Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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ROMA/S/ VON HANS SCHULZE .^^ I Schluß) Erst gegen Mitternacht hatte sie sich mit der Schwester zurückgezogen und dann noch lange an dem Fenster ihres Giebelätübchens gesessen und die mondbeglänzte große Stille dieser heimlichen Stunde genossen, deren sehnsüchtige Traumverlorenheit sie noch nicht schlafen lassen wollte. Da knirschte hinter ihr ein rascher Schritt. „Hallo, Fräulein Lore!" Walter stand vor ihr. Mit einem frohen Lächeln streckte sie ihm die Hand entgegen, ,, Guten Morgen, Herr v, Prayer!" ,,Der alte Heinrich hat mir verraten, daß Sie zum See hinabgegangen sind. Da bin ich errötend Ihren Spuren gefolgt. Eigentlich vermutete ich Sie schon in Ihrem ureigensten Element!" Lore schüttelte den Kopf, ,,Ich hab' heut' keinen rechten Schneid. Mir ist von gestern noch ganz benommen zumute!" . ,,Das geht mir genau so wie Ihnen, Fräulein Lore, wenn es bei mir auch einen anderen Grund hat. Ich habe nämlich heute nacht, als Sie wahrscheinlich schon längst der Ruhe pflegten, mit Herrn Brandstetter noch etlichen Flaschen Burgunder den Hals gebrochen, und der Kommissar hat mir dabei ausführlich erzählt, wie er die Angelegenheit mit dem Anonymus aus dem Wilhelmsgarten geregelt hat. Ich sagte Ihnen ja wohl gestern schon, daß er den Herrn an unserm letzten Abend im Wintergarten in dem Gehilfen eines chinesischen Zauberkünstlers wiedererkannt und später noch als Logiergast der Pension Hartkort festgestellt hat. Besagter Jüngling hat tatsächlich ein paar Semester die Rechte studiert und stammt aus einer alten rheinischen Familie, ist aber gänzlich verbummelt und schließlich in der Artistenwelt gelandet. Für diesen mit allen Wassern gewaschenen Kavalier war der Brief Karrs, an dessen Verwertung sich der treffliche Herr Hartkort aus Angst vor seiner Gattin allein wohl nicht so recht herangetraut hatte, natürlich ein aufgelegtes Geschäft, Denn er übersah bei seiner juristischen Vorbildung ganz richtig, daß hier ein klarer Beweis für die Unschuld von Kurt und Frau Evelyn gegeben war!" Walter hatte sich bei den letzten Worten zu Lore auf die Bank gesetzt und peitschte mit einer Weidengerte den nassen Ufersand, ,, Gestern morgen gegen acht Uhr," fuhr er dann lebhaft fort, , .begann also Herr Brandstetter in Schlachtensee mit den ersten Plänkeleien gegen die Pension Hartkort, Doch unser Freund war früher aufgestanden und hatte, wie sich später herausstellte, mit seiner kleinen Pariserin bereits einen Autoausflug nach Potsdam und Sanssouci unternommen, um ihr zum Abschied den alten Fritz noch einmal an all seinen Glanzstätten vorzuführen. Es wurde daher beinahe Mittag, ehe das Pärchen nach Hause zurückkam und der Kommissar zum direkten Angriff übergehen konnte, Anfangs übrigens ohne Erfolg, denn er fand in dem falschen Chinesen einen ebenbürtigen Gegner, der ihm in seiner hämischen Art, die mich schon cii>mal bis aufs Blut gereizt hat, hohnlachend erklärte, daß er jetzt, wo man ihm das Geschäft verdorben habe, die Angeklagten selbstverständlich ganz ihrem Schicksal überlassen und keinen Finger mehr für sie rühren werde. So gingen die Verhandlungen ohne ein Ergebnis stundenlang hin und her. Es wurde später und später, die Sache stand auf des Messers Schneide, bis Brandstetter im letzten Augenblick auf einen rettenden Gedanken verfiel. Er sagte sich nämlich, daß die Wissenschaft des Burschen, wenn eine solche wirklich vorhanden war, einzig und allein aus dem Umkreis der Pension und damit nur von dem ihm schon lange als etwas^anrüchig bekannten Hausherrn stammen konnte, der sich bisher wohlweislich ganz im Hintergrunde gehalten hatte, Gedacht, getan, stieg er kurz entschlossen zu Hartkort in den Keller hinab, wo sich dieser neuerdings ein Laboratorium zur Erzeugung von veredelten Hausweinen angelegt hatte, und überfiel ihn hier mit der direkten Frage, was ihm sein Sozius als Gewinnanteil versprochen habe. Und Hartkort, der vor der Polizei eine wohlbegründete Achtung hatte, ließ sich wirklich bluffen und stotterte etwas von zehntausend Mark. Damit war natürlich das Spiel gewonnen. Denn als er hörte, daß wir um die dreißigfache Summe hatten geprellt werden sollen, geriet er in eine sinnlose Wut, lief nach seinem Zimmer hinauf, und fünf Minuten später halte Herr Brandstetter den rettenden Brief in Händen!" ,,Und was wird nun aus den beiden Leuten?" Walter zuckte die Achseln, ,,Ich glaube, Brandstetter hat sie laufen lassen. Er wollte Ihrer Frau Schwester jede weitere Aufregung ersparen. Ihm lag ja nur daran, noch rechtzeitig zur Verhandlung zu kommen! Doch was reden wir jetzt von all diesen dunklen Dingen der Vergangenheit? Es gibt ja so viel Wichtigeres zu besprechen in dieser wundervollen Morgenstunde!" Lore hatte sich weit in der Bank zurückgelehnt. ,,Ich weiß nicht, was Sie meinen, Herr v. Prayer!" Er hatte ihre Hände gefaßt. Ein großes, reines Gefühl stand in seinen Augen, ,, Fräulein Lore, was soll ich viele Worte machen? Ich habe Sie lieb. Lange schon. Ich kann mir mein Leben nicht mehr denken ohne Sie!" Lore senkte den Blick. Wie eine heiße Welle strömte es ihr zu Herzen. ,,Ich fürchte mich vor der Liebe!" sagte sie leise. Er schüttelte den Kopf, ,,Sie haben nichts zu fürchten, Fräulein Lore, solange ich um Sie bin. Gewiß bringt die Liebe oft tiefstes Leid, Schande und Tod, Das haben wir ja selbst erfahren an dem Drama dieser letzten Tage, Aber sie schenkt uns auch alles Glück, das höchste, was das Leben zu geben Tiat!" Es war märchenstill. Kein Lüftchen regte sich. Nur zuweilen sprang ein Fisch im See; langsam rundeten sich im Wasser weite Kreise. Da wandte ihm Lore ihr tieferglühtes Gesicht zu, und ihre blauen Augen sahen ihm ins Herz. Und dann legte sie die Arme um seinen Hals und weinte. — Ende. —