Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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„ — wissen wir beide. Aber von jetzt ab ist jedes Wort neu für dich, mein Lieber. Also: es hat sich nun herausgestellt, daß Slavridcs' Vertrauensmann Jandcr ein Idiot ist. Du kannst ihm ruhig ein bißchen den Kopf waschen, wenn er hier erscheint. Das Mädel war auch schlauer, als wir dachten. Sie kniff aus, und wir fanden sie nicht wieder," ,,Ja! Das ist — — " ,, Warte ab! Wir trennten uns also — ich fuhr weiter und beobachtete Ragazza. Sic kam nicht an, weder mit der Bahn noch auf einer Autostraße. Jandcr nahm den nächsten Zug. Seitdem ftlilt von ihm jede Nachricht. Da sie jetzt hier ist, muß es ihr gelungen sein, ihm irgendeinen Streich zu spielen. Sie hat ihn abgehängt. Was können wir dafür, wenn sie jetzt an der Kasse erscheint und ihr Geld fordert? Können wir es ihr verweigern? Nein! Also zahlen wir es aus." ,\Vir ?" ,,Wir zahlen es aus. Was sollen wir denn sonst machen? Ich konstatiere, daß wir damit ganz regelrecht und ehrlich gehandelt haben. Wenn uns Stavridcs schon mißtrauischerweise einen Agenten schickt, dann soll er uns einen klügeren schicken. Jandcr iial das Mädel entkommen lassen, und wir zahlen aus." ,,Bisl du irrsinnig geworden? — — " ,,Abcr — im Augenblick, wo sie unser Geschäftshaus verläßt, ist für uns die Sache erledigt — Stavrides gegenüber. Wenn ihr „Ich glaube, du hast doch recht mit dem Chinchilla" dann noch etwas passieren sollte — es gibt so viele Banditen in diesem Lande — dafür sind wir ihm nicht mehr verantwortlich -Meinst du niclil?" Jetzt steckte sich auch Cyprian Mircovich eine Zigarette an. „Ich glaube, du hast doch recht mit dem Chinchilla", meinte er freundlich. Hasib führte Dorrit sofort in das Privatkontor des Herrn Mircovich. Sie fand einen überraschend liebenswürdigen Empfang. Der Grieche unterhielt sich mit ihr in tadellosem Französisch. Er plauderte über Berlin und ihre Reise, geriet in helle Empörung über die Jancovics, bewunderte laut ihren Mut und ihre Geistesgegenwart. ,,Ich kann Herrn Stavrides nur zu Ihnen beglückwünschen." Dann ironisierte er sehr geistreich die illyrischen Verhältnisse und war taktvoll genug, über ihr Erdbebenabenteuer zu schweigen. Nach dem dritten Täßchen türkischen Kaffees wurde er endlich geschäftlich. „Es ist an sich sehr bedauerlich, daß es hierzulande so gut wie unmöglich ist, bankmäßige Transaktionen vorzunehmen", sagte er. „Aber ich habe nicht mehr das Recht, mich dirüber zu beschweren — ich verdanke diesem Umstand Ihren Besuch." Sie verneigte sich mit etwas kühlem Lächeln. Der blasse Herr mit dem sorgfällig pomadisierten schwarzen Haar, das nur an den Schläfen graue Stellen zeigte, war ihr trotz all seiner Liebenswürdigkeit unsympalhisch. „Ich werde unsere kleine Angelegenheit sofort regeln", fuhr er fort. ,,Aber nach allem, was ich von Ihnen hörte, kann ich es beim besten Willen nicht ratsam finden, daß Sie mit der Eisenbahn zurückfahren. Eine so große Summe — bedenken Sie doch nur!" ,,Ja, aber was soll ich denn tun?" Der Grieche dachte eine Weile nach. ,,Ich habe eine ausgezeichnete Idee", sagte er endlich. ,, Unsicher sind Sic nur, solange Sie auf illyrischem Gebiet sind. Schon in Jugoslawien bestehen sicherere Verhältnisse, und von da ab dürfte alles in Ordnung sein. — Ich werde Sie im Auto zur Grenze bringen lassen, das ist unbedingt das beste. Meinen Wagen kann ich Ihnen leider nicht mitgeben, da ich für die nächsten Tage eine kleine Reise vorhabe. Aber es gibt hier die Möglichkeit, ein ganz ordentliches Auto aufzutreiben. Wenn Sie erlauben, möchte ich gleich — Sie verstehen, mein liebes Fräulein Brink, ich würde mich ganz außerordentlich freuen, wenn Sie noch auf ein paar Tage mein Gast bleiben — , aber ich glaube, Herr Stavrides wird Sie sehr ungeduldig zurückerwarten," ,,Das tut er allerdings. Aber — — " Sie zögerte noch. Es war freilich eine angenehmere Aussicht, im Auto diesem scheußlichen Lande zu entkommen — — — ,, Glauben Sie mir, es ist tatsächlich besser. Ich besorge Ihnen einen sicheren Chauffeur — einen Menschen, auf den Sie sich verlassen können." ,, Verzeihen Sie, Herr Mircovich — aber gibt es das hier laisächlich?" Er lachte gutmütig. „Das ist sehr selten, da haben Sie recht. Also — darf ich das Auto bestellen?" ,,Wenn Sie so freundlich sein wollen, Herr Mircovich." ,,Sehr gut." Er klingelte und gab Hasib den entsprechenden Befehl. Der Diener verschwand mit unbewegtem Gesicht. ,, Jetzt werden wir lunchen, Madame", lächelte Mircovich. ,,Dann werde ich Ihren Wechsel einlösen. Inzwischen wird das Auto vorgefahren sein." ,, Besten Dank, Herr Mircovich! Aber ich muß zuerst noch zum Hotel zurück — meine Rechnung ist noch nicht bezahlt. Und dann muß ich am Bahnhof nachforschen, ob mein Koffer nicht vielleicht doch abgegeben worden ist. — Ich glaube, die beiden Jancovics haben nur Interesse für den Wechsel gehabt. Im Koffer war auch wirklich nichts, was sie hätte reizen können. Immerhin ist es meine ganze Garderobe." ,,Ah so — aber das ist doch sehr einfach. Die Ho'lelrechnung," — er schnalzte verächtlich mit den Fingern — ,,Sie müssen mir erlauben, das zu erledigen. Ich verrechne es dann mit Herrn Stavrides", fügte er schnell hinzu, als er ihr unwilliges Kopf schul lein sah. ,,Und während wir essen, wird der Diener zum Bahnhof gehen, um nach Ihrem Koffer zu forschen. Ich würde niemals zugeben, daß Sie sich selbst bemühen." Diese Liebenswürdigkeit war ja nachgerade überwältigend. Sie wäre eigentlich lieber noch einmal ins Hotel gegangen. Was mußte er — ihr Helfer von gestern — von ihr denken, wenn sie sich ohne weiteres, ohne Abschied — ,, Bitte sehr, Mademoiselle." Wahrhaftig, er hatte ein ganz modernes Speisezimmer mit hübschen nachgemachten Chippcndalemöbcln und einem fabelhaften Täbris. Zwei Diener trugen das endlose Menü auf. Wieder — zum wievielten Male? — beim türkischen Kaffee angelangt, hatte sie das Gefühl, für mindestens drei Tage vollauf gesättigt zu sein. Das Hammelfett, mit dem alle Speisen zubereitet wurden, gab der Mahlzeit den schweren, typisch orientalischen Charakter. Hassib meldete mit seinem gewohnten unbeweglichen Gesicht das Auto. Man stand auf. Mircovich bat Geldschrank. Sie holte den hervor. ,,Eine Million Reichsmark", sagte Mircovich. „Ich nehme an, daß Herr Stavrides mit Plundnolcn einverstanden sein wird — ich besitze kein Markkonto, sonst würde ich Ihnen Primabankschecks geben. Ich werde den letzten Kurs nachsehen — vielleicht sehen Sie mit mir ein, Mademoiselle. — Hier: Der Kurs ist seit längerer Zeit so gut wie unverändert. Sollte Herr Stavrides nichl einverstanden sein — ich komme natürlich für alle etwaigen Kursdifferenzen auf." Fortsetzung folgt sie in sein Büro zurück und öffnete den hart umkämpften, schmalen Streifen Papier I