Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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Jenny Jttgo (als Silhoiictlc) in dem Ufa-Film ,, Flucht vor der Liebe" l'hot. Lfa Vor einigen Monaten begab sich der Regisseur W. S. van Dykc nach den Siidseeinseln, um für den Film der MetroGoldwyn Mayer „Weiße Schalten" die Aufnahmen an Ort und Stelle zu machen. Außer seinen technischen Assistenten nahm er nur die Darsteller der Hauptrollen mit. Alle anderen Rollen besetzte er mit Eingeborenen, deren meiste noch nie einen Film gesehen. Sie hatten tatsächlich nicht die geringste Ahnung, weshalb sie für die Verrichtung ihrer täglichen Arbeit im Angesicht eines weißen Alannes, der eine an einem Kasten angebrachte Kurbel drehte,' auch noch extra bezahlt wurden. Ihnen erschien ein solches Verhalten eine große Dummheil, und der Kasten mit der Kurbel war und blieb ihnen ein tiefes Mysterium. Dann erschien eines Tages der Häuptling der weißen Männer, W. S. van DyUe, wieder unter ihnen, diesmal aber mit zwei anderen weißen Schauspielern. — Ramon Novarro und Rcnce Adorcc. Die Eingeborenen führten einen Freudentanz auf, als sie hörten, daß sie noch einmal ihr tägliches Leben und ihre festlichen Spiele vor dem Manne mit dem Kurbelkaslen leben und spielen sollten tmd wiederum noch extra dafür bezahlt werden würden. Van Dyl<e erzählte ihnen, wie die Menschen anderer, weit entfernter Länder mit so viel Freude und Anteilnahme das Leben und Treiben der biaunen Inselsöhne hatten an sich vorbeiziehen lassen, daß er sich entschloß, noch einmal zu ihnen zurückzukehren. Diese Rückkehr wurde durch ein großes Fest begangen, im Vei laufe dessen van Dykc seine braunen Freunde einlud, sich nach dessen Beendigung selbst im Bilde zu betrachten. Man begab sich daiaufhin in das einzige Kinofhcalcr Tahitis, einem früheren Missionshausc, das aber nie von Eingeborenen besucht wird. Niclit ohne Furcht sahen die Nalurkinder sich plötzlich in einem stockdunklen Raum. Dann lief mit einem Male ein Lichtstrahl über ihre Köpfe hinweg und fiel auf eine weiße Wand vor ihnen — und da sah sich nun jeder selbst. Ein unglaublicher Lärm setzte ein, einer machte den anderen auf sich oder seine Freunde aufmerksam. Dann setzte sich Ramon Novarro an das uralte Harmonium und holte aus dem allen Klapperkasten heraus, was er nur hergeben wollte. Dieses Instrument halten die Zuschauer bisher nicht sehr geschätzt, denn mit diesem war in ihrer Vorstellung die Stimme des Missionars verbunden. Aber die Melodien, die der junge, weiße Mann spielte, hatten einen anderen Rhythmus; und noch größer wurde die Freude, uls er die Lieder intonierte, die sie selber sangen. Dann kamen Momente, wo eine große Traurigkeil sich über die Versammlung legte — denn Krankheilen hallen während der Abwesenheit des weißen Mannes geherrscht, und so manche Freunde und Verwandte, die dort auf dem tanzenden Bilde lachend ihre blitzenden Zähne zeigten, weilten nicht mehr unter den Lebenden; auch ihr Häuptling nicht — er war ebenfalls der mysteriösen Krankheil erlegen. So löste eine Stimmung die andere ab, und die alte Projektionsmaschine schnarrte und klapperte ebenso laut wie das Harmonium, aber das tat dem Vergnügen nicht den geringsten Abbruch. Nach Schluß der Vorstellung bekam jeder noch ein Exlra-Geschenk, und dann begab sich jeder in seine Hütte — um eine ganz wunderbare Lebenserfahrung reicher.