Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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und hat den Adler gefilmt. Er erwartete keine Abenteuer, wie sie ihm auf seiner Reise durch das Land des Weißen Nils zustießen, er wollte nur das Leben des Seeadlers verfilmen und mußte erleben, daß dies heute einem Abenteuer gleichkommt. Und ebenso, wie er in den Papyroswäldcrn Afrikas umherfuhr, um den Standort des Abu Markub zu entdecken, der sich hartnäckig vor ihm versteckte, mußte er in dem zugänglicheren Schweden nach dem Adler suchen. Denn er wollte ihn nicht, wie er es mit den Zugvögeln getan hatte, in seinen Flug von der Erde aus verfolgen, er wollte ihm im Fluge nahe sein, das Rauschen seiner riesigen Schwingen vernehmen und den Blick des Adlerauges auf den Filmstreifen bannen, Bengt Berg also eilte dem Riesen der Vogclwelt im Flugzeug nach und war dann sehr verwundert, den Adler nicht einmal erschreckt zu sehen, der das schnurrende, geflügelte Wesen, das mit großer Schnelligkeit an ihm vorbeischoß, vielleicht für einen Verwandten aus fernen Urwelttagen hielt, für den Vogel Roch aus den Märchen der Tausendundeinen Nacht. Aber der Tierfreund, der in tausend Meter Höhe den Flug eines der letzten Adler filmte, erlitt das Ikarusschicksal. Er stürzte mit dem Flugzeug ins Meer und war froh, daß die kostbaren Aufnahmen nicht naß wurden. Nun aber galt es, den Adler an seinem Horst zu filmen, und diese Aufgabe erwies sich als noch viel schwieriger. Denn es gab ja wohl noch zahlreiche Horste auf den riesigen Kiefern Schwedens, aber die wenigsten davon erwiesen sich als bewohnt. Und außerdem wählten die Adler in der Regel freistehende Bäume, an die auf keine Weise heranzukommen war. Bengt Berg ging schon mit dem Gedanken um, einen der Bäume, die ein Gelege hatten, Nacht für Nacht so weit zu senken, daß er von benachbarten Bäumen aus den Horst in die Kamera bckommten konnte. Aber dann brachte ihm systematisches Nachforschen die Bekanntschaft mit einem Adlerhorst, worin das Weibchen noch brütete und der für die Kamera zugänglich war. Auf den Wipfeln benachbarter Kiefern ließ sich Bengt Berg ein Versteck bauen, betrat es nur unter dem Schutze der Dunkelheit und harrte den ganzen Tag darin aus. Bengt Berg ist der erste Mensch, der die Geduld aufbrachte, wochenlang neben dem Horst des Seeadlers auszuharren und das Leben der riesigen Vögel zu belauschen. Merkwürdiges Spiel •; der Natur — wie bei allen anderen Raubvögeln, ist auch beim Seeadler das Weibchen größer als das Männchen, und führt ein strenges Regiment, wie es nur je in einem Weiberstaat möglich ist. Aber auch wiederum nicht merkwürdig, denn der Adlerin fällt der größere Teil der Sorge um die Nachkommenschaft zu, und die Natur kennt keinen anderen Befehl als den, die Gattung erhalten zu sehen. Die großen Raubvögel, die wenig Feinde haben (der Mensch und seine mörderischen Erfindungen sind in der Natur nicht vorgesehen), schreiten nicht in jedem Jahre zur Brut. Bengt Berg kam an einen Horst, wo das Weibchen drei Eier bebrütete, was selten ist, denn es fällt den Alten schwer, für die Atzung der Jungen zu sorgen. Die Möwen, diese lautesten Schreier der Meeresküste, warnen mit schrillen Schreien, sobald die riesigen Feinde am Himmel auftauchen. Die großen Mantelmöwen kreischen aufgeregt, aber ein Paar ist wohl imstande, den Seeadler vom Gelege abzuwehren. Nur die Eiderenten sind wehrlos, und ihre Küken werden deshalb nur zu leicht eine willkommene Beute für die Adler. Aber den Jungen im Horst müssen Fische am besten munden, denn Bengt Berg konnte beobachten, daß sich die jungen Adler ganz aufgeregt um den Horstrand drängten, sobald einer der Alten mit etwas Blinkendem erschien, das dann jedesmal ein Fisch war. Übrigens, nur das Weibchen atzt. Es hockte immer aufmerksam auf dem Nestrand, riß fachmännisch die Beute in Stücke und schob jedesmal den Bissen nahezu zärtlich in einen geöffneten Schnabel, Es verteilte auch ganz willkürlich, gab mal einem hastig schluckenden Jungen zwei oder gar drei Bissen hintereinander und bedachte ein anderes nur einmal. Der Adlervater saß bisweilen auf dem höchsten Ast der Kiefer, der wie ein Schirm über dem Horst hing und der unter der Wucht seiner Flügel schwankte, und betrachtete aufmerksam die Familie, Denn er, der Kleinere und Gewandtere, fängt die Mehrzahl der Beute, die er, wie ein besorgter Familienvater, an die Gefährtin seines Daseins abgibt, Bengt Berg erlebte dann einen unvergeßlichen Anblick, als eines Tages die Jungen flügge wurden. Den Sommer über waren ihre Schwingen gewachsen. Das Jugendgefieder begann härteren Farben zu weichen, die Adler waren jetzt reif, das Leben auf eigene Faust zu wagen, Sic hockten auf dem Nestrand und schrien und wagten endlich den Sprung ins Ungewisse, flatterten hinaus in die große, unbegreifliche Welt,