Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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Eine Straße von Alt Paris im Filmatelier Phot. En^bern ^/hlP W>tiJcy0^aAle^ Selbst in Städten, die wie Paris von der Tradition zehren und eifrigst bestrebt sind, ganze Stadtviertel so zu erhalten, wie sie vor ein paar hundert Jahren erbaut wurden, kann man einen historischen Film nicht mehr auf der Straße drehen. Von dem alten Paris, wie es unter den Königen bestand, ist natürlich noch eine ganze Reihe markanter Gebäude übriggeblieben; es hi'.ben sich sogar Slraßenzüge mit Bauten aus jener Zeit erhalten, aber sie sind doch der neuen Zeit so angepaßt worden, daß jede Aufnahme die gröbsten Anachronismen zeigen würde. Nicht nur, daß der Baumeister Hausm.ann unter dem zweiten Kaiserreich die Stadt umgekrempelt hat, in noch weit größerem Maße ist das durch die neuzeitliche Technik und Hygiene geschehen. Im Paris von 150 Jahren gab es natürlich nur grobes Kopfsteinpflaster, und da die Spaziergänger, an denen Paris von jeher reich war, den schwerfälligen Fuhrwerken leicht ausweichen konnte, so gab es noch keinen Bürgersteig. Dafür hatten aber die Straßen einen Rinnstein, den die Jugend nach Regengüssen zum Spielen benutzte, indem sie Papierschiffchen auf dem trüben Rinnsal segeln ließ, laden in unserem Sinne waren dtr damaligen Zeit ebenfalls unbekannt. Die Magazine zeigten ihre Ware in kleinen, wenig auffälligen Fenstern an. Man kaufte Lebensmittel auf dem Markt oder in Hausfluren, und wer nach einem H.indwerker verlangte, N^ußte ihn zu finden, denn auffällige Sciiilder sind ebenfalls erst im 19. J;ihrhundert erfunden worden. Und mittel, die zwar die ewig qualmenden Kerzen des Rokoko ersetzt haben, aber die dem Regisseur unweigerlich in das Bild kommen, sobald er an historischer Stätte Aufnahmen machen will. Es bleibt dann nichts weiter übrig, als ein Atelier zu bauen, was zwar sehr teuer kommt, aber allein das richtige Bild einer versunkenen Epoche wiedergibt. Für den Film ,,Das Halsband der Königin" erwies es sich als notwendig, das vorrevolutionäre Paris wieder aufzubauen. Nach Gemälden und Stichen aus jener Zeit gelang es, jenen glänzenden Rahmen zu schaffen, den diese historische Geschichte erfordert. Die Stätten, an denen sich der Hof und die elegante Gesellschaft jener Tage amüsierten, sind in vielen Romanen beschrieben worden, wie man eigentlich über das Leben keiner Zeit so gut unterrichtet ist als über das des ausgehenden Rokoko. Die siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts künden bereits den Untergang eines Abschnittes an, der in Heiterkeit begonnen und zuletzt in Schwelgcrei ausgeartet war. Aber der große Glanz, der über diesen Tagen lag, ist immer noch nicht von ihnen gewichen und versieht es immer noch, anzulocken und zu entzücken. Denn es war die Zeit der Grazie und der geistreichen Menschen, die ästhetisch einwandfrei durcli das Leben gingen, mag immer ihre Moral nach heutigen Ansichten die beste nicht gewesen sein. Die Summen, welche die Ausstattung eines solchen Filmes verschlingt, sind ungeheuer. Handelt es sich doch um die höchste europäische Gesellschaft, deren Luxus genau nachgeahmt werden muß, damit der Film historisch echt erscheint und die Darsteller Repräsentanten dann die modernen Beleuchtungs Fernand False, Marcelle Jellerson-Cohn, PierreVeber des Rokoko sind. L