Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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sclzle ein paarmal an, um zu sprechen. Aber die Sachlaße, drei-, viermal in ein paar kurzen Salzen aus dem Munde dieses geschniegelten allen Affen um sich selber gedreht, war viel zu komplizcrl, als daß niaii schon jetzt hätte wissen können, was zu tun war. Man hatte gerade genug Arbeit damit, alles zu erfassen. ,,.Ia, jetzt stehen Sie da wie eine Schafiicrde, wenn es blitzt!" Mircovich zischte förmlich. ,, Sehen Sic jetzt ein, was für eine riesenhafte Ungeschicklichkeit Sic bewiesen haben?" ,,Ja, durchaus", brachte Robby Valberg hervor und dachte an das entzückende kleine Ding, das sich wie ein Held vor allen Nachstellungen zur Wehr gesetzt hatte. — Das nach dem doppelten Überfall mißtrauisch und stachlig gegen jeden in diesem verfluchten Lande geworden war und jedem die Krallen zeigte. Und alles, um das Geld — sein Geld zu retten. ,,Ich war ein Esel," gestand er kleinlaut, ,,ein von Gott und aller Welt verlassener Esel." ,,Gut, daß Sie es merken." Mircovich, der die ganze Zeit über am liebsten gelacht hätte, nahm .«sich immer wieder zur rechten Zeit zusammen und spielte die Rolle eines Menschen, der für fünftausend Pfund Ärger halte, bis zu Ende weiter. ,,lch weiß wirklich nicht, was ich Ihnen raten soll", stieß er zwischen den Zähnen Jiervor. ,,ln Berlin mag das ja anders sein • — aber was Sie hier erleben würden, wenn ich Stavrides wäre — " ,,Na, ich habe ja eben eine kleine Kostprobe davon gehabt", sagte Robby grimmig. Jetzt war ihm die Sache schon klarer geworden. Er wußte, daß es nur an dem Mädel lag, wenn er auch nur einen Pfennig seines Geldes wiedersah. Stavrides stak also mit dem illyrischen Zigarettendreher unter eine Decke. Warum gab man diesem arroganten Kerl nicht eins in die Futterluke? Mircovich verspürte die Energien, die sich zusammenzogen. Er hatte nicht das geringste Interesse daran, die Unterredung fortzusetzen. Wenn der Kerl jetzt nach Berlin kam, konnte er erzählen, daß er wegen seiner Ungeschicklichkeit böse Dinge zu hören bekommen hatte. Das genügte vollständig. ,,In Illyrien werden Sie jedenfalls niciil mehr benötigt", sagte er kurz. ,, Guten Tag, mein Herr!" Und er wollte das Zimmer verlassen. „Eine Frage noch" sagte Robby und gab sich alle Mühe, höflich zu bleiben. „Wo ist die Sekretärin jetzt?" Mircovich zuckte die Achseln. ,,Wo soll sie sein? Auf der Eisenbahn natürlich. Und sie muß in ein paar Stunden an der Grenze sein." Er ging aus dem Zimmer. Robby Valberg dachte nach. Ganz eng waren seine Pupillen, so angestrengt dachte er. — Das mit der Eisenbahn — das war gelogen. Es war ganz bestimmt sie, die er im Auto gesehen hatte. Je mehr man daran zurückdachte, desto sicherer wußte man es, und das Auto war in umgekehrter Richtung gefahren — vom Bahnhof weg. Die Straße wäre zum Wenden breit genug gewesen. Mircovich hatte gelogen. Warum? In der Tür erschien der unbewegte Kopf des Dieners. Langsam ging Robby Valberg die Treppe hinunter. Die irrsinnigsten Theorien, die seltsamster Möglichkeiten zischten auf und verlöschten. Es gab so viel zu denken, daß .nan mit dem besten Willen nicht wußte, was man zu tun hatte. Natürlich hätte man sich jetzt diesem Obergauner gegenüber ruhig entschleiern können — ihm sagen können, daß man keineswegs die Kreatur des Herrn Stavrides war, sondern sein Cläuoigcr, und daß es sehr interessant gewesen wäre, zu erfahren, •vie man hier mit seinem Gelde umzugehen beabsichtigt hätte. Warum hatte man sich das alles so ruhig mitangchörl — sich sogrir mit Kälbern und Idioten bewerfen lassen? r.T gab sich gleich die Antwort. Es hätte an keiner Tatsache irgend etwas geändert, und er selbst wäre damit nur eine höchst unangenehme Persönlichkeit geworden — der man sich womöglich so schnell, wie es irgend ging, entledigte. Illyrien war nicht Deutschland. Außerdem — und das war wichtiger — es gab noch einen anderen Grund. Es stimmte hier etwas nicht, gar nicht. Immer wieder kam man darauf zurück. Warum hatte Mircovich gelogen? Es war schon besser, man blieb der Agent des Herrn Stavrides. Vielleicht erfuhr man so doch noch etwas. Langsam schlenderte Robby die Straße entlang. Nach Berlin zurückkehren? Ohne festgestellt zu haben, wohin das Auto gefahren war? Nein. Aber andererseits, wenn das Mädel nun tatsächlich im Auto zur Grenze fuhr — die Eisenbahn war ja hicp scheinbar nicht das sicherste Fortbewegungsmittel. Dann kroch man in diesem Drecknest herum, und sie war längst wieder in Berlin, lieferte ahnungslos das Geld ab und gab Herrn Stavrides, dem lieben Kerl, dadurch Gelegenheit zu einem neuen Plan. Wie kam nur so ein Mädel zu so einem Chef? Was für eine Gemeinheit, sie mit diesem Auftrag zu betrauen und einen Kerl hinunterzuschicken, der sie beraubte! Und vor dem Konkurs stand er, wenn die Sache nicht klappte? Robby Valberg fühlte plötzlich, daß die finanzielle Seile der Angelegenheit ihm schon nicht mehr als die Hauptsache vorkam. Das erschreckte ihn so, daß er mitten auf der Straße stehenblieb — mit gerunzelter Stirn — und sich eine sehr unbequeme Frage steHte. Diesmal gab er sich jedoch nur eine ausweichende Antwort und ging hastig weiter. Im Konak erfuhr er, daß der Zug nach Budapest vor drei Stunden abgefahren wäre. Also hatte Mircovich unter allen Umständen gelogen. Der nächste Zug ging morgen früh um elf. Er ließ sich ein anderes Zimmer geben — die Aufräumungsarbeiten halten noch nicht einmal begonnen. Je mehr er über die Sache nachdachte, desto mehr geriet er in Wut. Der Agent — das war natürlich der Kerl, der dem Regenmantel nachgesprungen war. Vielleicht hatte er sich den Hals gebrochen. Hoffentlich — — — Robby Valberg nahm seinen Hut und lief Ragazza ab. — Ein tristes Nest. Ein. abscheuliches Nest. Ziemlich früh kehrte er in den Konak zurück, aß und ging auf sein Zimmer und legte sich, um zu schlafen. Dabei ließen ihn gewisse Gedanken nicht locker. Als es Morgen wurde, hatte Robby Valberg beschlossen, den Dingen auf den Grund zu gehen. * Exzellenz Schükri-Pascha w'ar sicherlich ein sehr reicher Herr. Der Selamlik der Vorhalle war auf altlürkische Art möbliert, das heißt — viele kostbare Teppiche, breite Prunkdiwane an den hohen Wänden, in deren Seidenbespannung Koransprüche mit Goldfäden eingestickt waren. Ein langer, hagerer Mensch, tiefbraun, mit schneeweißem Kaflan und rotem Fes, trat auf sie zu. ,, Seine Exzellenz bittet, sich kurze Zeit zu gedulden. Seine Exzellenz wird Madame sehr bald zur Verfügung stehen. Wollen Madame in diesem Zimmer Platz nehmen, s'il vous plail?" Durch einen teppichgepolsterlen Gang, der die Schritte völlig lautlos machte, ging es in einen mittelgroßen Raum, der mit kostbaren Möbeln fast überladen war. Ein leiser Duft nach köstlichen Zigaretten schuf eine behagliche Atmosphäre. Auf einem Tischchen von eingelegter Elfenbeinarbeit eine Schale mit Konfekt. Hier war gut sein. Dorrit setzte sich. Der alle Herr mußte entschieden Kultur haben. Man konnte sich ganz gut vorstellen, daß da draußen der blaue Bosporus seine kitschigen Wogen programmäßig kräuseln ließ. Goldenes Hörn — Therapia — Hagia Sofia — ScTiöner als Illyrien: Cc n'est pas jure gros! sagt der Franzose. Ob der alte Herr Telephon hatte? — Das mit der Polizeibedeckung war gar keine so dumme Idee. Diese Jancovics war ja zäh wie Schafleder. Aber der Schnurrbart halle sie doch geärgert. Ob es noch sehr weit bis zur Grenze war? Na, zu erzählen halle man jedenfalls in Berlin. Das Schlimme war nur: Wenn man alles erzählte, wie es gewesen war, glaubte einem ja kein Mensch! Ob der alle Herr einen Harem hatte? Aber das gab es w'ohl nur noch in antiquierten Romanen. Im Film war es auch eine Zeitlang Mode gewesen. Dei hübsche junge Scheich auf feurigem Roß — beileibe nicht Pferd — und die schöne entführte Engländerin, Fortsetzung folgt I