Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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Als nach Rudolf Valentinos frühem Tod der Platz des Ersten Liebhabers der amerikanischen Leinwand frei wurde, begann ein Ansturm von allerlei Jünglingen, die den romanischen Typ verkörperten und sich für schön genug hielten, den umschwärmten Liebling der Frauen ersetzen zu können. Die Filmgesellschaften, in deren Interesse es lag, die Lücke schnell zu füllen, machten allerlei noch heute nicht abgeschlossene Experimente, denn eben wird in Hollywood ein neuer Mann mit großer Reklame kreiert, der sich gleich Rudy Valley nennt. Aber die Spekulation ist bis jetzt mißglückt, denn Valentino ist unvergessen; er wird als einziger aus der langen Reihe der Filmdarsteller, die zu den Schatten entwichen, geliebt und verehrt. Die Erfahrung hätte lehren müssen, daß ein neuer Filmabgott der Frauen dem entschwundenen Idol vollkommen unähnlich sein werde, und in der Tat hat sich dieser Fall auch ereignet. So unvergessen Valentine ist, so schnell gelang es John Gilbert, der umschwärmteste Filmschauspieler Amerikas zu werden. Seine Erscheinung, seine Art der Darstellung war vollkommen anders als diejenige, welche die Amerikanerinnen bisher von Wallace Reid über Dick Barthelmeß bis zu ,,Rudy" erlebt hatten. Gilbert brachte nicht den Jüngling, sondern den reifen Mann als Liebhaber auf die Leinwand. In einem Lande, wie den ,, Staaten", in denen ein Kult der Jugend betrieben worden war, bedeutete dies eine vollkommene Umkehrung der Begriffe, aber Gilbert konnte sich in erstaunlich kurzer John Gilbert ist mit seiner Toniilmstimmc zufrieden Phot. M.-O.-M Zeit durchsetzen, und seit der ,, Lustigen Witwe" hat er alle anderen Liebhaber überflügelt. Vielleicht ist durch ihn das kurze Bärtchen populärer geworden als durch Menjou, Fairbanks, Colman, zumal es bei ihm, im Gegensatz zu den genannten drei, nur ein Filmrequisit bedeutet, John Gilbert steht auch zu seinen Mitspielern völlig anders als die übrigen Liebhaber. Waren Wallace Reid und Rudolf Valentino absolute Starspieler, die andere Sterne nicht um sich duldeten, sondern nur Mitspieler brauchen konnten, die das Stichwort brachten, so ist durch Gilbert der Sinn eines Ensemblespiels in den amerikanischen Film gekommen. In der ,, Lustigen Witwe" trat Mae Murray sogar stärker in den Vordergrund als er, aber obgleich sie mehr Großaufnahmen beanspruchen durfte, blieb der Eindruck seines Spiels stärker haften. John Gilbert hat sich einmal über seine Partner in folgendem Sinne geäußert: ,, In jedem Film, der mir die Hauptrolle überträgt, bemühe ich mich, bei der Auswahl der Mitspieler meinen Einfluß dahin geltend zu machen, daß nur beste Kräfte eingestellt werden. Kein Schauspieler kann sich völlig entfalten, wenn er nicht durch seine Partner angeregt und angespornt wird. Es gibt Stars, die sich zu weiblichen Gegenspielern schöne Frauen aussuchen, deren Aufgabe allein darin besteht, verführerisch auszusehen und dann das — im Titel erscheinende — Stichwort zu biingen, worauf der Star die Szene spielt. Ich bin stets dagegen gewesen, denn es kommt mir wie ein Spiel gegen die Wand vor. Ein Schauspieler kann sich nur in ent