Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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Aber was wurde das Schicksal dieser ganzen Welt von Pappe, Stuck und Gips? Was wurde aus den Filmkulissen? Ein Winter lag dazwischen, da entdeckte ich sie plötzlich auf dem andern Ufer des Kalksees. Dort, wo das kleine Motorboot anlegt, das von Woltersdorf nach Rüdersdorf fährt. Gleich am Landungssteg erhebt sich jetzt das große und prunkhafte Chinesische Tor aus der ,, Herrin der Welt". Die farbigen Türme, zwischen denen eine schwere Glocke hängt, werden von dem höchst stilwidrigen Blätterwerk des märkischen Waldes umrauscht. Ausflügler mit Photoapparaten versäumen nie, das Chinesische Tor aufzunehmen, besonders wenn Frau und Kinder Stullen essend davor picknicken. Geht man den schmalen Waldweg entlang, so sieht man zwischen Birkenstämmen einen feierlichen Buddha sitzen, der unweit des ,, indischen Grabmals" seine Heimat hatte. Auf der Straßenseite ragen plötzlich steile Felsen empor, und prunkvolle Säulen stehen neben halbverfallenem Gemäuer. Unsere Augen wandeln in Märchenland. Aber inmitten einer ,, zerklüfteten Felsengruppe" steht eine moderne Villa. Wer mag wohl so filmbegeistert sein, daß er sich mit dem alten Kulissenzauber eines verlassenen Filmgeländes seine Villa umbaut? Was sage ich umbaut? Dieser Filmenthusiast hat ja nicht nur seinen Garten mit Filmkulissen vollgestellt, er hat auch das Dach seiner Villa durch einen Turm ,, verschönt", der in jedem Filmbewanderten allerlei Reminiszenzen an die Kindertage des deutschen Lichtspiels wachruft. Es ist ein blauer Turm, der mit silbernen Sternen und einem sehr lyrisch dreinblickenden Halbmond verziert ist. Über diesem schwebt eine Malerpalette. Als Wetterfahne gleichsam. „Wem gehört denn dieser merkwürdige Park und diese seltsame Villa?" fragte ich einen Wochenendsiedler, der gegenüber wohnt und gerade seinen Kopfsalat begießt. Ich bin sicher, wie im Märchen zur Antwort zu bekommen: ,,Das gehört dem König Drosselbart . . ." Aber der biedere Berliner antwortet mir: „Det jehört dem Hofmaler Fischer, der hat sich den janzcn Zauber über den See schaffen lassen." Tatsächlich ist das einzige lebende Wesen, das man in diesem so seltsamen Fleckchen der östlichen Mark sehen kann, ein weißbekittelter Malermeister oder dergleichen. Die ,, bissigen Hunde", von denen zahlreiche Plakate rund um das Haus erzählen, sind weder zu hören noch zu sehen. Nur der überlebensgroße Buddha lächelt dem wißbegierigen Ausflügler entgegen. Eines Tages wird es von ihm und all dem Sonderbaren dort am rechten Ufer des Kalksees Ansichtskarten geben. Wer sie erhält, wird ungläubig den Poststempel von Woltersdorf anstaunen. Die erste Karte aber sollte man unbedingt Joe May schicken. A