Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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Was mtn im Film alles braucht: Eine französische Reklamesäule für den Ufafilm „Manolescu" Tonfilm-Montage Von Marc Roland Phot. Ufa Am Anfang des Tonfilms steht nicht der Vorwurf, das Sujet, die Idee, deren Wert an sich indessen nicht unterschätzt werden soll, wohl aber das Manuskript, Bereits bei ihm sind nämlich die Grundlagen einer guten Tonfilm-Montage erforderlich. Alle Schwächen im Aufbau, im Tempo und Ausdruck einer Szene, die nachher beim Schneiden das große Kopfzerbrechen verursachen, liegen meist schon im Drehbuch begründet. Wenn heute von der Montage eines Films so viel Aufhebens gemacht wird, so geschieht dies häufig aus tatsächlichem PeS}»ekt vor denjenigen ,, Scherenmeistern", welche die Virtuosität haben, aus dem vorhandenen Negativmaterial, durch abwechseluogsreiches Durch und Ineinanderschneiden der einzelnen Szenen eine spannende und packende Bildfolge zu erzielen. Eine solche bunte Komposition aus Ncgativteilen, die in einer vielleicht im Manuskript vorher nicht beabsichtigten, aber der bei der Durchsicht des Materials erkannten besseren Wirkung halber neuschöpferisch zusammengeschnitten werden, scheidet von vornherein beim Tonfilm aus. Damit soll nicht gesagt werden, daß nicht in Ausnahmefällen auch beim Tonfilm Umstellungen möglich sind. Sie zählen aber zu den Seltenheiten und werden stets eine reine Glücksache sein. Der Tonfilm ist noch mehr an die Zeit und deren Kunstgesetze gebunden als der stumme Film. Eine musikalische oder mit Musik unterlegte Szene kann sowieso nur nach der Musik geschnitten werden. Mithin muß die Aufnahme für den Schnitt gedreht werden und infolgedessen hat das Manuskript diese Voraussetzungen an einem tadellosen Schnitt bereits zu enthalten. Die Teilung der Manuskriptseite in eine linke und rechte Hälfte — in eine tonliche und bildliche Seite — hat sich bereits als sehr praktisch erwiesen. Es wird damit vermieden, daß ein Fehler im tonlichen Aufbau gegenüber dem bildlichen in irgendeinem Punkte übersehen wird. Ein solches Übersehen kann sich nämlich zu einem großen Fehler entwickeln, der erfahrungsgemäß die Wirkung einer Szene stark gefährdet. Hier trifft man übrigens auf eine der ästhetisctien Grundlagen des Tonfilms. War bisher im stummen Film die Begleitmusik des Orchesters eine unumgängliche Notwendigkeit, so war es doch dem Filmästheten niemals zweifelhaft, daß die Musik im stummen Film das Sekundäre ist. Der Ton des Tonfilms dagegen schiebt sich in derartig ausgesprochener Weise in den Vordergrund, das bei dem zu erwartenden Fortschritt des Tonfilms die tonliche Seite das Primäre wird, wenn das nicht heute bereits der Fall ist. (Es wäre aber falsch, anzunehmen, daß dies die Folge des Bestrebens der Autoren sei, für den Tonfilm möglichst musikalische oder reine Sprechstoffe zu wählen. Hier scheint übrigens bei den meisten heutigen Autoren ein gewisser Irrtum vorzuliegen. Die Verwendung z. B. eines Geigers als Handlungsfigur ergibt an sich noch lange keinen guten Tonfilm. Es darf also mit gutem Gewissen gesagt werden, daß nach Anerkennung und Auswahl eines guten Stoffes die Hauptsache die sorgfältige Betreuung der tonlichen Seite des Drehbuches ist. Alle Fehler im Tempo, in Zeitdauer und in der Dynamik, die hier unbeachtet geblieben sind, rächen sich totsicher am fertigen Film und stellen sich schon bei der Schnittarbeit heraus. Es verschiebt sich also die Filmmontage dahingehend, daß beim guten Tonfilm-Manuskript von vornherein alle Schnittfragen gelöst sein müssen. Man braucht nun durchaus nicht gleich ängstlich anzunehmen, daß mit der letzten Kurbeldrehung der Tonfilm sein letztes und endgültiges Gesicht bekommen und behalten müsse. Es gibt auch hier — in gewissen Grenzen — Möglichkeiten einer praktischen Retusche. Bei der Arbeit mit der Schere ist es z. B. von Fall zu Fall möglich, einem Sprecher einen Satz ganz oder teilweise wegzuschneiden, seine Sprachpausen zum Zwecke eines gesteigerten Tempos zu verkürzen, ja sogar mit der Schere in der Hand auch einmal Sprünge in die Musik hineinzuschneiden, wie sie der Kapellmeister bei der Begleitung eines stummen Films seinem Orchester ansagt. Hierzu ist natürlich Voraussetzung, daß genügend Bildeinstellungen in einer Szene vorhanden sind, da es sonst unvermeidlich wird, daß in das Bild ein Sprung hineinkommt, d. h. daß der Schauspieler nach dem Herausschnitt eines Satzes plötzlich eine ganz andere Kopfhaltung zeigt als noch im Moment zuvor. Genau so kann man natürlich auch musikalische Wiederholungen aus einem zweiten Negativ in den Film hineinschneiden, um so das Tempo einer Szene ruhiger zu halten.