Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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ROMAN VON HANS SCHULZE 14. Fortsetzung Er war sofort in Haft genommen und schon am anderen Morgen einer vielstündigcn Vernehmung unterzogen worden, die für die Nerven des Untersuchungsrichters eine sehr starke Belastungsprobe gebildet hatte. Kurt war auf eine große Anzahl von Fragen die Antwort schuldig geblieben, so daß es dem erfahrenen Juristen erst ganz allmählich gelungen war, aus seinen spärlichen, lückenhaften Angaben ein ungefähres Bild des Dramas in der Wannseevilla herauszuschälen. Irgendwelche nähere Einzelheiten über den Auftritt im Schlafzimmer Karrs waren auch bei späteren Verhören nicht aus ihm herauszubringen gewesen; er hatte sich vielmehr mit unerschütterlicher Beharrlichkeit immer wieder darauf beschränkt, in kurzen Worten sein erstes Geständnis zu wiederholen und dabei zu betonen, daß der Gedanke deä nächtlichen Überfalls einer plötzlichen Eingebung entsprungen gewesen sei und daß Frau Karr hiervon ebensowenig Kenntnis gehabt habe wie von seinen voraufgegangenen Differenzen mit ihrem Ehemann. Kurt war in seinen Aussagen mit instinktiver Vorsicht so knapp und zurückhaltend wie möglich gewesen; war doch der Boden, auf dem sich die Fragen des Richters bewegten, für ihn noch immer em völlig unbekanntes Land, da er auch mit dem Aufgebot seines ganzen Erinnerungsvermögens nicht imstande war, sich die entscheidenden Vorgänge der verhängnisvollen Nacht ins Gedächtnis zurückzurufen. Vor allem jedoch fürchtete er, durch ein nicht ganz genau ab L° gewogenes Wort Evelyn zu verraten, über deren Belastung durch die bisherigen Untersuchungsergebnisse er absichtlich im unklaren gehalten wurde. In den langen, einsamen Stunden der Gefängnishaft hatte sich heimlich ein entsetzlicher Gedanke in ihm eingenistet, den er anfangs, vor sich selbst erschreckend, in den innersten Winkel seiner Seele zurückverwiesen und der doch, immer mächtiger wachsend, allmählich sein ganzes Bewußtsein überschattet hatte: Der Gedanke an Evelyns Schuld. Niemand anders als sie, das war ihm nach und nach zur felsenfesten Überzeugung geworden, konnte die furchtbare Tat getan haben, in der sich die langangesammelte Spannung einer innerlich zerbrochenen Ehe auf einmal mit der Gewalt einer Naturkatastrophe entladen hatte. Ganz deutlich, wie in einer dichterischen Eingebung sah er die Grundlinien der düsteren Tragödie im Geiste immer wieder vor sich: Das qualvolle Zusammensein im Iheakr mit seiner sich langsam steigernden Erregung, die Heimfahrt nach Wannsee in dem verbissenen Schweigen der Todfeindschaft und endlich der letzte elementare Zusamnicnsloß. bei dem ihr der Gatte vielleicht den Triumph seines Sieges höhnend ins Gesicht geschleudert und sie dann in einer sinnlosen Wallung von Haß und Verzweiflung die tödliche Waffe gegen den Rasenden gerichtet hatte. Es schien ihm oft wie ein Wunder, daß Evelyn unter dem unerträglichen Druck der immer neuen Vernehmungen nicht