Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

denken , daß sie nur die Filmstadt zu erreichen brauchen, um den We<> zum Ziel zu finden. Das Resultat davon ist, daß siu von jedem Punkt des Erdteils aus nach Hollywood kommen, ohneSchuluni! oder Erfahruni», die ihnen Nutzen brinjjcn könnte. Die meisten von ihnen kommen, weil ihre Freunde und Nachbarn zu Hause ihnen erzählt iiaben, daß sie sch<)n seien und deshalb dort am Platze sein müßten, ohne zu wissen, daß Schönheit eine Eijjenschaft ist, die auf dem Hollywooder Markt in absolut keinem hohen Kurse steht. Ich möchte damit nicht allen Mädchen, die den Ehrgeiz haben, zu filmen, saj^en: Kommt nicht nach Hollywood! Die Filmhersteller sehen sich immer nach Mädchen um, die wirkliche Eijinunii zum Film besitzen, die intelli)|ent sind, die schauspielerische Fähijikeiten, Charakter und Schönheit haben. Aber sie müssen all dies besitzen und nicht nur eine oder zwei dieser Eijienschaf tcn. Wenn die Mädchen, die den Ehrjjeiz haben zu filmen, sich wirklich daraufhin prüfen würden, würde es den endlosen Zustrom hoffnunj*svoUer Aussichtsloser, die die Studios überlaufen, oline Aussicht, je auf die Höhe zu kommen, nicht «seben. Bevor sie sich ausmalen, nach Hollywood zu <4ehen, sollten sie sich einen ehrlichen und vorurteilslosen Befähifjun'jsnachweis verschallen. Sic sollten die Kosten ihres Unternehmens bedenken und genau feststellen, wie sie für den Kampf «»erüstet sind, ehe sie den Versuch machen. Denn die Mädchen, die voller Ehrgeiz nach Hollywood kommen, setzen sich vielen Gefahren aus. Das Durchschnittsmädchen kommt nach Hollywood, geschwellt von höchstem Selbstvertrauen, den <5uten Wünschen und dem Vertrauen seiner Anj^ehörisjen und Freunde und einer vorgefaßten Meinunjä von seinen Fähigkeiten, deren Beweis nur in seinem eigenen Kopfe besteht. Lind jjewöhnlich hat es nur beschränkte pekuniäre Mittel, um den Kampf auszuhallen. Es macht sich nicht klar, daß die Chance, überhaupt eine Arbeit zu bekommen, im Verhältnis von 10 zu 1 steht, selbst als „Extra", wenn es ihm {gelingt, eine EinschreibunjJ bei dem Central Casting Bureau zu erlanj^en, das die führenden Studios mit Komparserie versorjjt. Das Bureau hat mehr als 10 000 Namen auf seiner Liste. Die Durchschnittszahl von Darstellern, denen es täglich Arbeit vermittelt, beträgt kaum mehr als 700, Die Folge ist klar. Dem Durchschnittsmädchen, das nur sieben Tage von . hundert arbeitet, wird es schwerfallen, ihre Miete, ihr Essen und ihre Garderobe zu bezahlen. Diese Ungewißheit, Arbeit zu finden — mit der einzigen Sicherheit, daß diese genug bestehen wird — , ist eine der Grundgefahren, denen das nach Hollywood kommende Mädchen entgegengeht. In dieser Klasse muß es nun mit Tausenden anderer Mädchen konkurrieren, die ebenso schön sind oder möglicherweise schöner. Es macht sich lerner nicht klar, daß die Chance, aus der ,,Extra"-Klasse zum Startum zu kommen, wie 10 000 zu 1 gegen es steht. Es denkt nur an all das Angenehme, das es von seinen Freunden zu Hause iiörte, die nichts von der Lage in Hollywood w issen. Es beginnt, herumzulaufen. Wenn es Glück hat, bekommt es dann und wann Arbeit. Es sieht, wie seine Mittel rasch zu Ende gehen; es fängt an zu sparen, um das Ende hinauszuziehen, was ihrer Erscheinung nicht zugute kommt und ihre Chance verkleinert. Durch die Tatsache, daß sie keine der Eigenschaften zeigen konnte, die einen Filmhersteller bewegen würden, ihr eine besondere Gelegenheit zu geben, fleht sie um Hilfe und wird immer empfindlicher, weil die Gelegenheit nicht kommt. Entmutigungen und Enttäuschungen sind weiterhin ihr Los. Es kommt schließlich der Moment, wo ihre pekuniäre Lage sie zwingt, am Essen zu sparen, bis sie sich endlich in äußerster Not befindet. Ihr Stolz hält sie von der Rückkehr nach Hause ab, denn sie will das Mißlingen nicht zugeben. So ist sie von jeder Hilfe verlassen, bis ihr Geld zu Ende ist. Das ist der gefährlichste Punkt ihres Versuches. Sie kommt in eine verzweifelte Gemütsstimmung, die sie zur Beute vieler Versuchungen werden läßt. Diese Versuchungen sind in Hollywood nicht größer als anderswo, aber sie sind überall. Es erfordert eine besondere Charakterstärke, um als Sieger aus dieser Periode der Enttäuschungen und Depression hervorzugehen. Und unglücklicherweise ist es so, daß nicht nur eine solche Zeit überwunden werden muß, sondern oftmals wiederkehrend. Unvermeidlich gibt es Wochen und Monate, in denen nur wenig produziert wird und die Nachfrage nach Darstellern gering ist. Es passiert immer wieder, daß die Mädchen nach allen nutzlosen Versuchen stranden, ohne zu wissen, wohin sie gehen sollen, und oft ohne jemanden, den sie um Hilfe angehen könnten. Das ist die Strafe für die, die ihr Glück in Hollywood versuchen, ohne genügend ausgerüstet zu sein. Die Gefahren sind besonders groß für die Mädchen, die vorher ein beschütztes Leben führten und nun das erstemal sich allein durchkämpfen müssen. Das kann mit einem Unglück enden, das hängt von dem Mädchen ab. Wenn es eine Persönlichkeit ist, über Charakterstärke, Schönheit und alle übrigen zum Erfolg notwendigen Eigenschaften verfügt, kann es hochkommen. Aber auch dann ist die Chance nicht allzu groß. In einer so ungeheuren Industrie, wie der Filmproduktion, gehört Außergewöhnliches dazu, um ein Individuum aus der Menge herauszusuchen. Kein Mädchen sollte daran denken, es mit diesen Gefahren aufzunehmen, wenn es nicht weiß — nicht denkt, sondern weiß — , daß es Befähigung und das Geld besitzt, um sie zu überwinden. Jannings in der Komparsengarderobe in Hollywood