib einer furchtbaren Entladung zudrängten. Der Gatte hatte sich wieder in seinen Sessel niedergelassen. Seine Hände irrten in nervösen Zuckungen über die Lehne, er bewegte den Kopf mechanisch hin und her, wie ein Tier, das aus seinem Käfig einen Ausweg sucht. J Mit weitgeöffneten, leeren! Augen starrte er wie geistesabwesend auf seine junge Frau, die in ihrer ruhigen, stillen, fast traumhaften Art noch einmal all das wiederholte, was in diesen ganzen letzten Tagen in endlosen, quälenden Gesprächen übet eine Trennung ihrer Ehe zwischen ihnen verhandelt worden war, ,,Und unser Kind?" "^~~"~^^^^^"~~~"~^^~~ Die Stimme des Gatter! klang auf einmal wieder gan; fest und klar, in einem letzter Versuch, das schon unrcttbai Verlorene doch vielleicht nocl einmal zurückzugewinnen. Die junge Frau zögerte sekundenlang mit der Antwort. ,,Ich bin auch nur ein Mensch!" sagte sie dann mit einer leisen, sehnsüchtigen Lächeln, das wie ein verlorener Glücks hauch über ihr feines Gesichtchen huschte. „Auch über unse Kind wird am Ende eine Einigung zu erzielen sein!" Da stand der Gatte auf einmal wieder blitzschnell auf del Füßen. Der Lauf eines Revolvers blinkte in seiner drohend ei hobenen Rechten, Eine Dame im Parkett kreischte laut auf. Dann krachte ein Schuß, Eine Scheibe splitterte. Die große Stehlampe stürzte um. Sekundenlang herrschte auf ('cjr Bühne ein tiefes Dunkel, un man hörte durch die totenhafte Stille nur die keuchenden Aten züge zw-eier miteinander ringender Männer. Als es endlich wieder hell wurde, lag der Gatte wie eii leblose Masse in seinem Sessel, die noch rauchende Waffe der schlaff herabhängenden Hand. Fortsetzung folgt SINGER NAHMASCHINEN AKTIENGESELLSCHAFT SINGER LADEN ÜBERALL