Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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„Ich komme in einer wichtigen und dringenden Angclegcnhcil", begann Robby Valbcrg und hüstele. Die Atmosphäre hier war ja förmlich mit Staubmassen geladen. Außerdem roch es muffig nach allen möglichen Abfällen und verfaultem Holz. Slanco Papacic blinzelte den Störer über seine verrostete Nickelbrillc böse an. Die rötlich blauen Äderchen zu beiden Seiten der leicht verdickten Nase legten für die tägliche Slibowitzquantität ihres Besitzers leuchtendes Zeugnis ab. Mit ihm blinzelten von den verräucherten Kalkwänden der Polizeistube Dutzende von vergilbten Verordnungen. „Dringende Angelegenheil — wichtige Angelegenheit", grunzte Slanco Papacic. „Wie heißen Sie?" „Robert Valberg." „Geboren?" Es wurde ein sehr vollsländigcs Personale, das Slanco Papacic mit kratzender Feder sehr umständlich und unter vielen Mühen zu Protokoll nahm. Bei der sechzehnten Frage begann Robby zu streiten. „Zum Teufel, ich weiß wirklich nicht mehr, wo der ständige Wohnsilz meiner Großeltern mütterlichcrseils war!" ,, Können Sic gegebenenfalls einen Nachweis darüber erbringen?" ,,Ja — ja", sagte Robby verzweifelt. Es war einfacher, ja zu sagen. ,, Haben Sic, Ihre Ellern oder Ihre Großeltern einmal in lUyrien gelebt und warum?" ,,Gott bewahre!" stöhnte Robby. Die Feder kritzelte. Frage achtzehn bis einunddreißig beschäftigte sich mil seinem Vorleben, der M()glichkcil, mehr als drei Zeugen für Unbescholtenheil, geistige Iniaktheil und regelmäßige bürgerliche Führung aufzubringen, sowie mil seinem Verhältnis zu Finanzämtern, Kommunismus und Faschismus. Schließlich; ,, Können Sie lesen und schreiben?" „Ja", platze Robby heraus. ,,Aber warten kann ich jetzt nicht mehr." ,, Unterschreiben Sie Ihr Personale." Slanco Papacic hatte natürlich illyrisch protokolliert. Vielleicht unterschrieb man hier sein Todesurteil oder gar, daß man diesem biederen Amisbeflissenen hunderttausend Dinar schulde. ,,Was wünschen Sic also?" fragte Slanco Papacic und lehnte sich zurück. Robby Valberg erzählte die ganze Geschichte von der Million, die der Sekretärin des Herrn Stavridcs anvertraut war, bis zu dem ichmübcrkrustetcn Auto, der Auskunft des Wagenwäschers und der Aussprache mit Herrn Mircovich, mit Ranka Jcllacic und dem Rotblonden. Stanco Papacic horte sich das alles mit an, ohne eine Miene zu verziehen. ,,Sind Sie fertig?" als Valberg Atem holte. Und auf ein verblüfftes Ja: ,,Das ist doch eine Privatangelegenheit!" „Wie bitte?" fragte Robby Valberg. ,,Das ist keine Polizeiangelegenheit", grunzte Slanco Papacic empört. ,,Da hätten wir ja viel zu tun, wenn wir jede — " ,, Jetzt sagen Sie mal, mon eher — " Robby trat einen Schritt zurück und äugte den Polizeigewaltigen mit schrägem Kopf an. ,,Das ist keine Polizeiangelegenheil? In Ihrer schönen Stadt wird eine Million veruntreut und eine junge Dame verschleppt, und das ist keine Polizciangclegcnheit? Fangen Sie erst bei siebenfachem Raubmord an, sich für den Fall zu interessieren, oder ist das Verbrechen an sich hier polizeilich nicht strafbar?" „Herr — " Stanco Papacic rutschte plötzlich um zwanzig Zentimeter in die Tiefe. Er war aufgestanden, und da er außerordentlich kurze Beine halle, brachte das diesen Elfiekl hervor. ,, Überlassen Sie es gefälligst der Polizeibehörde von Ragazza. zu beurteilen, ob ein Fall von uns zu bearbeiten ist oder nicht!" brabbelte er empört. „Was Sic mir da erzählt haben, müssen Sie Ihrem Konsulat erzählen. Das gibt die Akten nach Berlin weiter. wo Sie zuständig sind. Und von da aus gehl die Angelegenheit erst an das Juslizminislerium, und wenn wir von dort Mitteilung bckonuncn, daß etwas geschehen soll, so wird es geschehen. Ihre Ausfüiirungcn interessieren uns vorläufig überhaupt nicht." Robby Valberg atmete schwer. Es kochte und brodelte in ihm. Es zischte und dampfte. Und dann kam die Eruption. ,, Interessieren Sie nicht?" stammelte er. ,, Interessieren Sie überhaupt nicht?" Er packte das nächstliegende Bündel Akten und schmetterte es in eine Zimmerecke. Er riß den Aktenschrank um und trampelte knurrend vor Wut darauf herum. Er fegte mit einer einzigen wilden Handbewegung alles herunter, was auf Stanco Papacics Schreibtisch lag. Der Polizcigewallige hatte sich in die äußerste Ecke gedrückt und krähte um Hilfe. In der Tür zur Wachtstube erschienen die Köpfe zweier Polizisten, ,, Sofort auf eure Plätze", brüllte Robby sie an, ,,odcr ihr seid eure Stellung los!" Die beiden sahen sich einen Augenblick unschlüssig an. Der Ton des eleganten Herrn verriet den Mann, der gewohnt ist, zu befehlen. Vielleicht war es der neuernannte Polizeiminister, der hinter die Bestechereien Papacics gekommen war. Papacic schrie ihnen zu, den Mann festzunehmen. Aber Robby machte drohend einen Schritt auf sie zu. Sie wichen zurück, und Robby schloß die Tür hinter ihnen ab. ,,Ich werde Sie verhaften lassen", krähte Stanco Papacic. ,,Sic haben sich gegen die Staatsgewalt aufgelehnt!" Robby Valberg ergriff das Tintenfaß und schleuderte es Slanco Papacic vor die Füße. Der Inhalt spritzte nach allen Seiten. ,,Das ist keine Polizciangelegenheit", sagte Robby kalt. ,.Sie müssen die Sache meinem Konsulat erzählen — das gibt die Sache nach Berlin weiter, und von da gehl die Sache an das Justizministerium. Wenn Sie von dort Mitteilung bekommen, wo meine Großmutter mütterlicherseits ihr Weekend verbracht hat, können Sic mich meinetwegen verhaften! Leben Sie wohl!" Er nahm den Schlüssel zur Polizeistube mit. Bis der Schlosser kam und sein Personale aufgegeben hatte, vergingen sicherlich ein bis zwei Stunden. Man hatte also Zeit. Was für ein sympathisches Land! Der Vulkan war noch durchaus nicht beruhigt, als er im Konak anlangte. Was war jetzt zu tun? Sich das Schießzeug einstecken und zu Mircovich zurückgehen. Der Kerl wußte, wo das Mädel war, und er würde es auch sagen, oder es müßte mil dem Teufel zugehen. Das schwarzbärtige, verräuchert aussehende Individuum, das hier alle Funktionen des Service zu vollführen schien, Iral auf ihn zu. ,,Dame warten' oben, Monsieur." Er grinste dazu, unter gütiger Mitwirkung eines schwärzlichen Zahnstummels. — ,,Eine Dame? Sollte — " Robby Valberg stürzte auf sein Zimmer. „Guten Tag, Monsieur", sagte Ranka Jcllacic. ,,Ah — Sie sind es — " Zu dumm, daß man wirklich einen Augenblick lang gedacht halte — „Bitte, nehmen Sie Platz, Mademoiselle." ,,Sie haben mehr Lebensart als Dmitri Mircovich", lächelte sie. ,,Ihre Komplimente sind erfreulicherweise nicht übertrieben", sagte er trocken. Jetzt lachte sie sogar. ,,Sie sind ihm überhaupt überlegen. Deshalb bin icli hier." Er sah sie aufmerksam an. ,,Wic soll ich das verstehen?" Sie überlegte und hob dann den Kopf. ,,Ich will ganz offen zu Ihnen sein. Es hat, glaube ich. Ihnen gegenüber keinen Zweck, Versleck zu spielen. Sie wissen von der Sache mit der Million. Sic wollen die Million haben? Ist das so?" ,,Das ist so", sagte er leise belustigt. „Sehr gut. Aber Sie werden Sie niemals bekommen!" 7" ,, — ohne mich!" „So. Wenn ich nun zum Beispiel Herrn Mircovich — hm sehr energisch befragen würde — " Fortsetzung folgt