Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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ßr S V_^ UND W le UND SEHR VIEL SciiiriitÄel GivbLu^ti0erAbeK.teu.errovncLvi. VON LUDWlGvoN WOHL »^ L Als Robby Valberg langsam die Treppe herabkam, steuerte der Portier auf ihn zu. „Ich wollte CS gerade auf Ihr Zimmer schicken, Monsieur", sagte er dienstbeflissen, Robby Valberg schob das Telegramm ärgerlich in die Tasche. Wahrscheinlich pumpte ihn Valescu wieder an oder der kleine Block. Schreckliche Angewohnheit, diesen Selbstverständlichkeiten durch ein Telegramm eine drohende Wichtigkeit zu geben. Beinahe erpresserisch so was. Auf alle Fälle hatte die Sache Zeit bis morgen früh Didi und die anderen saßen sicher schon in einer Ecke und warteten. „Du hast dir Zeit gelassen Robby." Didi hatte das Gelbe an, das ein bißchen zu tief ausgeschnitten war. Aber sie konnte es sich leisten. „Er ist wie eine Primadonna", sagte Wandsworth Tuppingham und kniff ein Auge zu, Maud Dundee tat ihm den Gefallen, zu lachen, „Wo sind die andern?" fragte Valberg, „Wir treffen sie im Cheval Pie, Freddy Starhemberg kommt übrigens nicht." „Was hat er, eine neue Freundin?" ,, Nicht ganz so schlimm. Mandelentzündung." ,,Also los!" Tuppingham hatte seinen Wagen mitgebracht. „Rue Victor Emanuel III. — Cheval Pie, Jones", sagte Wandsworth Tuppingham. Er sprach das auf amerikanisch aus. Die dunkle Limousine tauchte im Kandelabermeer der Place de la Concori.e unter wie ein Komet in der Milchstraße. Im ,, Cheval Pie" wartete bereits ein halbes Dutzend junger Leute bei der zweiten Flasche Anjou, Der kleine braunhäuligc Marsciller Kellner schnitt mit der Sorgfalt des künstlerisch arbeitenden Menschen die köstlichen Weißbrotscheiben. „Ich habe Hunger", sagte Didi und ärgerte sich über Huguettc Malvy, die unverschämt gut aussah. Das gelbe Kleid war ihr doch ein ganz klein wenig eng. War sie dicker geworden? Robby hatte bestimmt nichts gemerkt. Aber wenn es die Männer erst einmal merken, ist es auch schon zu spät. Sie beschloß, kein Weißbrot zu essen und keine Sauce. Sauce war das reine Gift. „Du siehst entzückend aus, Huguette", sagte sie begeistert. „Es steht dir ausgezeichnet, daß du etwas voller geworden bist." ,,0h, du irrst, Didi — ich habe abgenommen." „Wirklich?" Robby Valberg beobachtete das Geplänkel mit vergnügt glitzernden Augen, „Was habt ihr eigentlich heule nacht vor?" fragte er und bestellte bei dem aalgewandten Marseiller zwei Dutzend Imperiais. „Einen Akt Grand Guignol", sagte Maurice Grouchy, ,.i'er Mann bringt seine Braut mit einem javanischen Gift um, das sie in Champagner schluckt, weil sie ihm — also, es ist sehr spannend. Dann Casino de Paris — Chevalier hat ein neues Chanson, das man hören muß. Dann noch irgendeine Boite — y V ,,Dii denkst schon wieder," sagte sie vorwurfsvoll. Nachdruck verboten das hängt von Denitzki ab, der um eins im Casino sein will. Er sagte, er wüßte etwas ganz Neues," Robby Valberg nickte ernsthaft. Wenn der kleine Prinz Denitzki so etwas versprach, dann hielt er auch Wort, ,,Ich sehe schon," sagte er in gespielter moralischer Entrüstung, ,,wir landen wieder um fünf oder halb sechs bei Mere Poulette in den Hallen, Ich weiß tatsächlich nicht mehr, wie mein Bett aussieht," Valbergs Finger spielten gedankenverloren mit einer Brotkrume, die ländlich gebräunt auf der blaurot gewürfelten Leinendecke lag. Didi schüttelte sich. „Du denkst schon wieder", sagte sie vorwurfsvoll, „Wirst du das denn nie lassen können?" Valberg lachte fröhlich auf. ,,Das sollte Onkel Heinrich gehört haben, der behauptet, ich hätte nicht einmal die Ansätze zu den Einrichtungen, die der Mensch zum Denken gebraucht." ^ ^ ,, Quelle bete", sagte Hu guette teilnahmsvoll. Zu teilnahmsvoll. Didi sah sie schräg von der Seite an mit einem jener samtglatten und dolchscharfen Frauen blicke, die in der Rivalin zuerst die unbestimmte Vorstellung erwecken, irgend etwas an ihrer Toilette wäre nicht in Ordnung. Robby Valberg speiste mit der Andacht und vorsorglichen Behutsamkeit eines Menschen, der weiß, daß er heute noch schwere unbedingt notwendig ist, sich und daß es Arbeit vor sich bat dafür zu stärken. Alles, was er anfing, vollzog er mit der sprichwörtlichen Gründlichkeit des Deutschen, aber gleichzeitig mit einem begeisterten Schwung, der auch ohne irgendwelche idealen Hintergründe bei ihm auf Kommando in Erscheinung trat. Bedauerlich nur, daß es nichts Rechtes gab, was in Angriff zu nehmen war — keine Angelegenheit, die lanciert, hochgebracht, emporgezüchtet werden konnte. Denn dazu saß man zu sehr auf dem Trockenen, Onkel Heinrich verwaltete das Vermögen seines Vaters mit — bis zum vollendeten dreißigsten Lebensjahre des ,, Kindes" — nach einer jener blödsinnigsten Testamentsklauseln, die es leider nicht nur im Film gibt und die, blutarm und völlig aus der Mode, in wurmstichigen Notarschränken die unglaublichsten Zeitänderungen mit dem Phlegma einer dreihundertjährigen Schilddrüse an sich vorbeiziehen lassen. Also in vier Jahren war man so weit, daß man für würdig befunden wurde, als ein vollwertiger erbfähiger Mensch zu gelten, von dem ohne allzu großes Risiko angenommen werden konnte, daß er sein Vermögen nicht unter gütiger Mitwirkung einer nicht völlig einwandfreien Dame, beziehungsweise einer Reihe von solchen, unter verstaubten Rivierapalmen oder auf dem Rennplatz ,, durchbrachte". Robby Valberg hatte mit seinem Onkel wilde Kämpfe ausgefochten, wenn sich ihm eine neue Gelegenheit zeigte, von der aus irgend etwas angepackt werden konnte. Aner der alte Knurrhahn in dem grauen Cut aus der King