Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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Edward-Zeit bewies klaren und logischen Beweisgründen, ja deutlichen und unwiderlegbaren Zahlen gegenüber so viel Einsicht wie ein Parteifunktionär. Er ging jeden Morgen um halb neun in sein verräuchertes Büro, das immer so aussah, als würde niemals ausgefegt — und verließ es punkt fünf Uhr wieder, ganz gleich, ob etwas zu tun war oder nicht. Da aber Onkel Heinrich an seine Bürostunden seit vierzig Jahren gewohnt war, so sah er sich so einer Trivialität wegen in keiner Weise veranlaßt, geheiligte Einrichtungen zu ändern. „ • ' u „Meinen Mantel — meinen Hut!" Das kleine Bankgeschäft mit dem geschmacklosen und altmodischen Schild schlief einen Dauerschlaf. Robby wurde das Gefühl nicht los, daß es, wenn man es aufweckte, genau so bissig und schlechter Laune sein würde wie Onkel Heinrich. Man war auf diese Weise kaltgestellt, lahmgelegt, zur Untätigkeit verurteilt. Was halte es für einen Sinn, irgend etwas anzupacken, gegen alle möglichen Hindernisse anzugehen, wenn einem in ein paar Jahren mit langweiliger Selbstverständlichkeit die Millionen kampflos in die Tasche geschoben wurden? Die beste Arbeit wurde auf diese Weise zu jämmerlichem Theater. Es war wie ein Match, bei dem man die Entscheidung vorher brav und bieder festgelegt hatte — das machte keinen Spaß. Man ließ sich also den von Papa seinerzeit freundlichst eben falls festgelegten Monatswechsel auszahlen und tat damit das einzig Richtige; man sammelte Erfahrungen. Das war sicher das Interessanteste. Man merkte, daß hinter den Bergen auch noch Menschen lebten, und lernte ihre Vorzüge und Schwächen kennen. Man reiste viel und gründlich, wenn auch nicht weit über Europa hinaus — der Monatswechsel hatte ziemlich enge Grenzen. Dieses halbe Jahr Paris war bestimmt keine verlorene Zeit. ,, Trink!" sagte Didi vorwurfsvoll und schob ihm das Champagnerglas zu. Er war ein bißchen beschämt. Einen bedauerlichen Konzentrationsmangel hatte man doch, dachte er noch. Man kann doch tatsächlich weder eine elende kleine Stunde lang nur vergnügt sein, nur andächtig oder nur gedankenvoll. Dann begann er mit Energie einen wilden Fight gegen die Neckreden des Tisches, verteilte überallhin blitzschnelle kleine Florettstöße und erledigte Maurice Grouchy mit einer schweren Granate. ,, Gehen wir", sagte Tuppingham. „Er bringt uns sonst noch alle um." Huguette hätte gern noch Crepes gegessen, aber der ganze Tisch protestierte. Befriedigt stand sie mit auf. Die einzige, die es sich leisten konnte, so viel zu essen, wie sie wollte. ,,Du bekommst jetzt im Grand Guignol das javanische Gift in Champagner", tröstete Valberg und ließ sich den Frackmantel umlegen. — Eine halbe Stunde später lachte er Tränen über die realistisch gespielte Szene der Vergifteten. Er behauptete, sie erinnere ihn lebhaft an den Bauchtanz einer Algerierin, den er im Marseiller Hafenviertel gesehen hatte. Dramatische Szenen auf der Bühne reizten ihn immer zum Lachen. Er war als Begleiter im Theater geradezu gefürchtet. Chevalier im Casino war wieder einmal so bezaubernd, wie sein Couplet blöd war. Robby Valberg warf einen vorsichtigen Blick um sich. Didi unterhielt sich eifrig im Flüsterton mit Tuppingham. Ein Bleistift? Der war da. Jetzt noch Papier — Robby Valberg sah voraus, daß er vermutlich Kopfschmerzen bekommen würde — Didi mußte sich dann weiter mit Tuppingham unterhalten, er konnte ihr nicht helfen. Man mußte nach Hause gehen, Eisumschläge machen und mehrere Tabletten nehmen. Das mußte man. Was schrieb man am besten? Wenn man nur erst Papier hätte! Er angelte in den Taschen und zog auch etwas hervor. Es war das Telegramm vom kleinen Block. Gar nicht schlecht. Man schickte ihr ein Telegramm. Das sah so schön dringlich aus. Man brauchte nur den neuen Text darüberzuschreiben und das andere gründlich auszustreichen. Er riß das Formular auf und überflog die kurzen Zeilen, während er den Kellner heranwinkte. Dann legte er das Blatt langsam, sehr langsam auf das Tischchen und fuhr sich mit der Hand über die Augen. Sein Gesicht bekam Ähnlichkeit mit einer der hölzernen Schauspielermasken, die, schief auf schlankgliedrigen Säulen aufliegend, die Sahara und die sechzehnjährige Maurin aus Besannen flankierten. Herrmann Gerson iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii iiiiüiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiii C^ßcrlin, QOcvclcvschcy QllarCl DAS FÜHRENDE MODEHAUS