Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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bei der der Apparat mehr als 6 m vom Objekt entfernt steht, muO die Kamera immer näher heranrollen, bis von der Zeitung nur noch ein ausgewähltes Bild (Abb. 3), weiter nur noch ein Teil des Bildes (Abb. 4), und endlich nur noch die Linien und Punkte des Rasters (Abb. 1) übrigbleiben, ohne daß auch nur für den kleinsten Augenblick die Bildschärfe leidet, Da außer genannten Themen noch die interessantesten Sujets der Schriftfälschung und der gerichtlichen Medizin, vk-ic Nachweis von Blutfleccken usw. zur Darstellung gelangen werden, darf man mit Recht diesem Film mit Spannung entgegensehen. Besuch in Neubabelsberg. Regisseur Ucicky, Produktionsleiter Günther Stapenhorst (links), Betty Amann (Mitte), Erich Möller (rechts) empfangen den Romanschriftsteller Fedor von Zobeltitz und seine Gattin bei den Aufnahmen des Filmes „Der Sträfling aus Stambul". (Nach dem Z.-schen Roman „Das Fräulein und der Levantiner") Pkoi. Ufa Betty muß weinen Von Hanna Heßling. Dämmerung . . , grauer Wald von Brettern und Balken. Lianengestrüpp der Lichtkabel, ein fernes Hämmern, ein Krachen von Holzspänen, gespenstischer Urwald . . . Filmatelier, Gleich acht Uhr. Ich habe mich in der großen Halle von Babelsberg verlaufen. Es scheint nicht mehr gedreht zu werden. Da . . . ein plötzlicher Lichtstrahl. Es wird gedreht. Hasselmann liegt und kniet und hockt abwechselnd vor seiner Maschine und haucht Kommandos an die Beleuchter. ,, Verzeihen Sie," frage ich leise, ,,hier wird wohl gestorben?" (Immerhin hat man ja doch einige Erfahrung als passionierte Alelicrbummlerin.) „Nein!" antwortet mir ein Beleuchter, „hier soll geweint werden . . . !" Das Klavier seufzt, „wie eiskalt ist Dein Händchen" ... in Sehnsucht und tiefer Traurigkeit . . , hier soll geweint werden! Man flüstert mir zu, daß es Betty Amann ist, die hier weinen soll, und daß dieser Ufa-Film ,,Das Fräulein und der Levantiner" heißen wird, und daß es der Levantiner (Heinrich George) ist, um den das Mädchen weinen muß (unter der Regie von G. Ucicky). Echte Tränen und keine aus Glyzerin sollen es sein, die hier vergossen werden. Echte Tränen sind es, auf die Opelateur und Hilfsregisseur, Beleuchter und Bühnenarbeiter warten. Und auch ich warte. Leise gehe ich auf und ab. Zehn Minuten, eine Viertelstunde . . . hier soll geweint werden . , . Geht da plötzlich die Tür auf, und Betty Amann kommt herein. Kein Laut. Schweigend wird es hell, Betty Amann schluchzt und dicke Tränen kullern aus ihren Augen, fließen seitwärts die feine Nase herab und tropfen mitten über ihre Wangen, runter auf das Bild in ihren Händen. Derbe Tritte von irgendwoher , . . Pscht . . . pscht . . . hier soll geweint werden. Und die Bühnenarbeiter in ihren lauten, latschenden Pantoffeln, und die fremden Beleuchter, die Lampen und Kabelseile vorübertragen, und die Zimmermänner, die nebenan hämmern und hobeln, lassen die Arbeit für .Minuten ruhen. Sie werden still und treten leise auf, wenn sie vorüberkommen müssen. Leise und scheu, wie in Ehrfurcht vor der ganz persönlichen, ganz privaten Träne, die eine junge Filmschauspielerin hier weint, das Bild eines Mannes in Händen, der eigentlich gar nichts dafür kann. Irgendwo spielt jemand in Sehnsucht und tiefer Traurigkeit Puccini , , , hier soll geweint w-erden. Dieses Warten, abwechselnd in greller Helligkeit und tiefer Dämmerung, ist eigentlich nur ein Merkmal der Arbeit am'Kullurund weniger am Spielfilm. Denn die Orchidee blüht nicht auf, wenn der Naturfilmregisseur es befiehlt, und die Libelle schlüpft nicht aus, wenn es dem Operateur gerade paßt. Es ist die Natur, die Regie führt, wenn wir sie abbilden. Und deshalb ist es ganz in Ordnung, wenn wir hier flüsternd warten , , , auf eine echte, auf eine natürliche Träne, und nicht, daß die Träne (in einer Flasche Glyzerin) wartet, bis wir sie gerade zu einer bestimmten Minute gebrauchen können. Wirkliche Tränen machen es wie die Orchideen und Libellen — sie führen Regie.