Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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f ins Büro usw. bringen! Warum macht nicht einmal eine Kragenknopffirma eine Reklame. Haben Sie jemals gesehen, daß Harry Liedtke sich mit Kragenknöpfen abärgert?! Harry Liedtke benützt aber auch nur unseren Patentknopf In Treue Fest! Die {'Irma hätte kolossalen Erfolg! Denn — man hat tatsächlich noch nie gesehen, daß der göttliche Harry solchen absolut irdischen und alltäglichen Zufällen ausgesetzt war, wie dem eines zerbrochenen Kragenknopfes! Trotzdem — wie oben gesagt — dieses alltäglichste Ärgerungsniittel schuld an den verzwicktesten Angelegenheiten sein kann inklusive der Kündigung der Sekretärin durch den Chef — , was immerhin reiche dramatische Möglichkeiten in sich schließen kann! Nun sagen Sie: ,,Das mit dem Telephon — und das mit dem Kragenknopf • — und das mit dem Autobus — das habe ich schon gesehen! Garantiert! Das hab ich schon gesehen! Wie hat nur das Lustspiel geheißen?!!" Sehen Sie! Das ist der Kernpunkt der Sache! Wie hat das Lustspiel geheißen?!! „Lächerlichkeit tötet", sagt der Franzose! Die Wahrheit dieses Wortes haben wir selbst oft genug bewiesen gesehen! Der Film wird eben doch Herr über den Alltag! Im Spielfilm — ignoriert er ihn! Im Lustspiel macht er ihn lächerlich! Was natürlich Herrn Schultze, der am Abend noch in irgendeiner Komödie Tränen gelacht hat, nicht abhält: seinen geplatzten Scheck, seinen gebrochenen Kragenknopf, seine falsche Verbindung den ganzen lieben, langen Tag ganz bitterböse ernst zu nehmen! Schade, nicht wahr?! Man könnte aus der souveränen Nichtachtung, die der Spielfilm solchen Kleinigkeiten entgegenbringt — und aus der grotesken Übertreibung, mit der das Lustspiel sie behandelt, soooo viel lernen an kleiner, praktischer Lebensweisheit! Wäre das nicht hübsch?! Möchten wir's nicht alle gern sein: Sieger über den Alllag?! Prinzessin Faschasch Worg, Nichte des Kaisers von Abessinien. besuchte die Ufa-Ateliers in Neubobeisberg und wohnte den Aufnahmen des neuesten Lilian Harucy-Films bei pi,ot. Ufa Carusos Fiasko beim Film Wir haben jetzt Benjaniino Gigli im Tonfilm gehört, der die Arien dieses Caruso unserer Zeit in einer Vollendung wiedergibt, welche die besten Grammophonplatlen womöglich noch übertrifft. Die bildliche Leistung steht in diesem Falle nicht zur Kritik, denn Gigli ist in er.sler Linie ein Stimniphänomen und nicht seine Erscheinung, sondern der Wohllaut seines Organes bestimmt die Wirkung. Es ist heule wohl schon ganz vergessen, daß auch Caruso einmal gefilmt hat und damit das einzige Fiasko seines Lebens erlitt. Leider war ja vor achtzehn Jahren der Tonfilm noch nicht erfunden, und die auf diesem Gebiete angcslelllen Experimente endeten um 191Ö mit vollkommener Ablehnung durch die Zuschauer. Caruso erschien also im stummen Film und beraubte sich dadurch seiner eigentlichen Begabung. Auf den Gedanken, den gefeierten Sänger, der auf der Höhe seines Ruhmes stand, für die Leinwand zu gewinnen, war Sam Goldwyn gekommen, der in jenen Jahren noch bei der Famous Players-Lasky Corp. tätig war. Enrico Can-so, der König der Tenöre. erhielt bei der Oper märchenhafte Gagen und stellte für die Tätigkeit beim Film die in jenen Jahren unerhörte For derung von 2 500 000 Dollar. Dafür sollte er in sechs Filmen mitwirken, die man sich aber nicht als Großfilme vorzustellen hat, sondern als jene Dreiakter, die damals den Spielpl.in bestimmten. Man drehte zuerst zwei Filme und brachte sie schnell heraus, weil es ein Terminieren noch nicht gab und Filme nicht im Überfluß vorhanden waren. Im Graumann-Kino zu Los Angeles erlebten die beiden Filme an eint;m Abend ihre Premiere, zu der Caruso erwartet wurde, aber nicht kam, weil ihn Toscanini, der Dirigent der A\etropolitan Opera in New York, nicht freigeben wollte. Es war sein Glück; denn die Aufnahme der Filme durch die Zuschauer war katastrophal. Die ein wenig sentimentale Handlung hätte einen ganz anderen Darsteller benötigt als den etwas beleibten Caruso, der in den ernstesten Augenblicken ein kleines pfiffiges Lächeln nicht unterdrücken konnte. Das Publikum lachte, wo es gerührt sein sollte, und blieb eisig, wo man es lachen machen wollte. So sind denn von den sechs Filmen, die den Anfang einer großen Caruso-Serie bilden sollten, nur diese beiden gedreht worden, von dcneT sich auch eine Kopie nach Europa verirrte, die aber heute genau so vergessen ist, wie die anderen, die in Amerika blieben. Jedenfalls haben sich nicht einmal die Titel der Filme erhalten.