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Die Pariser Boheme ist in Wort und Ton so oft dargestellt worden, daß man in aller Well weiß, wie es auf dem Montmartre zugeht. Das lustige Völkchen der Künstler und Studenten und der mit ihnen verbündeten Modelle, Laufmädel, Modistinnen weiß sich geschickt über die Nöte der Zeit hinwegzusetzen und Armut durch Anmut zu besiegen. Aber die meisten Schilderungen des Quartier latin gehen auf eine Zeit zurück, die im allgemeinen sorgoser war. Es ist die Zeit des zweiten Kaiserreichs, dessen äußerer Glanz auch bis nach Montmartre und Montrouge strahlte. Vor dem Weltkriege war Paris allerdings noch das Dorado der Künstler, aber das Bohemeleben hatte doch schon viel von seinem alten Zauber verloren. Nach dem Kriege sind auch in Paris, wie anderswo, die Verhältnisse so vollkommen andere geworden, dafj der Begriff „Quartier latin" nur noch historische Bedeutung hat. Das Leben spielt sich auf einer ganz änderen Basis ab; es ist selbst in Paris härter und kälter geworden. Zwar stehen die wackligen Häuser in den alten Straßen noch — man hat ja auch in der Seinestadt kein Geld, um zu bauen, Mimis Häuschen wird sogar von Fremdenführern als eine Seltenheit gezeigt, aber die Menschen, die heute über die knarrenden, ausgetretenen Stiegen laufen, die in den niedrigen Zimmern der allmodischen Hotels hausen — diese Menschen haben wenig
Mitte: Carmen Boni und Helga Thomas.
Im Kreis: Iwan Petrovich, Maurice Bra
dell, Carmen Boni, Helga Thomas
l'/iot. Orplid-Meplro
mehr gemeinsam mit der Boheme von ehedem. Erstens einmal, weil sie noch ärmer sind als die der vergangenen Zeit, denn die Mehrzahl der heutigen Studenten — auch in Paris — erhält keinen oder einen völlig ungenügenden Wechsel. Wenn aber der Tag mit dem Studium, der Abend mit Broterwerb verbracht wird, bleibt wenig Zeit für die Liebe übrig. Auch die Modistinnen können heute
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